31. Oktober 2006

Haus der offenen Tür bei den Donovans

Leverkusen liegt am Wasser. Manhattan Beach liegt am Meer. Leverkusen ist ein Vorort von Köln. Manhattan Beach ist ein Vorort von Los Angeles. Leverkusen hat McDonald's (dank Henry Maske). Aber Manhattan Beach hat den In-N-Out-Burger. Und viele prominente Sportler in großen Villen. Und besseres Wetter. Und seit einer Weile hat Manhattan Beach auch Landon Donovan, der sein Geld in ein Haus gesteckt hat, durch das er unlängst für MTV eine Führung gab. Fünf Schlafzimmer, viereinhalb Bäder, drei Hunde, zwei komische Bewohner und ein Motto: Leicht schräg das Ganze. Mit der schauspielernden Freundin namens Bianca Kajlich (fünf Jahre älter als er) wie die Glucke ständig im Bild. Mit Bier im Kühlschrank (aber nicht viel an Essensvorräten). Und einem Bett mit einer Spezialkunststoffmatratze der Marke Tempurpedic. Dort passiert angeblich "the magic". Das sagt er wirklich, ehe er uns noch stolz (und ohne seinen Schatten) sein Jaguar-Cabriolet mit den seltsam blauen Recaro-Sitzen zeigt.

Das ist der Stoff, aus dem in den USA die Fußballhelden sind. Stil? Geschmack? Yikes. Eine Welt aus dem Katalog der abgestandenen Wohnträume, wie man sie in manchen Hotels findet. Was man nicht hat, kann man nun mal nicht vortäuschen. Nicht mit vielen Kissen und nicht mit vielen Kerzen. (via soccernista)

Knicks schütten aus. Brown sagt danke

Wir denken uns eine Zahl zwischen 10 und 20 Millionen aus und schreiben Sie an den Anfang dieser Meldung und fügen ein Dollarzeichen hinzu. Wie wär's mit 18 Millionen Dollar? Fein. Sagen wir also 18 Millionen Dollar. Ist vermutlich sowieso egal. Denn wie hoch die Summe auch immer sein wird, die Larry Brown nach seinem Streit mit den New York Knicks bekommt - niedrig ist etwas anderes. Und nahe dran an den 41 Millionen Dollar, die ihm der Club noch im Rahmen des Disputs zahlen sollte, kann sie nicht sein. Dann hätte man im Madison Square Garden sicher gesagt: Okay, dann soll David Stern die Angelegenheit entscheiden.

Den NBA-Commissioner hatten beide Parteien tatsächlich angerufen, weil sie sich nach dem Rauswurf des Erfolgstrainers nach nur einer Saison in New York nicht einigen konnten. Stern hörte sich beide Seiten lange an und empfahl, einen Kompromiss zu finden. Das haben sie geschafft. Aber nun will keiner über die Details reden. Deshalb darf über den Betrag spekuliert werden. Und darüber, wo der Wandersmann als nächstes anheuert. Brown hatte im Laufe seiner Karriere bei jedem Team für messbare Leistungssteigerungen gesorgt. Die Knicks waren seine erste sportliche Pleite (wenn man die Arbeit in Athen mit der Nationalmannschaft nicht mit einrechnet, weil das ein Sonderfall ist.)
Blick zurück: Die erste Geschichte in der Arena über den Streit. Dort war fälschlicherweise von 52 Millionen Dollar die Rede

30. Oktober 2006

NBA-Einwanderer verändern den Ethnik-Mix

Eine der aktuellen NBA-Geschichten zum Saisonbeginn am 31. Oktober ist auf faz.net gepostet worden. Der Titel: "Die europäische Invasion". Man erinnere sich: In diesem Jahr wurde erstmals ein junger Basketballer aus Europa an Nummer eins gedraftet. Seine Name steht auf dem Trikot rechts. Die Spieler aus dem ehemaligen Jugoslawien sind schon so viele, dass man sie gar nicht mehr auseinanderhalten kann. Aber all das bestimmte nur einen Teil des Textes. Der Artikel ist vermutlich einer der ersten in Deutschland zu diesem Thema, die einen ziemlich auffälligen Aspekt nicht unter den Tisch fallen lässt: die Hautfarbe der Spieler. Dei meisten Europäer sind weiß und haben den Ethnik-Mix in der Liga, der mal bei 80/20 lag, langsam, aber sicher leicht umgetönt. Niemand nimmt gerne zu dieser Facette Stellung. Wer gibt sich nicht am liebsten farbenblind, wenn es um solche Dinge geht? Die Realität ist natürlich anders. Mehr hier.

Übrigens: die Phoenix Suns sind nach einer Meldung der NBA das Team mit den meisten Nicht-Amerikanern. Sie haben sieben. Zu Beginn der Saison gehört eine Rekordzahl von 83 Ausländern aus 39 Ländern zu den Kadern der 30 Teams. Nur zwei Mannschaften kommen ganz ohne aus.

Klinsmann-Watch: Das Spiel im Spiel

Jetzt wissen wir auch, warum Jürgen Klinsmann in der vergangenen Woche so freigiebig in Form von Andeutungen geplaudert hat. Das Tauziehen hat begonnen. Herr. K. will offensichtlich den Job und möchte vermutlich ein bisschen Bande spielen, um den Druck auf den Verband zu erhöhen. Das ist das einzige, was sich aus der offiziellen Stellungnahme von Verbandspräsident Sunil Gulati (Bild) herauslesen lässt. Der sagte im Rahmen einer Telefonkonferenz mit Journalisten heute mittag folgendes

"Ich werde nicht abstreiten, dass ich mit Jürgen Klinsmann gesprochen habe."

"Wir haben noch keine Entscheidung darüber getroffen, wer unsere Nationalmannschaft trainieren wird."

Und jetzt kommt der Hammer: "Wir haben noch niemanden ein Angebot gemacht, die Nationalmannschaft zu trainieren."

Die Entscheidung soll Ende November/Anfang Dezember fallen. (via goal.com)

Big Ben: Ding Dong gegen Oakland

Ach ja, Ben Roethlisberger hat am Sonntag tatsächlich gespielt. Und zwar schlecht. Die Pittsburgh Steelers verloren mit ihm gegen die schlappste Mannschaft der Saison: die Oakland Raiders. Die Entscheidung, den Quarterback so kurz nach seiner schweren Gehirnerschütterung einzusetzen, war ein grotesker Fehler.
Blick zurück: Big Ben spielt auch mit Dröhnen im Kopf

St. Louis feiert die World Series des Grauens

Rund 500 000 Menschen haben am Sonntag in St. Louis den Gewinn der World Series gefeiert. Die einheimischen Cardinals hatten letzte Woche die höher eingeschätzten Detroit Tigers mit 4:1 klar besiegt. Sie hatten die besseren Pitcher und sie hatten nicht so viele folgenschwere Fehler begangen. Die Stadt hatte sich zuletzt an den Erfolgen des örtlichen Football-Teams berauscht, der St. Louis Rams, die aber nicht so sehr in Missouri verwurzelt sind. Die Rams waren wenige Jahre zuvor mit Hilfe einer neuen Arena aus Los Angeles - genauer gesagt aus Anaheim - weggelockt worden.

Ergänzung: Vor wenigen Minuten kam die aktuelle Liste der gefährlichsten amerikanischen Städte heraus. Was soll man sagen? St. Louis ist auf Platz 271 und damit die gefährlichste. Detroit steht auf Platz 270 und ist die glanzvolle Nummer zwei. Die World Series des Grauens. New York - einst das Abziehbild des Schreckens genannt Gotham - wird langsam, aber sicher zum Friedensbezirk. Die Metropolis rangiert auf 145 und damit vor vielen kleineren Städten, von denen man gewöhnlich überhaupt nichts hört.

Zweite Ergänzung: St. Louis führt offensichtlich eine weitere Liste an: die der Städte mit den meisten Fällen an Gonorrhoe, auf die Einwohnerzahl umgerechnet. Und - wie nicht anders zu erwarten - Detroit folgt auf dem Fuße. So etwas kann einfach nicht gesund sein: Gewalt und Geschlechtskrankheiten und Bier (Budweiser kommt hierher) und Baseball...

29. Oktober 2006

NBA-Legende Red Auerbach gestorben

Viele Grüße an alle, die das Gefühl kultiviert haben, die NBA vor Michael Jordan und Magic Johnson sei eine unbedeutende Liga gewesen, in der Männer mit viel zu kurzen Hosen und viel zu langen (Afro-)Haaren ohne Konzept durch die Gegend liefen: Einer der Architekten des modernen Basketballspiels ist gestorben. Sein Name: Red Auerbach. Ohne ihn hätte es den Magier Bob Cousy nicht gegeben, nicht den Riesen Bill Russell (siehe Kommentare) und nicht jene Dynastie der Boston Celtics, die eine Namensliste an herausragenden Spielern produzierte.

Er hieß eigentlich Arnold Jacob Auerbach, sein Spitzname Red spielte auf die Farbe seiner Haare an. Er war der Sohn russischer Einwanderer, der in Brooklyn aufwuchs. Er wurde 89 Jahre alt und hatte bis zuletzt eine offizielle Position bei den Celtics, die er von 1950 bis 1966 trainert hatte. Zwischen 1959 und 1966 gewann die Mannschaft acht NBA-Titel in Folge. Die Washington Post würdigte in ihrem Nachruf Auerbach als den Mann, der den professionellen Basketball erfunden habe.

Zu Auerbach, der sein eben lang in jeder Lebenslage eine dicke Brazil zwischen den Fingern hielt, hat NBA.com ein Video zusammengestellt. Sehr informativ. Es gibt dort auch eine Stellungnahme von Bob Russell zu seinem Mentor. Zu den Spielern der frühen NBA findet man sechs Seiten in meinem Buch Basketball in der NBA. Die Liga - Das Spiel - Die Stars (siehe Randspalte).

28. Oktober 2006

Das Beispiel Dixie Chicks: Mut und Integrität haben ihren Preis


Es gibt Zeiten, in denen sich zeigt, ob Menschen etwas zu sagen haben. Und ob die, die etwas zu sagen haben, mit den Schwierigkeiten umgehen können, die sich daraus ergeben. Aus den Schwierigkeiten entstehen manchmal gute Lieder und gute Filme. Und manchmal auch eine Kombination aus beidem. Womit wir bei dem Dokumentarfilm Shut Up and Sing sind, der heute in New York in die Kinos kam und der die Dixie Chicks zeigt, einst die erfolgreichste Frauen-Band der Welt, dann geschmäht und von Millionen von Fans im Rahmen einer wohl organisierten Kampagne boykottiert. Eigentlich sehen die drei Musikerinnen, deren Harmoniegesang so zart dahin schmilzt wie die manchmal ziemlich süßen Kompositionen (es gibt auch poprockige Up-Tempo-Songs mit Schmackes), nicht wie Widerstandskämpfer aus. Eher wie drei Models von Anfang 30, die bei jeder Kameraeinstellung einen verführerischen Eindruck machen. Aber was der Film der Oscar-Gewinnerin Barbara Kopple und ihrer Regiepartnerin Cecilia Peck zeigt, ist, dass es oft gar nicht so viel braucht, um mit dem Problem konfrontiert zu werden.

Für die Dixie Chicks begann es am Vorabend des Irak-Krieges bei einem Auftritt in London, als Sängerin Natalie Maines dem Publikum ihre politische Haltung signalisierte: "Wir schämen uns, dass der amerikanische Präsident aus Texas kommt." Wenn man jede CD sechs Millionen mal verkauft, kann solch eine Stellungnahme herbe Konsequenzen haben. Sie begannen mit Radiosendern, die unter Druck von Anrufern die Dixie Chicks aus dem Programm nahmen, gingen über öffentliche Aktionen, bei denen die Alben in den Müll geworfen und von einer Dampfwalze zermalmt wurden, und reichten bis zu einer ziemlich ernsten Morddrohung. Der Bush-Kult, den Millionen rechter, reaktionärer und rassistischer Amerikaner pflegen, ist keine Übung in Toleranz, sondern eine präfaschistische Gesinnungsdiktatur.

Drei Jahre später ist die Politik dieses Präsidenten entlarvt. Er hat dank dem Krieg und anderer Aktionen seine Popularität weitestgehend eingebüßt. Und so mehren sich kritische Stimmen, die dem Spuk ein Ende bereiten wollen. Aber ehe das tatsächlich auch passiert, sollte man sich die Zeit nehmen und den Film anschauen, der demonstriert, wie hartnäckig, mutig und integer diese drei ziemlich kleinen Texanerinnen sind und mit welcher kreativen Kraft sie ihre Musik komponieren und auf die Bühne bringen.

Der Titel - Shut Up and Sing - spielt auf die Erwartung des Publikums an, das in Amerika, einem vermeintlicherweise so freien Land, gerne Künstlern jede Nachdenklichkeit und politische Sensibilität abspricht. Es sei denn, die Künstler wickeln sich ins Sternenbanner und spielen den patriotischen Clown. So etwas ist natürlich hoch willkommen. Der Film selbst kommt bewusst zur Wahl Anfang November ins Kino. Er hätte sicher bereits schon vorher, zum Beispiel zur Veröffentlichung der letzten, insgesamt vierten Dixie-Chicks-CD (Taking the Long Way) erscheinen können, als die drei Frauen es bis aufs Cover des Nachrichtenmagazins Time und in das populäre Politfernsehmagazin 60 Minutes schafften. Aber dort wäre er womöglich in der Medienflut untergegangen.

Ich habe mir heute den Film angesehen und aus jedem Blickwinkel betrachtet - dramaturgisch, musikalisch, inhaltlich. Er ist ein kleines Meisterstück in seinem Genre. Die Soundqualität der Musik ist hervorragend. Die Erzählform mit ihren zwei Rücksprüngen sinnvoll. Die Bilder sind mitunter auf erstaunlich seherische und einfühlsame Weise aufgenommen worden. Das Resultat ist politisch gesehen eher harmlos. Aber künstlerisch, insbesondere für die Dixie Chicks, ein enormer Gewinn. Frauen Power vom Feinsten.

Ich habe keine Ahnung, ob und wann der Film in Deutschland laufen wird. Er hätte es verdient. Er hat jene Tiefe, die viele Zuschauer an Sönke Wortmanns Sommermärchen vermissen. Der stärkste Song des neuen Albums heißt I'm Not Ready to Make Nice und gibt es hier als Live-Version. Der Trailer (siehe oben) ist ein Hauch reißerischer als der Film selbst. Aber das ist normal für die Branche.

Paris Hilton kommt: Halloween am Monday Night

Einen Tag vor Halloween will der Fernsehklassiker Monday Night Football eine richtig gruselige Nummer abziehen. Paris Hilton wird sich zeigen und auf diese Weise dokumentieren, dass die Entertainment-Bosse des amerikanischen TV keine Maßnahme scheuen, um die Quote nach oben zu kitzeln. Sport ist Mord. Aber sischer datt. Selbstmord nämlich. Auf Raten (via The Big Lead)

Mark Cuban und sein wirres NBA-Ball-Ballett

Man muss es Mark Cuban lassen. Ihm fällt immer wieder etwas ein, auf das niemand sonst gekommen wäre. Er hat die Physiker von der Universität Texas in Arlington gebeten, den alten und neuen NBA-Ball wissenschaftlich zu vergleichen. "Ohne vorgefasste Ansichten. Ohne Vorurteile. Einfach nur Wissenschaft", wie er in seinem Blog berichtet. Der neue Ball - aus synthetischer Mikrofaser statt aus Leder - ist unter Spielern mehr als umstritten. Die meisten hassen ihn, weil er anders in der Hand liegt und die Hände leichter abrutschen, wenn man schwitzt. Doch ihr Protest fällt auf taube Ohren. NBA-Commissioner David Stern hat bereits erklärt, er denke gar nicht daran, den alten Ball wieder auszugraben.

Was sagen die Wissenschaftler?
1. Der neue Ball prellt nicht so hoch vom Boden zurück wie der alte.
2. Die Oberfläche des neuen Balls bieten den Händen 30 Prozent weniger Haftung, wenn Feuchtigkeit ins Spiel kommt. Er absorbiert die Feuchtigkeit nicht so gut wie Leder. Mit anderen Worten: der Ball ist schlüpfriger.
3. Die Synthetikbälle prallen vom Brett unkalkulierbarer ab.

Und was sagt Mark Cuban? Behaltet den Ball. "Er ist nicht perfekt, aber es würde mehr Probleme verursachen, ihn wieder abzuschaffen, als ihn zu behalten."

Na, wie bescheuert ist eine solche Logik?
(via TrueHoop)

Was der Blogger sonst noch schreibt

Nur diese kleine Ankündigung für alle, die's interessiert: Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung macht morgen den Sportteil mit einer großen Geschichte über die Europäisierung der NBA auf. Wer will, kann ja mal an der Tankstelle hineinschnuppern. Die SonntagsZeitung in Zürich bringt ebenfalls das Thema NBA. Schwerpunkt: der neue Schweizer NBA-Profi Thabo Sefolosha, der von den Chicago Bulls gedraftet worden war und sich in der Vorsaison wacker geschlagen hat. Mein Beitrag: ein Artikel über die Chicago Bulls und darüber, wie der Club die große Zeit der neunziger Jahre bewältigt hat, als sie von den Unbeat-ables zu den Laugh-ables wurden. In diesem Jahr gehören sie zu den am meisten beachteten Mannschaften in der Eastern Conference.

In der nächsten Woche dann noch ein umfassender Bericht über die Schattenseiten der NBA im Tages-Anzeiger in Zürich. Sollten die Texte online auftauchen, werden sie in der Arena gelinkt.

27. Oktober 2006

Klinsmann-Watch: Die etwas andere (Web)Seite

Wer wissen will, wieviele Freunde Jürgen Klinsmann hat, sollte mal hierhin gehen. Der ehemalige Bundestrainer ist kein Blogger, nutzt YouTube, um per Video und Musik den Anhängern seine Gefühle mitzuteilen. Und er war auch schon einige Tage nicht mehr auf seiner eigenen Spielweise zu Gast. Sein Motto lautet: "Leute, mal ehrlich - endlich Stadionverbot für NPD und Anhänger. Wir wollen keine Nazis!!" (via cantstopthebleeding und theoffside)

Klinsmann-Watch: Siehe da, sie reden

Vor einer Stunde kam bei AP über den Ticker: Jürgen Klinsmann und der US-Verband haben Gespräche geführt. Noch steht nichts fest. "Ich bleibe mit Sunil in Verbindung und werde sehen, wohin es führt. Es ist ein sehr legerer und entspannter Austausch", sagte der ehemalige Trainer der deutschen Nationalmannschaft. Kryptisch allerdings ist gar nichts mehr. Denn: "Früher oder später muss ich in den Trainerberuf zurückkehren."

Verbandspräsident Sunil Gulati hält sich ebenfalls bedeckt. "Offensichtlich werden diese Diskussion weitergehen . Und wir werden sehen, wohin sie führen." Seine Pluspunkte sieht er selbstverständlich: "Er hat die amerikanische Fussball-Szene viel besser im Griff als jemand, der nicht so viel Zeit hier verbracht hat. Er ist neugierig. Er ist ein intelligenter Typ, vielsprachig und besitzt viele positive Qualitäten."

Wahl hat schon gewählt: Klinsmann natürlich

Es wird Zeit, mal wieder ein bisschen in die Glut zu pusten, um das Flämmchen "Jürgen Klinsmann" auflodern zu lassen. Einer der am besten informierten Fußball-Journalisten in den USA hat durchblicken lassen, dass die Entscheidung von Herrn K. wohl nur davon abhängt, ob der amerikanische Verband die Bedingungen erfüllt, die er stellt. Grant Wahl, so heißt der Kollege von Sports Illustrated, sagte dies in einem Interview mit dem Blog This Is American Soccer: "Für mich lautet die Frage nicht, ob die USA sich ihn leisten kann. Das können sie. Der Verband besitzt im Moment einen Überschuss von 40 Millionen Dollar. Ich denke, die Frage dreht sich um die Leute im Verband. Wie gehen ihre Egos mit diesem Typen um, der kommt und große Veränderungen umzusetzen versucht. Sind Sie Willens, das zuzulassen?"

Wahls Sympathien hat der Schwabe: "Er ist ein Innovator. Die Spieler haben ihm soooo viel Respekt entgegengebracht - aufgrund seiner eigenen Karriere und seiner eigenen Erfolge. Er setzt sehr auf Angriff, will dass Mannschaften sich nach vorne orientieren und guten Fußball spielen. Ich denke, ehrlich gesagt, er wäre großartig für einen Spieler wie Landon Donovan." (via soccernista)
Blick zurück: Donovan - das Weichei

Diesmal sind die Säbel besonders scharf

Nicht dass wir das hier haben kommen sehen. Manhattan ist eine Tagesreise von Buffalo entfernt. Aber geahnt, ja geahnt schon. Die Sabres haben gestern die New York Islanders verdroschen und damit ihre Siegesserie auf 10 ausgebaut. Sie egalisierten damit den NHL-Rekord der Toronto MapleLeafs aus der Saison 1993/94. Wie geht's weiter? Mannschaften, die derart stark starten, sind heiße Kandidaten auf den Titel. Das zeigt sich immer wieder. Im Eishockey allerdings gibt es eine große Unbekannte: Verletzungen. Buffalo gewinnt auf allerlei Art: selbst wenn das Team zwei Tore in Rückstand liegt. Das zeigt vieles: vor allem Spielintelligenz und Abgeklärtheit.

Cardinals fast uneinholbar in Führung

Die World Series im Baseball ist hier letztlich ziemlich kurz gekommen. Das liegt auch an der Serie selbst, die nach dem gestrigen - im Grunde nicht zu fassenden - Erfolg der St. Louis Cardinals einen klaren Favoriten auf den Titel hat: die besagten Cardinals, die mit 3:1 Siegen nur noch einmal gewinnen müssen. Die Detroit Tiger haben schlechte Karten: Sie müssen alle ausstehenden Begegnungen der Best-of-Seven-Serie für sich entscheiden. Und danach sieht es nicht mehr aus. Die Pitcher der Cardinals sind einfach zu hartnäckig und arbeiten sich selbst aus schwierigen Situationen heraus. Jim Leyland schien gestern zwar richtig zu spekulieren, als er die Reihenfolge seiner Batter umstellte, denn die Mannschaft ging in Führung. Aber St. Louis popelte sich einen Run nach dem anderen zusammen und ging im achten Inning in Führung. Heute geht es weiter. Vielleicht war's das dann schon.

NBA Commissioner Stern mahnt Waffennarren

Zuerst war da der Zwischenfall mit Stephen Jackson in Indianapolis, der ihm eine Anklage wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit eingehandelt hat und ihn möglicherweise ins Gefängnis bringt. Dann kam die Episode mit Sebastian Telfair von den Boston Celtics, der im Verdacht steht, in New York in eine Schießerei verwickelt gewesen zu sein, in der ein Rapper namens Fabolous verletzt wurde. Und so sah sich NBA-Commissioner genötigt, die Spieler darauf hinzuweisen, dass sie zwar einerseits durchaus Waffen besitzen dürfen, die aber andererseits nicht bei sich haben dürfen, sobald sie in ihrer Rolle als Angestellte eines Clubs unterwegs sind. Das betrifft die Sporthallen, Trainingsanlagen, die Busse und Hotelzimmer auf Reisen und offizielle Auftritte bei Veranstaltungen aller Art. So steht es im Tarifvertrag.

Stern gab bei der Gelegenheit ebenfalls zum Besten, dass Menschen mit Schusswaffen wohl zu Unrecht glauben, dass sie sich mit ihnen schützen können und sich sicherer fühlen. “Es handelt sich um eine weit akzeptierte Statistik, dass deine Chancen erschossen zu werden, dramatisch steigen, wenn du eine Waffe trägst."

Die Perversion der Diskusssion könnte nicht stärker illustriert werden als durch den Kommentar von Richard Jefferson (New Jersey Nets), der darauf hinwies, dass Vizepräsident Richard Cheney vor einem Jahr straflos einem Jagdgefährten eine Ladung Schrot ins Gesicht schießen konnte, während sich Stephen Jackson nur gegen einen Schlag ins Gesicht zur Wehr gesetzt habe. Auf gut amerikanisch heißt so etwas double standard. Mit anderen Worten: Es werde mit zweierlei Maß gemessen. Er sagte es nicht klar und deutlich, ließ aber keinen Zweifel daran, was er meinte: Ein weißer Politiker darf, was ein schwarzer Sportler noch lange nicht kann.

Übrigens: Nicht nur Stephen Jackson hatte eine Pistole dabei, als die Polizei kam, sondern auch zwei seiner Kameraden von den Indiana Pacers, die ihn an diesem Abend begleiteten. Alle drei hatten die Waffen in ihren Autos gelassen und nicht mit in den Strip Club genommen, in dem sie sich bis nachts um drei vergnügten.

Bild: Officer.com - Shaquille O'Neal inspiziert eine Mosquito der Firma Sigarms während der International Association of Chiefs of Police Conference im September in Miami Beach (via Journal-Times)
Blick zurück: Anklage gegen Ballermann Jackson
Blick zurück: Die erste Meldung über den Zwischenfall in Indianapolis

26. Oktober 2006

Ernie Els fordert Tiger Woods heraus. Good Luck

Endlich mal ein Golfer, der die Herausforderung ankündigt und annimmt, die mit dem Namen Tiger Woods verbunden ist: Ernie Els hat tatsächlich gesagt, dass er innerhalb der nächsten drei Jahre der beste Spieler in der Welt sein will. The Big Easy aus Südafrika, der zwei US Open und eine Brish Open gewopnnen hat, war schon mal ziemlich nahe dran, zeigte aber dann nicht den Biss. Zuletzt ließ er sich am Knie operieren und fand danach noch nicht wieder seine Bestform. Zur Zeit hält er Platz sieben der Weltrangliste, eine Leistungstabelle, in der die Turnierresultate der jeweils letzten zwei Jahre erfasst werden.

Els nannte seine Zielvorstellung am Vorabend des letzten regulären Turniers der Saison, der Chrysler Championship in Palm Harbor, "realistisch" und erklärte sich dazu bereit, sich "die nächsten drei Jahre körperlich und geistig diesem Ziel zu widmen". Els ist 37 Jahre alt, traditionell über den Zenit der biologischen Leistungskurve eines Klassegolfers hinaus. Doch es gibt Ausnahmen. Die letzte: Vijay Singh, der mit Anfang 40 Woods von Platz 1 der Weltrangliste verdrängen konnte. Els hatte in diesem Jahr zweimal in Playoffs verloren - gegen Woods bei der Dubai Desert Classic und gegen Adam Scott bei den Singapore Open.

Mehr Golf: Der amerikanische Ryder-Cup Captain Tom Lehman hat inzwischen viel Zeit damit verbracht, die Gründe für die schwere Niederlage im K-Club gegen die Europäer zu analysieren. Und jetzt kennen wir sie: Colin Montgomerie, Sergia Garcia, Lee Westwood und co. waren aggressiver, seine Leute versuchten mit Pars auf Nummer sicher zu gehen.

Big Ben spielt auch mit Dröhnen im Kopf

Ein Motorradunfall, bei dem er beinahe innerlich verblutet wäre, eine Blinddarmoperation vier Tage vor Beginn der Saison und am Sonntag dann auch noch eine schwere Gehirnerschütterung, wegen der minutenlang bewusstlos auf dem Rasen lag - das ist der Liste der gesundheitlichen Probleme eines der besten Quarterbacks der NFL. Er heisst Ben Roethlisberger, Spitzname Big Ben, spielt bei den Pittsburgh Steelers und besteht darauf, schier unverwüstlich zu sein. Obwohl die Ärzte das für Unfug halten und der 24jährige dabei seine Karriere aufs Spiel setzt, will er am kommenden Sonntag wieder spielen und trainiert seit ein paar Tagen wieder. Die normaler Therapie lautet: Bettruhe. Trainer Bill Cowher, der mit seinem Spielgestalter vor ein paar Monaten den Super Bowl gewonnen hatte, hätte die Autorität, Roethlisberger auf die Bank zu verbannen. Aber danach sieht es im Moment nicht aus. Motto: Wir quetschen die Zitrone aus, solange wir das können. Danach besorgen wir uns eine neue.

Comeback-Angebot für Tyler Hamilton

Obwohl Tyler Hamilton mit der Dopingaffäre in Spanien - Deckname Operation Puerto - in Verbindung gebracht wird, darf er nach dem Ablauf seiner zweijährigen Sperre wieder fahren. Und so erhielt der amerikanische Zeitfahr-Olympiasieger von 2004 von dem neuen italienisch-russischen Rennstall Tinkoff Credit Systems ein Angebot. Das berichtete die Agentur Associated Press am Mittwoch. Hamilton, inzwischen 35 Jahre alt, hatte auch während der Auszeit trainiert. Er hatte selbstbverständlich bestritten, sich mit Blutdoping fitgemacht zu haben und eine neue Theorie für die Testergebnisse angeboten: die von dem Mutterleib abgestorbenen Zwilling. Hamilton braucht noch eine Lizenz des amerikanischen Verbandes.

25. Oktober 2006

Breaking News: NFL-Match 2007 in Deutschland?

Die NFL wird ab 2007 zwei reguläre Spiele pro Saison außerhalb der USA austragen. Das haben am Dienstag die Clubbesitzer beschlossen. Mexiko, Kanada, England und Deutschland gelten als Favoriten für die Stippvisiten. Das wachsende Interesse am amerikanischen Football ist wohl so langsam auch der Liga aufgefallen. Und dieses soll jetzt bedient werden. Der neue Commissioner hat wohl nicht die Bauchschmerzen seines NBA-Kollegen David Stern, der über die Größe der Hallen jammert. Man denkt weit im voraus - auf 16 Jahre hinaus - damit jede Mannschaft zweimal an die Reihe kommt. Einmal als Heimteam und einmal als Auswärtsteam. 2005 hatte die NFL erstmals ein offizielles Spiel außerhalb des Stammterritoriums ausgetragen - da reisten die Arizona Cardinals und San Francisco 49ers nach Mexico City und spielten im Azteca Stadium vor 103,467 Zuschauern (so genau wurde gezählt). Vorbereitungsmatches haben schon des öfteren im Ausland stattgefunden. Und so ist für die New England Patriots und Seattle Seahawks nächsten August ein Abstecher nach Peking geplant.

24. Oktober 2006

Fußball virtuell: Videos zum Abgewöhnen

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Es gibt Leute, die glauben, dass die virtuelle Welt die neue Wirklichkeit ist. Sie hat ihre Vorzüge. Sie ist sauberer, handlicher, transparenter, repetetiv bis zum Overkill. Und viel billiger als harte Drogen. Die Firma Electronic Arts (EA) in Vancouver hat schon vor Jahren allen anderen Nintendisten den Rang im Bereich der Sportspiele abgelaufen und bemüht sich nun darum, den Vorsprung zu halten.

Das Konzept geht so: Man sichert sich für viel Geld einige Stars, macht Verträge mit Sportverbänden und Ligen und illustriert, wie nah man dran ist mit der Computeranimation in Sachen Bewegung an den Abläufen der wirklichen Sportwelt. Die NFL- und NBA-Fans hat man längst gewonnen. Nun sind die Fußballanhänger an der Reihe. Was aufgrund der Champions League mit ihrer Ansammlung an international respektierten Spielern zumindest nicht ganz ausgeschlossen ist. Der Markt ist größer als der für jede andere Sportart.

Bei American Arena gibt es niemanden, der PlayStation spielt. Mit anderen Worten: eine kritische Bewertung von FIFA 07 wird hier nicht veröffentlicht (Es sei denn, Leser schreiben Kommentare. Dazu ist jeder herzlich eingeladen). Nur ein Wort zu den Szenen, die man im Internet finden kann: Bevor ich mir das zu Hause auf dem Computer antue, gehe ich lieber auf den Sportplatz und schaue der Oberstufenmannschaft vom Hotchkiss-Internat zu.
Da ist wenigstens Luft im Ball.

Zur Einstimmung (oder zum Abgewöhnen): EA hat Videos lanciert, die zeigen sollen, mit wieviel Humor man sich darum kümmert, Bewegungsstudien von Stars wie Wayne Rooney (siehe oben) und Ronaldinho einzufangen.

Das folgende Video enthält den Nachschuss eines Elfmeterschützen, der den von der Latte abgeprallten Ball selbst direkt verwandelt. Das Tor wird gegeben. Virtuell ist eben alles möglich

Erinnerung an Pat Tillman

Man wird irgendwann müde, den Wahnsinn zu kommentieren, den die amerikanische Politik in anderen Ländern veranstaltet. Der Wahnsinn ist schließlich eine amerikanische Alltäglichkeit. Aber zu schweigen, ist auch keine Lösung. Nicht wenn es darum geht, den Tod des ehemaligen Football-Profis Pat Tillman einzuordnen. Tillman war ein bestens bezahlter Defensivspieler bei den Arizona Cardinals, als er nach den Angriffen am 11. September 2001 beschloss, zur Armee zu gehen und etwas für sein Land zu tun. Zusammen mit seinem Bruder Kevin wurde er bei einer Eliteeinheit aufgenommen - den Rangers.

Pat Tillman starb am 22. April 2004 im Kugelhagel seiner eigenen Kameraden in Afghanistan. Kevin verließ ein Jahr später die Armee und hat einen Essay geschrieben, der das ganze amerikanische Dilemma, die Volksverdummung von oben, den Glauben der Normalbürger an die Sonderrolle ihres Landes in der Welt und ihren Hang zum Kampf - egal wie menschenverachtend es dabei zugeht - auf eine ganz unmittelbare Weise illustriert. Mit Blick auf die Wahlen am 7. November, bei denen alle Sitze im Abgeordnetenhaus und ein Drittel der Sitze im Senat neu vergeben werden. Das Zwei-Kammer-Parlament hat in den letzten Jahren den republikanischen Präsidenten George W. Bush fast blind in seinen Anschlägen auf andere Länder und die Freiheitsrechte der amerikanischen Bürger unterstützt. Die kommenden Wahlen könnten diesen Zustand beenden.

Zurück zu Pat Tillman, dessen Bereitschaft, sich als Freiwilliger zu melden, und dessen Tod anfänglich auf perverse Weise von den Top-Leuten im Pentagon für ihre Propaganda-Zwecke ausgeschlachtet wurde. Dass er von einem Kameraden erschossen wurde, wurde erst einmal verschwiegen, dann verharmlost. Dass er gegen den Krieg im Irak war, wurde erst später bekannt. Die Zeitschrift Sports Illustrated hatte im September einen ausführlichen Artikel zum Thema Kurz zuvor hatte espn.com diesen investigativen Bericht publiziert

Wenn ein Schiri aus Tahiti pfeift, gibt's einen Elfmeter-Marathon


Zufällig gefunden: Der Elfmeter zwischen Tunesien und Serbien im Olympischen Fußballturnier, der so oft wiederholt wurde, das man mit dem Zählen nicht mitkommt. Anmerkung: Der Schnipsel wurde von der Al-Jazeera-Nachrichtensendung mit arabischem Kommentar heruntergeladen. Das Stadion ist leer, weil sich niemand in Griechenland für solche Begegnungen interessiert. Mehr Info gibt es hier.

23. Oktober 2006

Plus/minus irgendwas mit Zahlen

Die Vorliebe von Amerikanern für Sportstatistiken hat im Zeitalter von Fantasy-Ligen eine weitere Dimension gewonnen: Man will wirklich so genau wie möglich wissen, was die Spieler drauf haben, die man für sein Team draftet. Es gibt schon eine Weile lang eine Untergrundbewegung aus schlauen Akademikern und verkappten Buchhaltern, die das Zahlenmaterial zusammentragen und auf allerlei Weise auswerten. Zu den lesenswerten Bemühungen gehört die Arbeit von The Wages of Wins Journal und Volkswirtschaftler David Berri, zu der deshalb auch auf der American Arena Blogroll gelinkt wird.

Clubmanager und Trainer scheinen den Denkansatz nur selten zu teilen. Das Datenmaterial untergräbt ihre natürliche Autorität, die aus Erfahrung, Intuition und allerlei Seilschaften besteht. Doch die virale Kraft des Kalkulierbaren gewinnt permanent an Zuspruch. Das geht jetzt so weit, dass die NBA und der chinesische Computerhersteller Lenovo eine Bewertung der Leistungsfähigkeit von Basketball-Profis auf der Basis der letzten Saison veröffentlicht haben. Der Name Dirk Nowitzki taucht übrigens des öfteren auf. Hier ist das Link

400 Millionen für ein NBA-Team

Das Logo mit dem komischen Namen Seventy-Sixers und die schmutzige Unterwäsche von Allen Iverson mitsamt den Rechten an seinen sportlichen Diensten und denen seiner Nebenleute sollte eigentlich keine 400 Millionen Dollar wert sein. Aber in der NBA geht es zu wie im Rest vom kapitalistischen Alltag: Wenn die Nachfrage höher ist als das Angebot, steigen die Preise. Da es nur 30 NBA-Clubs gibt, beeinflusst dies denn auch die Verkaufsgespräche der Mannschaft aus Philadelphia. Umso mehr, da inzwischen prominente Interessenten aufgetaucht sind. Eine Gruppe kann solche Namen wie Dr. J. und Will Smith vorweisen. Dr. J. heißt eigentlich Julius Erving und war der sprungewaltigste Hoopster der Vor-Michael-Jordan-Ära und gilt als einer der besten zehn Spieler aller Zeiten. Er drückte sich jahrelang in der Managementetage der Orlando Magic herum. Will Smith ist niemand anderer als der populärste schwarze Hollywood-Schauspieler, der meistens frei erfundene Figuren spielt, aber manchmal auch solch historisch relevante Personen wie Muhammad Ali.

Wer's glaubt, wird selig

Die Nervensägen aus der amerikanischen Sektenwelt sind überall - auch auf Golfplätzen (weiß ich aus eigener Erfahrung) und jetzt auch bei Veranstaltungen mit Tiger Woods. Bei einem Nike-Termin mit reichen Gästen wurde er gefragt: "Hast du Jesus als deinen Herrn und Heiland akzeptiert? Und falls nicht, würdest du es tun?" Woods hat sich angewöhnt, durch alle gesellschaftspolitischen Minenfelder mit Leichtigkeit durchzutänzeln. Also wies er diesmal darauf hin, dass seine Mutter Buddhistin ist. Und das deren Religion ebenso Teil seiner Kindheit war wie die christliche Überzeugung seines Vaters. Welche er favorisiert oder ob er überhaupt an irgendetwas anderes glaubt außer an die Kraft seines Schwungs und die Herrlichkeit seiner wie an einer Schnur gezogene Putts, war dabei nicht herauszufinden. Er praktiziere beide Glaubensrichtungen lautete sein salomonisches Statement. Wer soll das denn glauben? Doppelt genäht hält besser?

Am Ziel. Am Boden.


Fast alle Marathonläufer treffen irgendwann spät im Rennen auf die sogenannte Wand. Da will der Körper einfach nicht mehr, während der Athlet irgendwo in seinem Gehirn den Rest an Willenskraft freisetzen muss, um durchzuhalten. Dass selbst die Ziellinie eine Wand sein kann, hat am Sonntag beim Chicago Marathon der Kenianer Robert Cheruiyot erlebt. Er wollte gerade seinen Erfolg feiern, da lag er auch schon auf dem Boden und hatte sich eine Platzwunde am Kopf zugezogen. "Habe ich gewonnen?", fragte er, als er benebelt wieder zu sich kam. "Was ist passiert?"

Die Antwort auf die Frage gibt es bei YouTube. Die Einzelheiten zum Marathon bei Yahoo

Nichts ist undurchsichtiger als US-Sport im Fernsehen

Es wäre schön, wenn die Sache durchschaubarer wäre und es mehr ums Programm und weniger um die Aktienpakete ginge, die hinter den Kulissen hin- und hergeschoben werden. Aber solange bis ESPN International nicht für klare Verhältnisse sorgt (und sein Chef Russell Wolff, mit dem ich mich während der Fußball-WM am Firmensitz in Bristol lange unterhalten habe, ist ein Buch mit sieben Siegeln), sind Spekulationen über NASN wirklich nur das: Spekulationen.

dogfood hat das Thema auf seiner (zum Glück) wieder aufflackernden Seite allesaussersport dankenswerterweise aufgegriffen. Meine Recherchen weisen eher in eine andere Richtung als ein Verkauf von NASN an ESPN. Der neue interessante Player in dem ganzen Geschehen ist die Modern Times Group (MTG) in Schweden, die das von dogfood angedeutete Osteuropa-Projekt vorantreibt. MTG arbeitet in manchen Bereichen unter dem Firmennamen Viasatsport und hat vor wenigen Wochen eine Sportweb-Initiative unter dem Namen viasatsport.com gestartet, die mit dem aufwändigen Begriff "Portal" belegt wurde (Zielmarkt hier: ganz Skandinavien) Diese Burschen brauchen Programm, denn sie haben bereits Abspielplattformen. Und das NASN-Programm ist vergleichsweise billig. Für die macht es Sinn, sich in die Wertschöpfungskette einzukaufen, denn so können sie Wert schaffen und den auch noch später abschöpfen.

Vielleicht noch eine Anmerkung zu ESPN: die Entwicklungslogik der Firma wirkt bisher ziemlich konsequent. Es gibt keine Hast. Man greift nie einfach nur zu (sonst hätten sie bei der Kirch-Pleite zugeschlagen). Man entwickelt Märkte immer auch mit einer Programm- und Gestaltungsdenke und mit der Antwort auf die Frage im Hirn: Wie passt das zum bereits existierenden Kanal-, Personality- und Brand-Format.

Die ticken nicht wie Venture-Capital-Typen. Return on Investment zieht man bei ESPN (also bei Disney) nicht aus kurzfristigen spekulativen Aktiengeschäften, sondern aus Erlösmodellen, die garantiert funktionieren. Wie beim amerikanischen Kabelfernsehen (Abonnementsfernsehen), das eine Goldgrube ist. Meine Prognose geht so: ESPN läuft sich jetzt erst einmal mit der FIFA beim Fußball warm, entwickelt Fachkompetenz und steht eines Tages in Europa mit Vorschlägen zu diesem Thema vor der Tür. Die wissen ganz genau, dass man weder mit der NBA (trotz der wachsenden Zahl europäischer Spieler) noch mit Football oder Baseball mehr als eine sehr müde Mark in Europa verdienen kann. Beim Fußball hingegen sieht alles ganz anders aus.

Er schießt. Er trifft

Das sieht man nicht alle Tage: Wie Kicker Matt Bryant aus einer Entfernung von 62 Yards (56 Meter) das Lederei durch die Torstangen befördert und so in letzten Sekunde den Sieg für seine Mannschaft klarmacht. 23:21 lautete das Ergebnis, mit dem Tampa Bay die Philadelphia Eagles kalt abgeduscht hat. Der Kick war der drittlängste in der NFL-Geschichte (der Rekord steht auf 63 Yards). Vorher hatte Bryant im Verlaufe des Spiels drei Stück vergölst - und zwar aus kürzerer Distanz.

22. Oktober 2006

Tigers und Cardinals nach zwei Spielen exequo

Die Detroit Tigers haben Spiel zwei der World Series gewonnen. Und so geht das Duell zwischen den beiden Managern (und persönlichen Freunden) Jim Leyland und Tony La Russa weiter. Das Match, an dem Detroits Pitcher Kenny Rogers den größten Anteil hatte, hätte sein Kollege Todd Jones im letzten Inning beinahe noch versemmelt. Die Cardinals holten zum 1:3 auf und brachten drei Leute auf die Bases, ehe Catcher Molina einen Groundball produzierte, der der Tigers-Verteidigung den letzten Out bescherte. Montag ist Reisetag. Dienstag geht es in St. Louis weiter. Mehr über die beiden Manager in der Montagausgabe der FAZ (Print).

Randbemerkung: Major League Baseball und die mächtige Spielergewerkschaft haben einen Arbeitskampf um den neuen Tarifvertrag vermieden und sich geeinigt. Details wie etwa zu Fragen der Dopingbekämpfung sind noch nicht bekannt.

Nachhilfe bei Benimm-Regeln

Der chinesische Basketballer Yao Ming glaubt, dass seine Landsleute noch einiges tun müssen, wenn sie als Gastgeber der nächsten Olympischen Spiele China’s keinen schlechten Eindruck hinterlassen wollen. Der Center der Houston Rockets bemängelte in einem chinesischen Magazin solche Angewohnheiten wie Vordrängeln, Auf-den-Boden-Spucken und laute Gespräche in Restaurants und meinte: "Ich schlage vor, wir arbeiten daran, höflicher zu werden." Die öffentliche Kritik an seinen Landsleuten kann sich der populärste Sportler des Landes offensichtlich leisten. Die Liste der Beschwerden ist allerdings lang: Autofahrer, die sich nicht um die Verkehrsregeln kümmern und Fußgänger drangsalieren, gehören ebenfalls dazu. Genauso wie das Ausziehen von Schuhen und Socken in aller Öffentlichkeit und Fluchen. Seltsamerweise macht man sich in Peking über einen Umstand überhaupt keine Sorgen: Die dreckige emissionsverseuchte Luft (via can't stop the bleeding)

20. Oktober 2006

Hello, Q School: Cejkas Saison ist zu Ende

Alex Cejka ist nicht aus dem Holz, das man in den USA braucht, um auf der PGA Tour mitspielen zu dürfen. Zum zweiten Mal in nur zwölf Monaten brachte er nicht die notwendigen Prämienbeträge zusammen, um sich auf direktem Weg eine Tourkarte zu erspielen. Er schied heute in Disney World nach der zweiten Runde aus. Das heißt: Wir wird keinen Cent mehr dazu verdienen und in der Endabrechnung dieser Saison weit abgeschlagen hinter den besten 125 der Geldrangliste landen. Natürlich bleibt ihm erneut die Chance, sich einen der 30 Plätze zu erkämpfen, die es bei der Qualifying School (Q School) der PGA Tour zu gewinnen gibt. Aber vielleicht sollte der Münchner einfach mal eine Saison lang über den Stand der Dinge nachdenken, über sein Können, seine Bedürfnisse und seinen Spaß am Spiel. Die Turnierhetze ist keine Hilfe, wenn man Bilanz ziehen will. Aber weiß? Vielleicht will er das gar nicht, sondern einfach stur weiter machen wie bisher?

"Schneller als eine Prostituierte mit Parkinson"

Viel Spaß mit YouTube, solange es noch so viel zu bestaunen gibt. Nach Recherchen des New Yorker Medienblogs Gawker arbeiten die neuen Besitzer tag und nacht daran, den Bestand zu reduzieren:
"the newly-Googlified YouTube is pulling stuff quicker than a prostitute with Parkinson's in a handjob factory".
Die Furcht vor Copyright-Klagen scheint die treibende Kraft zu sein.

Das nächste Fußball-Wunderkind made in USA

Das neue amerikanische Fußballwunderkind ist erst 16 Jahre alt, aber spielt schon so für die New York Red Bulls, als wäre er unbezahlbar. Kaum hatte der neue Trainer Bruce Arena sich durchgerungen und Josmer Altidore aufgestellt, revanchierte der sich mit wichtigen Toren. Anders als der einst so gepriesene Freddy Adu, dessen offizielle Altersangabe von Kennern der afrikanischen Verhältnisse bestritten wird, der aber vor ein paar Jahren hinreichend Aufsehen erregte und nachwievor der bestbezahlte Spieler in Major League Soccer ist, gibt es bei Altidore keine Zweifel. Der Sohn haitianischer Einwanderer wurde nicht in der Karibik geboren, sondern in Newark/New Jersey - nur ein paar Kilometer von der Trainingsanlage der Red Bulls entfernt.

Adu ist eine sportliche Enttäuschung. In diesem Jahr hat er, obwohl er ständig eingesetzt wird, nicht mehr als zwei Tore erzielt. Dazu kommen acht Vorlagen. Altidore hat in nur sieben Begegnungen drei Tore produziert. Im Halbfinale der im Rahmen eines Playoff-Turniers ausgetragenen Meisterschaft treffen die beiden am Samstag aufeinander. Hier das Tor von dem alle Liga-Fans schwärmen. Die Ausschnitte illlustrieren die ganze Tragik von Major League Soccer: Sie spielen auf einem Platz, auf dem man die Kreidestriche der NFL sehen kann.

Samstag geht's los: St. Louis gegen Detroit

An einem Abend, an dem die New York Mets so gut wie nichts gegen Pitcher Jeff Suppan ausrichten konnten, war es nicht weiter verwunderlich, dass sie am Ende mit langen Gesichtern in die Umkleidekabine trabten. Während dessen entkorkten die St. Louis Cardinals auf der anderen Seite der Katakomben des Shea Stadiums jede Menge Champagnerflaschen. Sie hatten das siebte und entscheidende Spiel der National League Championship Series mit 3:1 gewonnen und dürfen deshalb am Samstag gegen die Detroit Tigers in der World Series antreten. Für St. Louis ist das bereits die zweite Chance innerhalb der letzten zwei Jahre. 2004 hatten sie klar mit 0:4 Niederlagen gegen die Boston Red Sox verloren.

Die zentrale Figur ist Manager Tony La Russa, ein studierter Jurist, der seit 1996 in Missouri unter Vertrag steht, nachdem er vorher eine erfolgreiche Zeit in Oakland verbracht hatte (ein World-Series-Erfolg im Jahr 1989 gegen die San Francisco Giants). La Russa gilt als Exponent der Theorie, wonach man im Baseball hauptsächlich mit statistischem Material arbeiten sollte, um Mannschaften zusammenzustellen und Spieler im Verlauf von Begegnungen ein- oder auszuwechseln.

Unter ihm wurde Mark McGwire zu einem anabol aufgepumpten Home-Run-König. Als die Einnahme von leistungssteigernden Mitteln ruchbar wurde, tat La Russa alles, die Dopingvorwürfe zu verharmlosen.

19. Oktober 2006

Schadensersatzklage gegen NHL und Pittsburgh wegen Malkin

Der russische Eishockeyclub Metallurg Magnitogorsk hat vor einem Gericht in New York Klage gegen die Pittsburgh Penguins eingereicht. Der Verein will verhindern, dass sein ehemaliger Nachwuchsstar Jewgeni Malkin, der sich trotz eines gültigen Vertrages in die USA abgesetzt hatte, für die NHL-Mannschaft spielt. Magnitogorsk verlangt darüberhinaus Schadensersatz in nicht genannter Höhe. Der 20jährige hatte in seiner ersten Partie am Mittwoch ein Tor geschossen.

Weder die NHL noch sein neues Team wollten sich zu der Klage äußern. Die Lage ist prekär. Die NHL kann sich nicht nach Piratenmanier bei den europäischen Ligen bedienen, sondern ist auf Einvernehmen und Rechtssicherheit im Umgang mit den Mitgliedsorganisationen des Internationalen Verbandes angewiesen.

Anmerkung: Alle russischen Namen werden bei American Arena so geschrieben, wie es den deutschen Transkriptionsregeln entspricht. Im Englischen herrschen andere Regeln. Ein Umstand, über den man bei Wikipedia folgendes nachlesen kann:
"Durch die Verwendung in den internationalen Medien, bspw. im Profisportbereich, und deren unreflektierter Übernahme durch die lokale Presse finden sich die französische und vor allem englische Transkription auch in vielen anderen Ländern; ebenso tauchen wegen technischer Schwierigkeiten akzentbefreite Transliterationen auf. Es ist ein Qualitätsmerkmal von Verlagen und Redaktionen, den ausgewählten Transkriptions- oder Transliterationsstandard durchgängig einzuhalten."

Blick zurück: Malkin unterschreibt in Pittsburgh

Mavericks: Goldesel streckt sich

Irgendwann könnte Dirk Nowitzki mal die Fassung darüber verlieren, was die Leute um ihn herum alle für ein Geld verdienen. Geld, das zwar offiziell Mark Cuban gehört, aber ohne die Leistung des Deutschen und seine Sympathie beim Publikum überhaupt nicht zur Debatte stände. Wir reden nicht von Avery Johnson, der mit 4 Millionen Dollar im Vergleich zu anderen NBA-Trainern eher wenig verdient (siehe die Meldung von vor ein paar Tagen und die Gehaltsliste dazu). Nein, wir reden von Leuten wie Josh Howard, der heute seinen Vertrag verlängert hat. Die neue Vereinbarung bedeutet: Er bekommt im Verlauf von vier Jahren 40 Millionen Dollar und damit fast so viel wie Jason Terry. Erick Dampier - ein Null-Faktor in allen entscheidenden Belangen und ein Spieler, der bestenfalls die Hälfte eines Matches im Einsatz ist, weil er den Rest mit zu vielen Fouls auf der Bank verbringt - erhält dieses Jahr 9,6 Millionen Dollar und danach jedes Jahr ein bisschen mehr. Michael Finley, der seit über einem Jahr in San Antonio spielt, bezieht 17 Millionen Dollar (im nächsten Jahr sind es sogar 18 Millionen).

Der Wahnsinn sind nicht die Summen selbst, sondern die mangelhafte Ausgewogenheit. Center DeSanaga Diop ist inzwischen mindestens so wirkungsvoll wie Dampier, aber wird mit 2 Millionen Dollar abgespeist. So etwas ruiniert die Chemie in einer Mannschaft, die ohnehin - chemisch gesehen - nicht viel zusammenhält. Das konnte man in der Finalserie sehen, als die Mannschaft im dritten Spiel gegen Miami in Führung liegend einknickte und in den darauffolgenden drei Begegnungen wie nasse Pappe spielte.

18. Oktober 2006

Güteklasse Glavine: Total mental

Während wir darauf warten, ob die New York Mets die St. Louis Cardinals schlagen um ein siebtes Spiel in der National League Championship zu erzwingen, ist es ganz angebracht, sich ein bisschen mit Tom Glavine zu beschäftigen. Nach einem hervorragenden Auftritt im zweiten Match der Serie sah er am Dienstag nicht ganz so gut aus. "Nicht gut" ist bei einem der besten Pitcher der letzten 20 Jahre ist wirklich relativ zu verstehen. Mit inzwischen 40 Jahren bringt er noch immer mehr als die meisten seiner Kollegen mit. Sein Spiel basierte sowieso noch nie aus einem Flammenwerfer-Stil, bei dem Power und Tempo wichtiger sind als Präzision und Grips. Ich habe Glavine vor vielen Jahren interviewt, als er noch bei den Atlanta Braves im Einsatz war, und diese Erfahrung in das Buch American Sports eingearbeitet. Dass der Mann noch immer zu den Besten gehört, konnte ich nicht ahnen. Hier ein paar Zitate:
Das Spiel ist an und für sich eher einfach. Man wirft. Man fängt. Man schlägt. Aber wie so oft im richtigen Leben, klappen viele Dinge nicht immer so, wie man sie plant. Oder wie man hofft. So etwas läßt sich beeinflussen, um nicht zu sagen, manipulieren. "Zuallererst versuchst du, sie auszutricksen", sagt Tom Glavine von den Atlanta Braves. "Dann versuchst du sie zum Grübeln zu bringen." Denn wenn das erreicht ist, weiß ein Pitcher, hat er so gut wie gewonnen. "Wer nachdenkt, macht unweigerlich Fehler."
Glavine hat die Pitcher-Maxime von der Kraft des mentalen Spiels besser gelernt, als die meisten seiner Kollegen. Der Linkshänder mit dem verschlossenen Gesicht ist der einzige, der in den letzten drei Jahren über 20 Wins verbuchen konnte. "Wenn Glavine spielt", sagt sein Mannschaftskollege Otis Nixon, "gehst du mit dem Gefühl auf den Platz, daß du gewinnen wirst." Sein Trainer Leo Mazzone ergänzt: "Er ist ein Wettkampftyp." Kein Roboter....
...
Das ewige Duell, bei dem der Pitcher mit einem einzigen dummen Wurf einen Grand Slam Home Run kassieren kann, läßt nicht viel Spielraum für Artigkeiten. 40 Zentimeter, um genau zu sein. Von denen die wahren Spezialisten sowieso nur zwölf interessieren: die sechs auf der dem Batter näheren, sogenannten Innenseite und die sechs aus der sogenannten Außenseite. Für beide Bereiche gilt, besonders wenn der Ball in der Phase seines Fluges noch den gewünschten Effet entfaltet, daß sich ein Batter mehr als anstrengen muß, um zu treffen. Er muß im Lotto gewinnen....
...
Zu Tom Glavines Arbeitsstil gehört, sich nicht auf irgendetwas zu versteifen. Er verfügt über vier unterschiedliche Würfe, die in einer schwer vorherzusagenden Folge auf die Home Plate zuschwirren. Sein Split-Finger-Fastball ist der wirkungsvollste, weil er wie ein Fastball geworfen wird, aber rund 20 Stundenkilometer langsamer fliegt. Die Folge: Batter verschätzen sich, ziehen zu früh den Schläger durch und verfehlen....
...
Glavines Stil, kontrolliert, mit eiskaltem Gesicht, sieht weniger spektakulär aus als der anderer Pitcher, die schon mal nach einem Strikeout in Cowboy-Manier den Zeigerfinger hochheben und darüber hinwegpusten, als würden sie den Rauch einer Pistole wegblasen. Er vollführt ein ganz anderes Kunststück. Er arbeitet sich, so wie jeder zuverlässige Starting Pitcher dies können sollte, aus einem Inning mit selbst verursachten Schwierigkeiten immer wieder heraus.
Glavine wurde 1966 in Concord/Massachusetts geboren und hatte nach dem College die Wahl, entweder eine Karriere als professioneller Baseball-Pitcher zu verfolgen oder Geld beim NHL-Eishockey-Club Los Angeles Kings zu verdienen, von denen er in der vierten Runde der Draft gezogen wurde. Glavine entschied sich für den etwas mühsameren, aber letzten Endes erfolgreicheren Weg des Pitchers.

Montoya in der Fahrschule. Bald wird's ernst

Rennen um Rennen rückt Juan Pablo Montoya an die neue Aufgabe heran, die da lautet: sich in der Welt der amerikanischen Stock Cars seinen Namen wiederzuholen, den er in der Formel 1 aufs Spiel gesetzt und verloren hatte. Am Dienstag und Mittwoch trainierte er in Homestead außerhalb von Miami, wo am 19. November das Finale um den diesjährigen Nextel-Cup stattfindet. Am 28. Oktober soll der Kolumbianer in der Kategorie darunter an den Start gehen: bei einem Rennen der Busch Series in Memphis. Da trifft er bereits auf einen ganzen Schwarm von Konkurrenten der ersten Kategorie, die sich mit den etwas schwächer motorisierten Wagen die Zeit vertreiben.

Die Aufgabe ist schwieriger, als sie aussieht. Bei den beiden Rennen in der ARCA-Serie konnte er mit größeren Spoilern fahren. "Das Auto verzeiht einem eher die Fehler", meinte er in einem Gespräch mit Associated Press. "Wie weit man mit dem Auto gehen kann", sagte er über den dicken Dodge, mit dem er im Nextel-Cup fahren soll (und mit dem er sich vor jedem Rennen qualifizieren muss), "das ist wahrscheinlich am schwersten zu lernen."

So etwas hören die Harcore-NASCAR-Fans natürlich gerne. Die haben es nicht gerne, wenn man ihre automobilen Dinosaurier-Kisten und die Anforderungen an die Fahrer verspottet.
Blick zurück: Montoya-Bericht in der FAZ und Video vom Training

Das Lied zum Scheidungsfall McCartney

Tyson und die Frauen: Er nimmt jede - für Geld

Heidi Fleiss war einst berühmt für ihr Adressbuch, mit dem sie in Los Angeles reiche und einflussreiche Menschen mit jungen, attraktiven Frauen verkuppelte, die dafür Geld nahmen. Heidi bekam Provision und später eine Gefängnisstrafe. Zur Zeit arbeitet sie in Nevada, wo Prostitution legal ist. Ihr Traumkonzept: ein Bordell, in dem Männer die zahlenden Frauen bedienen. Und jetzt kommt's: Mike Tyson ist laut Fleiss als einer der Beschäler im Gespräch. So hat sie es dem VegasBlog der Los Angeles Times in einem Interview gesagt. Keiner weiß genau, ob Tyson einen Witz gemacht hat, als er seine Dienste anbot. Aber das wird sich bald sicher herausstellen.
Blick zurück: Tyson und die Frauen

Mensch, Vanek: Das läuft ja gut

Die Buffalo Sabres, die mit zwei Stürmern aus dem D-A-CH-Verband arbeiten - Jochen Hecht aus Mannheim und Thomas Vanek aus Graz - haben gestern die Philadelphia Flyers voll an die Bande gespielt. 9:1 - das gibt es selbst im Eishockey nicht alle Tage. Bester Mann bei den Sabres: Besagter Thomas Vanek. Für Fans und Neugierige: hier der Spielbericht vom bfloblog.

17. Oktober 2006

Mr. Big Pimpin' in Monaco

Der New Yorker Rapper Jay-Z hat gleich zwei Rennfahrer aus Amerika nach Moncao mitgenommen, um sein neuestes Video zu drehen: Danica Patrick (Indy Racing League) und Dale Earnhardt jr. (NASCAR Nextel-Cup). Der Song Show Me What You Got ist der Anreißer für sein Album Kingdom Come, das im November herauskommen wird. Das erste seit drei Jahren. Die Autos: ein schwarzer Ferrari F430 und ein silberner Pagani Zonda (in dem ein 12-Zylinder-Mercedes-Motor sitzt) zeugen von Geschmack. Und davon, dass Mr. Big Pimpin' kein bisschen Aufwand scheut, um seinen Fans etwas zu bieten, wovon sie nur träumen können.

Jay-Z lässt überall den Rubel rollen. Zusammen mit der Sportfirma Reebok hat er eine Schuhkollektion mit dem Namen S. Carter bzw Sean Carter herausgegeben. Außerdem ist er Mitbesitzer der NBA-Basketballmannschaft New Jersey Nets. Der Club versucht seitdem in Brooklyn ein Wohngebiet zu kaufen und abzureißen, um dort eine neue Halle mitsamt Shopping-Zentrum hinzupflanzen. Die Anwohner sind entsetzt. Das Leben von Jay-Z können sie sich nämlich nicht leisten. Brooklyn ist in vielen Teilen die Zuflucht für die Mittelklasse, der Manhattan zu teuer geworden ist.
Blick zurück: Danica Patrick bei ihrem ersten Auftritt in der Arena

NBA-Expansion: China das Land der Zukunft

Sports Illustrated-Autor Jack McCallum hat unsere Einschätzung von vor ein paar Tagen bestätigt: Wenn die NBA expandiert, dann in China. "Wir würden dort in sechs Monaten die Hallen gebaut bekommen", sagt Commissioner David Stern. Das es den Asiaten an Basketballtradition mangelt, ist eher positiv. Der Nährboden sei viel fruchtbarer als in Europa, wo es ein ganzes Konglomerat an unterschiedlichen Sportinfrastrukturen gibt und es Jahre dauert, bis die 20 000 Zuschauer fassenden Unterhaltungspaläste stehen, ohne die es der Liga an einer vernünftigen Plattform mangelt. McCallum, der die NBA seit Jahrzehnten intim kennt, tippt: "Die NBA wird 2010 in China sein. Es wird in kleinem Rahmen stattfinden, aber Geld abwerfen." (via True Hoop)

Nowitzki wartet auf seinen Einsatz

Der erste Auftritt der Dallas Mavericks im amerikanischen Fernsehen heute abend wird zu einer halbseidenen Sache. Dirk Nowitzki hat die ersten drei Vorbereitungsspiele auf Wunsch von Trainer Avery Johnson ausgesessen und wird das wohl auch heute im Match gegen die Houston Rockets tun. Niemand in Dallas macht sich Sorgen. Der Würzburger trainiert fleißig, aber wird nach dem anstrengenden Sommer mit der Basketball-WM in Japan geschont. Er rechnet selbst erst für Donnerstag mit einem Einsatz, sagte er dem Fort Worth Star-Telegram - in einer Begegnung gegen die Milwaukee Bucks (via MavsMoneyBall).

Mit einer Woche Verspätung hat die Dallas Morning News das Geschwindner-Urteil aufgegriffen. Reporter Eddie Sefko ging lieber nicht auf die Details ein, sondern beschäftigte sich in einem Gespräch mit Dirk Nowitzki nur mit der Frage, ob sein persönlicher Trainer angesichts der zur Bewährung ausgesetzten Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe Deutschland verlassen und nach Texas reisen darf. Dirkules weiß es auch nicht.

Bild: Link zur Dirk-Nowitzki-Seite auf nba.com

Diese Woche siebt die PGA Tour die besten aus

Alex Cejka hat noch eine Chance, um sich über die Geldrangliste die amerikanische Tourkarte für 2007 zu sichern: Beim Funai Classic, das in dieser Woche in Disney World außerhalb von Orlando stattfindet. Die Aussichten sind allerdings denkbar schlecht. Der Münchner muss mehr als 100 000 Dollar einspielen, wenn er sich vom 142. Platz noch ans rettende Ufer (Platz 125 oder besser) vorkämpfen will. Das bedeutet: Nur ein Klassement unter den besten Fünf beseitigt alle Sorgen. Ansonsten heißt es: packen.

Auch für Bernhard Langer sieht die Situation nicht vielversprechend aus. Er befindet sich zur Zeit zwei Ränge hinter Cejka. Da er sich aber geistig auf die Champions Tour eingestellt hat, wird ihm dies nichts ausmachen. Andere prominente Golfer, die in diesem Jahr ihre Startberechtigung zu verlieren drohen: der Brite Lee Westwood, die Amerikaner John Daly, Lee Janzen und Brad Faxon, der aus Simbabwe stammende Nick Price und der Australier Steve Elkington. Dazu: David Duval, der noch im Sommer etwas frech behauptet hatte, er werde das schon schaffen mit den Punkten für den Ryder-Cup, hat sich in die Gegenrichtung entwickelt: nach unten. Sein Problem: Die letzten fünf Jahre hatte er eine Spielberechtigung auf der PGA Tour auf der Basis seines British Open-Erfolgs 2001. Die ist in diesem Jahr ausgelaufen.

Wer wieder mitmachen will, muss sich durch die Qualifying School durchkämpfen, wo 30 Plätze für 2007 vergeben werden. Das entscheidende Turnier findet vom 29. November bis 4. Dezember in PGA West im kalifornischen La Quinta statt.

Das Cejka-Bild stammt von seiner Webseite

Zündstoff für London: Ramadan während der Spiele

Jede Woche etwas Neues im Kulturkampf zwischen dem Alltagsbetrieb der überwiegend säkularen westlichen Welt und den scheinheiligen Ansprüchen anderer Kulturen. Heute: Weil die Olympischen Spiele des Jahres 2012 in London vom 27. Juli bis 12. August stattfinden, haben Sportler aus islamisch geprägten Ländern ein Problem: Von 21. Juli bis 20. August ist Ramadan, der heiligste Monat des islamischen Kalenders. Das könnte, wenn man eine Zahl von 2004 zu Grunde legt, etwa ein Viertel aller Teilnehmer betreffen. Vorausgesetzt sie sind allesamt Anhänger und keine Lippenbekenner.

Die ersten Nörgler meldeten sich bereits zu Wort. So etwa ein gewisser Massoud Shadjareh, Vorsitzender der Islamic Human Rights Commission in London: "Sie würden das auch nicht an Weihnachten ausrichten. Es ist genauso dumm, es während des Ramadan zu tun." Und dann noch dieser Sahneklecks: "Es zeigt einen völligen Mangel an Bewusstsein und Einfühlungsvermögen." Quelle: Daily Mail

Richtig. Baron de Coubertins Erben haben absichtlich die Sommerspiele so gelegt, dass sie nicht im Winter stattfinden können - aus Furcht vor dem Vatikan und den wiedergeborenen amerikanischen Christen. Sie haben auch dafür gesorgt, dass Athleten ganz viel Kleidung tragen, weil das mit dem Nacktsein in der Antike gegen heutige Moralvorstellungen verstößt. Aber Rücksicht auf die Vorstellungen von Moslems nehmen sie nicht, weil......weil sie Angst haben, dass sonst zuviele Goldmedaillen nach Pakistan und Indonesien gehen.

Mal abgesehen davon, dass der Koran offensichtlich Hinweise darüber enthält, wie Menschen mit den Vorschriften umgehen sollen, wenn es ihnen schwer fällt, sie einzuhalten (an anderen Tagen nachholen). Verlangen Leute wie Shadjarfeh demnächst, dass die Wettkämpfe jeden Tag mehrfach und pünktlich unterbrochen werden, damit Athleten beten können? Werden sie einfordern, dass halbnackte Schwimmerinnnen aus den Fernsehübertragungen ausgeblendet werden?

Für Leute, die das alles weniger ernst nehmen:

Tyson will gegen Frauen boxen

Mike Tyson ist bereit. Ist es der Rest der Welt ebenfalls? Am Freitag wird der ehemalige Boxweltmeister in Youngstown/Ohio in den Ring steigen, dem Ausgangspunkt seiner Mike Tyson's World Tour. Die Zirkusveranstaltung wird nicht vieles beweisen. Außer dass Tysons Zugkraft abgenommen hat. Damit überhaupt jemand kommt beziehungsweise die Pay-per-View-Fernsehübertragungen abonniert, will der Mann, der wegen Vergewaltigung mehrere Jahre im gefängnis saß, auf seinen insgesamt 40 Stationen auch gegen Frauen boxen. Tyson ist hochverschuldet, obwohl er in seinen einträglichsten Jahren mehr als 200 Millionen Dollar brutto verdient hat.

Dopingkontrolleure von Flugrestriktionen betroffen

Wer hätte gedacht, dass zu den Hauptbetroffenen der neuen strengen Regeln über die Mitnahme von Flüssigkeiten an Bord von Flugzeugen die Urintransporteure der UEFA gehören? So steht es wenigstens in einem Bericht der amerikanischen Nachrichtenagentur Bloomberg, der vor ein paar Tagen die Runde machte. "Ob Sie's glauben oder nicht", sagte Robert Missen, der für die Flugsicherheit bei der Europäischen Kommission zuständig ist, "es wird eine Menge Urin herumtransportiert, wenn die Spieler ihre Urinproben abgeben haben." Die neuen Bestimmungen, die im November in Kraft treten, besagen: Erlaubt sind nur noch 100 Milliliter große Gefäße in 1 Liter großen Plastikbeuteln. Auf welche Weise der Fußballverband nun seine Anti-Dopingarbeit durchführen wird, steht noch nicht fest. Andere Beförderungsmittel wie Zug oder Auto sind denkbar, aber sehr viel mühsamer. Das Problem ist juristischer Natur. Rechtlich lassen sich Sperren gegen Dopingsünder nur durchsetzen, wenn klar nachgewiesen ist, dass sich die Proben auf dem Weg zum Labor ständig unter kompetenter Aufsicht befunden haben (via soccernista)

Das Foto ist © Saarländischer Rundfunk und gibt's in dieser Doping-Geschichte der ARD - Titel: "Das ABC der verbotenen Stoffe und Methode
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NBA: SuperSonics nach Oklahoma?

Nachdem eine Gruppe von Geschäftsleuten aus Oklahoma City die Seattle SuperSonics gekauft hat, wird es immer wahrscheinlicher, dass die Mannschaft demnächst in eine neue Heimat verpflanzt wird. Dafür spricht vor allem die Erfahrung der von der Flutkatastrophe in Louisiana betroffenen New Orlens Hornets, die vor einem Jahr auf der Suche nach einem Notquartier in Oklahoma City landeten und dort vor voll besetzten Rängen spielen. Dass Mannschaften in der NBA vor einem Ort zum anderen wandern ist nichts Neues (und es kommt auch in anderen amerikanischen Ligen vor). Aber weil demnächst die neue Saison anfängt, hier ein Blick zurück - mit einer Liste der betroffenen Klubs.

Atlanta Hawks - Milwaukee Hawks, davor Tri-City Blackhawks, davor Buffalo Bisons
Detroit Pistons - Fort Wayne Zollner Pistons
Golden State Warriors - San Francisco Warriors, davor Philadelphia Warriors
Houston Rockets
- San Diego Rockets
Los Angeles Clippers - San Diego Clippers (und davor die Buffalo Braves)
Los Angeles Lakers - Minneapolis Lakers
New Orleans Hornets - Charlotte Hornets
Memphis Grizzlies - Vancouver Grizzlies
Utah Jazz - New Orleans Jazz
Sacramento Kings - Kansas City Kings (davor die Kansas City Omaha Kings, davor die Cincinnati Royals, davor die Rochester Royals)

16. Oktober 2006

NHL: Buffalo Sabres die Sensation zum Saisonbeginn

Die Buffalo Sabres sind so gut wie seit 30 Jahren nicht mehr. Ihre Bilanz nach fünf Spielen: fünf Siege. Die Mannschaft gewinnt Begegnungen, in denen sie Zwei-Tore-Rückstände aufholen muss. Und sie gewinnt Shootouts. Hier die beiden Tore aus dem Match gegen die Montreal Canadiens. Das entscheidende produziert der 22jährige Grazer Stürmer Thomas Vanek - einer aus dem D-A-CH-Verband.

Medienkonzerne erwägen Klage gegen YouTube

Das Wall Street Journal berichtet heute darüber, dass mehrere große amerikanische Medienkonzerne Google verklagen wollen, um der Verwendung von gesendetem Material bei YouTube einen Riegel vorzuschieben. Das wäre jene Attacke, über die Mavericks-Besitzer Mark Cuban schon seit Wochen unkt. Parallel verhandeln die beteiligten Unternehmen jedoch über Absprachen, die eine Nutzung des Materials gestatten würden. Das Abwarten der Medienriesen kann man nur als geschickt bezeichnen. Denn bei Google gibt es Geld zu holen. Bei YouTube regierten die Kirchenmäuse (die jetzt dank eines Riesenaktienpakets ziemlich reich sind).

Der spannende Teil der Entwicklung ist die Diskussion darüber, ob YouTube nach amerikanischem Recht wie Napster einzustufen ist. Die Zeitung zitiert Fred von Lohmann, einen Anwalt, der für die Electronic Frontier Foundation in San Francisco arbeitet und sagt: "Es sieht aus, als ob YouTube auf relativ festem juristischen Boden steht." Harvard-Professor John Palfrey warnt jedoch: YouTube dürfte eigentlich nicht jene Safe-Harbor-Bestimmung im amerikanischen Urheberrecht für sich in Anspruch nehmen können, die analog zur Arbeit von Bibliotheken die Betreiber von Digital-Archiven unter bestimmten Bedingungen vor finanziellen Ansprüchen von Autoren und Produzenten schützt. Spätestens dann, wenn eine Firma mit ihrer Archiv-Leistung Geld verdient, gerät sie in den grauen Bereich, in dem Schadensersatzsansprüche durchaus zum Thema werden können. Wie hoch ist der Schaden? 150 000 Dollar pro Video, das ohne Genehmigung auf dem Server sitzt und angeschaut werden kann.

Kein bisschen Frieden

Noch ein kleiner Nachtrag zu dem Krawall auf dem Spielfeld zwischen den Mannschaften der University of Miami und Florida International University. Schon vor ein paar Monaten berichtete der amerikanische Blog SportsProf über eine bizarre Geschichte: Trainer Larry Coker hatte seine Spieler ermuntert, doch bitte ihre Pistolen zuhause zu lassen. Das, nachdem es bei einem Zwischenfall mit einem Nicht-Collegespieler zu einem Schusswechsel gekommen war.
Inzwischen wurden von beiden Teams zusammen insgesamt 31 Spieler intern gesperrt. Die Saison geht noch bis Anfang Dezember.

Blick zurück: Die Fernsehaufzeichnung des Zwischenfalls auf YouTube

15. Oktober 2006

Vier auf einen Streich - worüber ein Blogger sonst noch schreibt

Die Welt besteht nicht nur aus Bloggen. Die (bezahlte) Arbeit auf anderen Baustellen des amerikanischen Sports geht kontinuierlich weiter. Aus der Kladde mit den letzten Geschichten in der Printausgabe der FAZ hier ein paar Gedanken und Betrachtungen, untermalt von zwei attraktiven Werbespots (Michael Phelps und Nike Hockey) und einem Kurzauftritt von Juan Pablo Montoya in seinem neuen Metier:

Über den Schwimmer Michael Phelps (erschienen am 14. Oktober):
Der Rest der Welt interessiert ihn nicht, solange alles nach Plan läuft. "Das einzige, was mir wichtig ist, bin ich." Dieses Ich scheint auch noch Jahre nach dem Ende der Pubertät in einem Körper zu stecken, der nicht für das Leben an Land geschaffen wurde. Wer ihm an diesem Morgen ausgiebig zuschaut, der sieht einen fast schüchternen Menschen mit linkisch wirkenden Bewegungen und Gesten. In Momenten im Scheinwerferlicht, in denen Amerikaner gerne aus sich herausgehen, wirken seine Erklärungen maschinell vorgefertigt. Dazu gehört die Verbreitung von Allgemeinplätzen, wie sie Bob Bowman von sich gibt, der ihn als Elfjährigen in einem Vorort von Baltimore entdeckt hatte: "Mein Trainer sagt: Deine größte Stärke ist deine größte Schwäche." Der Coach hat mal Kinderpsychologie studiert und wird schon wissen, wovon er redet.

Was an seiner Stärke so schwach sein soll, läßt sich an diesem Morgen nicht ermitteln. Als er sich aus der Trainingsjacke schält und den langen Oberkörper mit den enorm ausladenden Schultern freilegt und ins Becken geht und sich in dem ruhigen Wasser der für ihn abgeteilten Bahn in Bewegung setzt, fällt nur eines auf: Phelps, wahrscheinlich der großartigste Stilist, schwimmt nicht. Er gleitet, wie von einer unsichtbaren Kraft angeschoben anstrengungslos dahin. Nur die Arme, die in langsamem Takt mechanisch wie die Schaufeln einer Wassermühle aus der Tiefe kommen und wieder verschwinden, verraten, daß zu dieser Art der Fortbewegung auch grobmotorische Elemente gehören.

Über das erste Rennen des ehemaligen Formel-1-Fahrers Juan Pablo Montoya in Talladega/Alabama (9. Oktober 2006):
Irgend etwas an der Art und Weise, wie ein amerikanisches Stock-Car-Rennen abläuft, muß Juan Pablo Montoya in den letzten Jahren gefehlt haben. Sonst wäre er nicht am Freitag in Talladega so euphorisch aus seinem Auto gestiegen: "Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Spaß gehabt", sagte er. "Es ist irre. Du gehst ständig aufs Ganze." Der Dodge Charger mit der Nummer 4 zeigte am Ende Spuren der vergnüglichen Hatz, auf der der ehemalige Formel-1-Pilot so viele Autos überholt hatte, daß er nicht mehr mit dem Zählen nachgekommen war. "Es waren sicher 40", meinte er. Also alle.
Über die aufgeblähten Trainerstäbe in der National Football League, die inzwischen zu einem organisatorischen Problem werden (9. Oktober 2006):

Heute beschäftigen mehr als die Hälfte der 32 NFL-Klubs achtzehn und mehr Assistenztrainer. Ein beachtlicher Wert, selbst wenn man bedenkt, daß ein NFL-Team einen Kader von 53 Spielern hat.

Diese Planstellenzahlen gehen nicht nur ins Geld; die wohlhabenden Washington Redskins haben auf diesem Gebiet in diesem Jahr mit insgesamt 11 Millionen Dollar an Gehalt für einen zwanzigköpfigen Trainerstab einen neuen Ligarekord aufgestellt. Die Aufblähung des Personals produziert inzwischen logistische Probleme während der Meisterschaftsspiele am Spielfeldrand. Denn dort dürfen sich laut den Statuten - abgesehen von den offiziell gemeldeten Spielern - nur maximal 25 weitere Angehörige des Teams aufhalten, damit das Gedränge nicht zu groß wird. Festzulegen, wer von den Assistenten gebraucht wird und wer nicht, ist nicht das einzige Problem. Auch technisch stößt man an Grenzen. "Jeder will einen Kopfhörer", meint Herman Edwards, der die Kansas City Chiefs betreut und einen kollegialen Umgang mit seinem Mitarbeiterstab pflegt.
Über den Entwicklungsstand der National Hockey League ein Jahr nach dem Ende des Tarifstreits, dem eine ganze Saison zum Opfer fiel (6. Oktober 2006):
Tatsächlich ist die beste Eishockeyliga der Welt, deren Spieler inzwischen zur Hälfte aus Europa kommen, mal gerade aus dem Gröbsten heraus. Das nächste Problem lautet: der NHL fehlt es, vor allem in den Vereinigten Staaten, wo die Mehrzahl der Klubs residieren, an Bildschirmpräsenz. Wenn Mannschaften wie die Hurricanes und die Sabres aufeinandertreffen, schalten quer über die gesamten Vereinigten Staaten nur 300 000 Zuschauer ein. Das sind jene Unentwegten, die im Dschungel des Kabelangebots den Kanal mit dem komischen Namen Versus gefunden haben, der die Übertragungsrechte besitzt. Versus wurde in diesem Sommer eigens umgetauft (von Outdoor Life Network), aber an seinem Status als Minderheitenanbieter konnte das nichts ändern. Unter diesem Image leidet die NHL mehr denn je.

So haben zwei der größten Tageszeitungen des Landes, die "New York Times" und die "Los Angeles Times", in deren Verbreitungsgebieten insgesamt fünf Teams zu Hause sind, zu einer deutlichen Sparmaßnahme gegriffen: Sie schicken keine Reporter mehr zu Auswärtsspielen mit und verwerten statt dessen das ziemlich dürre Material der Nachrichtenagentur Associated Press. "In unserem Markt ist es eine Randsportart", sagt der Sportchef der "Los Angeles Times".

Auge um Auge, Helm um Helm

Der Krawall, den man in Detroit erwartet hätte, fand in Miami statt. Auf dem Spielfeld. Angeheizt von ein paar Fouls und von ein sehr schlechten Stimmung zwischen den Mannschaften der University of Miami und Florida International University - ebenfalls in Miami. Die beiden trafen zum ersten Mal in der Division I aufeinander. Bisher hatte sich FIU nicht sonderlich für Football interessiert und das Geld lieber in andere Projekte gesteckt. Aber: College-Football bedeutet Prestige. Und Prestige bedeutet die Chance, Geld aufzutreiben. Acht Spieler auf Miamis Seite wurden nach dem Match gesperrt. Wer die Sache aussortieren will, sollte den Bericht bei ESPN lesen. Danach ist zwar noch immer nicht klar, was wieso, warum, weshalb. Aber zumindest versteht man besser, wie es zu diesen aufgeheizten Spielen unter Studenten kommt.

Warten auf den Musenkuss

Wie wir alle wissen: Franz Beckenbauer konnte nicht singen. Trotzdem hat er in den sechziger Jahren eine Schallplatte herausgebracht (genauso wie sein Vordermann Gerd Müller und Torwart Petar Radenkovic von TSV München 1860, der damit sogar richtig Geld verdient hat). Auch die seltsamen Chornummern, die die deutschen Nationalspieler über die Jahre aufgeführt haben, zeugen nicht von künstlerischem Flair. Aber es gibt Fußballer, die mit dem Musischen zurecht kommen. Der amerikanische Verteidiger Jay DeMerit, der bei Watford in der Premier League spielt, ist ein Grenzfall. Das zeigt sein Song Soccer Rocks, den man hier testweise anhören und bei Gefallen für eine kleine Gebühr herunterladen kann. Die Kostprobe ergibt: Viel Chor im Hintergrund, um die Stimme zu stabilisieren, und viel Hard-Rock-Gitarre, damit überhaupt irgendetwas rockt. Solide, aber ohne Esprit.

Tigers kommen weiter: Polizei rechnet mit Krawallen

Sarkastische Stimmen wundern sich, dass es nach dem Sieg der Detroit Tigers am Samstag in der American League Championship Series NICHT zu Krawallen und Chaos auf den Straßen der Stadt kam. Denn immer häufiger wird in den USA und Kanada, wo man keine Hooligans hat, nach den Erfolgen der eigenen Mannschaft eine aggressive Euphorie frei. Wer sagt, dass es nicht noch passiert? Detroit hat sich mit dem 4:0-Durchmarsch über die Oakland A's für die World Series qualifiziert. Denn erst wenn die Mannschaft auch dort gewinnt (gegen die New York Mets oder die St. Louis Cardinals) gibt es wirklich etwas zu Feiern. Die Cardinals haben nach dem 5:0-Sieg vom Samstag die besseren Karten.

Politwerbung auf NASCAR-Auto

Viele Fotos sagen mehr als tausend Worte. Dieses Foto sagt eigentlich sehr wenig. Vor allem, wenn man nicht weiß, wer Heath Shuler ist (ein ehemaliger NFL-Quarterback). Was congress ist (in diesem Fall jene Kammer des amerikanischen Parlaments, das gemeinhin auch Abgeordnetenhaus genannt wird, die andere ist der Senat). Und um was für ein Fahrzeug es sich hier handelt: ein Rennwagen aus der NASCAR Busch Series, also aus der zweiten Liga der populären amerikanischen Stock Car Welt, deren Termine freitags beziehungsweise samstags live im Fernsehen übertragen werden. Jetzt kommt der eigentliche Clou. Die meisten Fans sind Rednecks, Republikaner oder noch schlimmer. Besonders beliebtes Symbol: die Fahne, mit der die Südstaaten sich im 19. Jahrhundert abspalteten und den Bürgerkrieg provozierten, in dem es unter anderem darum ging, die Sklaverei beizubehalten.

Shuler ist Demokrat. Das heißt, er verfügt über eine aufgeklärtere Sicht der Welt. Er tritt in einem Distrikt im westlichen North Carolina an, der Urheimat der NASCAR-Welt. Die Erfolgsaussichten waren bis vor kurzem gering. Aber die vom Irak-Krieg und permanenten Betrugs- und Vertuschungsskandalen gebeutelten Republikaner könnten in diesem Jahr (die Wahlen sind Anfang November) sogar Sitze verlieren, die sie seit 40 Jahren in Erbpacht verwaltet hatten. So stark ist der Gegenwind. Shuler ist zwar als Football-Profi wohlhabend geworden, aber war nie besonders erfolgreich. Die meiste Zeit verbrachte er bei den Washington Redskins.

In Pennsylvania bewirbt sich übrigens noch ein ehemaliger Football-Profi, Lynn Swann, der in den siebziger Jahren zu den überragenden Pipttsburgh Steelers gehörte, als Kandidat der Republikaner um ein wichtiges Amt. Er will Gouverneur werden und den demokratischen Amtsinhaber verdrängen. Umfrageergebnisse besagen, dass daraus nichts werden wird.

13. Oktober 2006

Wieder ein Yankees-Spieler in Flugzeugunglück verwickelt

Erst fliegt einer der Pitcher in ein Hochhaus. Dann sitzt der Third Baseman in einem Flugzeug, das im kalifornischen Burbank über die Landebahn hinausschießt. Das ist die Strähne der New York Yankees. Die Nachricht über den Zwischenfall lief gerade in den Fernsehnachrichten. Natürlich mit Bildern vom Schaden. Der betroffene Spieler - Baseball bestbezahlter Spieler namens Alex Rodriguez - kam mit dem Schrecken davon. Genauso wie die anderen Passagiere und die Besatzungsmitglieder der Gulfstream. Der Jet war von einem speziellen Notfallsystem am Ende der Landebahn aufgehalten worden.

American Arena in der Blogkritik

Unter der Überschrift "Es lebe der Sport" hat Dr. B. Blog-Blogicki vor wenigen Tagen davon erzählt, wie er "Mitglied des örtlichen Leichtathletik-Vereins für eine Zeitlang (als Halbwüchsiger), und auch im Tischtennis-Verein" gewesen war. Welche Parallele. Auch der Mann von American Arena war Leichtathlet und Tischtennisspieler (im Verein) und betrieb später noch das merkwürdigste Dorfspiel von allen: Prellball. Aber was noch wichtiger ist:
Danke für die Blumen.

Der D-A-CH-Verband in der NHL

Immer mehr NHL-Profis stammen aus dem Einzugsbereich des Duden (hier als D-A-CH-Verband bezeichnet, weil es keinen gebräuchlichen zusammenfassenden Begriff gibt). Woanders kann man lesen, wie sie sich so so kurz nach Beginn der neuen Saison schlagen. Hier steht, was sie verdienen.

Deutsche Spieler

Christian Ehrhoff,
San Jose Sharks, 800 000 Dollar
Marcel Goc, San Jose Sharks, 775 000 Dollar
Jochen Hecht, Buffalo Sabres, 2 350,000 Dollar
Olaf Kölzig, Washington Capitals, 5 450 000 Dollar
Christoph Schubert, Ottawa Senators, 525 000 Dollar
Dennis Seidenberg, Phoenix Coyotes, 750 000 Dollar
Marco Sturm, Boston Bruins, 2 100 000 Dollar

Schweizer Spieler

David Aebischer, Montreal Canadiens, 1 900 000 Dollar
Patrick Fischer, Phoenix Coyotes, 575 000 Dollar
Martin Gerber,
Ottawa Senators, 3 700 000 Dollar
Mark Streit, Montreal Canadiens, 600 000 Dollar

Österreichische Spieler

Thomas Pöck, New York Rangers, 600 000 Dollar
Thomas Vanek, Buffalo Sabres, 942 400 Dollar

Darüberhinaus befinden sich einige Spieler bei den Farm-Teams, wohin sie am Anfang der Saison relegiert wurden. Quelle für die Gehälter: National Hockey League Players Association.

Suche Job in der NBA, spende Teil von meinem Gehalt

Hier ist mal ein Konzept, um sich einen Job in der NBA zu erbetteln: Shawn Kemp sagt, dass er fünf Prozent von dem Gehalt an eine wohltätige Einrichtung spenden würde. Das wäre alles gut und schön, wenn amerikanische Profis eine solche Haltung viel öfter an den Tag lagen würden und auf diese Steuersparmodelle mit karitativem Touch (man nennt sie Foundations oder auch Stiftungen auf Deutsch) verzichten, die nur eines bewirken: Seinen eigenen Namen mit einem politisch harmlosen sozialem Engagement zu verknüpfen. Aber in diesem Fall erwartet Kemp wohl erst einmal eine wohltätige Spende, bevor er ein bisschen weitergibt: die milde Gabe eines bezahlten Jobs.

Mal sehen, wie das weitergeht - in einer Zeit, in der man in der Liga dank der bestens funktionierenden Pipeline nach Europa talentierte, untätowierte und gesetzestreue Jungs im Dutzend haben kann. Kemp war einst die zentrale Figur bei den Seattle SuperSonics und ihr wichtigster Scorer in jenem Jahr, als sie zusammen mit Detlef Schrempf ins Finale kamen und dort gegen die Chicago Bulls verloren. Seither gilt er als Mann mit vielen privaten und sportlichen Problemen. Wahrscheinlich braucht er sogar einen Job. Wie wär's mit einem Besuch beim Arbeitsamt? (via realgm)

Dopingfall Landis: 300 Seiten online

Auf die Gefahr hin als ignorant eingestuft zu werden: Ich werde nicht die über 300 Seiten an Dokumenten herunterladen, die Floyd Landis auf einer Archivseite im Internet deponiert hat, um sich und seine Seite der Doping-Sache Tour de France in einem positiven Licht darzustellen. Das Verfahren gegen ihn läuft vor der Usada. Die entscheidenen Punkte sind klar: Sein Anwalt argumentiert formaljuristisch, dass die Bewertung der Testosteron-Analyse nicht den Regeln entsprach. Die Dame, die das von der Wada lizensierte Labor in Montreal leitet, hat die Begründung bereits ad absurdum geführt. Landis selbst erholt sihc von seiner Hüftgelenksoperation. Wer sehen will, wie das Implantat aussieht, geht auf seine Webseite.

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