30. November 2007

Der Klingelbeutel: NFL auf Dänisch

Zwei Mitangeklagte von Michael Vick im Tierquäler-Prozess wissen jetzt, was gefängnistechnisch auf sie zukommt. Der eine bekam 18 Monate, der andere 21. Und das obwohl sie als erste im Verfahren gestanden hatten und der Staatsanwaltschaft helfen wollten, den Quarterback als Hauptübeltäter zu fingern. Vick kann deshalb damit rechnen, dass seine Strafe noch höher ausfällt. Er marschierte bereits vor ein paar Tagen freiwillig in eine Strafanstalt und erhält als Belohnung noch ein getrenntes Verfahren des Staates Virginia an den Hals. Dass der einstige NFL-Star so etwas nicht hat kommen sehen und eine andere Freizeitbeschäftigung finden konnte, bleibt das große Mysterium.



Ein US-Blogger hatte den Mut, die dänische Version der gestrigen Übertragung vom NFL-Top-Spiel Dallas gegen Green Bay anzuschauen und sie zu beschreiben. So verwegen und so bedürftig waren manche, um das Spiel anzuschauen, das in den Vereinigten Staaten unter Ausschluss eines großen Teils der Öffentlichkeit stattfand.

Wenn NASCAR-Manager nach einer Erklärung dafür suchen sollten, wieso der enorme Publikumszuwachs der letzten Jahre abrupt zum Stoppen gekommen ist, sollten sie mal die Motorhaube öffnen und diesen Umstand reparieren: Seit fünf Jahren gewinnt ein Mann die Wahl zum populärsten Fahrer, der nicht die Spur einer Chance auf den Nextel Cup (demnächst Sprint Cup) hat. Was da passiert, nennen wir auf gut Englisch: disconnect. Wie funktioniert das? Dale Earnhardt jr. ist zwar in der Lage, einen Tross von Fans für sich einzunehmen - charmant und gut mit Werbeverträgen ausgestattet, wie er nun mal ist - aber die schalten nicht ein, solange er nicht vorne mitfährt. Die New York Times, die nur selten die Rennserie ausführlich unter die Lupe nimmt, vermerkte vor ein paar Tagen dieses überraschende Resultat: Das letzte Rennen aus Homestead außerhalb von hatte einen jämmerlichen 79. Platz in der Wochentabelle der Einschaltquoten produziert. Für die gesamte Saison meldete Bloomberg News dieses Resultat: Alle außer sieben Rennen von insgesamt 36 haben in der abgelaufenen Saison Zuschauereinbußen hinnehmen müssen. Natürlich könnte sich das ändern, falls Earnhardt in der nächsten Saison mal wirklich vorne mitjagt, und die Basis dafür ist mit seinem Teamwechsel auch gelegt. Aber die Konkurrenz pennt nicht und fährt vermutlich einfach besser Windschatten.
Blick zurück: Welche Themen die NASCAR-Welt in Fahrt bringen

29. November 2007

Winter Lager im Time Out

Zwei Blocks weiter Uptown ist Time Out, eine sogenannte Sports Bar, die früher mal Quarterback Boomer Esiason gehörte, der den zweiten Teil seiner Football-Karriere bei den New York Jets verbracht hat und aus irgendeinem nicht nachvollziehbaren Grund seitdem zum Fernseh- und Radio-Establishment gehört. Der Mann hat nichts zu sagen. Aber das sagt er ziemlich eloquent. Seine ehemalige Kneipe war irgendwann ab dem zweiten Viertel der Begegnung zwischen den Dallas Cowboys und den Green Bay Packers knallvoll. Was an der verrtrackten Übertragungssituation liegt. Time Out hat NFL Network. Auf den zahllosen Falchbildschirmen lief nicht nur Football. Es gab Eishockey und die NBA (mit dem erstaunlichen Schlachtfest der Boston Celtics, die die New York Knicks komplett auseinander nahmen).

Die Biertrinker im Time Out (5 Dollar für ein Pint Samuel Adams Winter Lager) schienen sich aber nur auf die Üubertragung aus Texas zu interessieren. Wobei sich irgendwann herausstellte, dass die Leute in der Mehrzahl waren, die für die Green Bay Packers brüllten und klatschten. Dass überhaupt Fans der Cowboys anwesend waren, ist schwer zu erklären. Die Cowboys spielen seit Generationen in einer Division gegen die New York Giants und sollten in der Stadt eigentlich keinen Widerhall finden. Aber amerikanische Sportfans sind einigermaßen tolerant (und kommen, wenn sie in Manhattan wohnen, aus allen Ecken des Landes). Trotzdem war die Stimmung eher verhalten. Vielleicht lag es an dem Spiel selbst, in dem vor allem die Cowboys mit der Schärfe eines guten Bowie-Messers in der Offensive und der Defensive attackierten. Die Punktezahl ging mit einer Geschwindigkeit nach oben, die man sonst nur aus der American Conference kennt. Besonders bemerkenswert sind die Würfe von Cowboys0-Quarterback Tony Romo, der nach dem vergölsten Field Goal im Frühjahr in den Playoffs wie ein Fall für den Sportpsychologen aussah und den Rücktritt von Coach Bill Parcells mit auf dem Gewissen hat. Die sehen zwar aus, als habe er sie sich in jahrelangem Solotraining selbst beigebracht, aber sie kommen an.

Auf jeden Fall war das Footballmatch reizvoller als die Extremblamage der Knicks in Boston, die unter anderem unterstrich, wie gut die Celtics sind, die zwischendurch mit 52 Punkten in Führung lagen und auch mit der zweiten Garnitur im vierten Viertel nicht nachließen. Falls die Eigentümer des Madison Square Garden diese Versammlung von Schwachköpfen nicht auseinanderkegeln, werden sich das Publikum und die Medien der Stadt noch deutlich zu Wort melden. 104:59. Was soll man da noch sagen? Bloß gut, dass Knicks-Coach Isiah Thomas nicht die Parole ausgab, eine Schlägerei zu provozieren, wie er das vor einem Jahr gegen die Denver Nuggets getan hatte. Das hätte der Bankrotterklärung auf dem Platz die Krone aufgesetzt.

Die Packers wirkten in der ersten Hälfte nur zeitweilig so gut wie das Team, das bisher zusammen mit Cowboys die NFC dominiert hat. Dann musste Quarterback Brett Favre im zweiten Viertel nach einem harten Tackle mit Problemen am Wurfarm aussetzen, und Ersatz-QB Aaron Ridgers kam ins Spiel. Vielleicht war das keine schlechte Lösung. Der immer risikofreudige Favre hatte an diesem Abend eine Reihe von Fehlwürfen produziert und auf diese Weise seiner Mannschaft Probleme bereitet. Auffallend: die Qualitat der Cowboys-Verteidigung, die mehr als einmal bei langen Pässen zwei Leute eng auf einen Packers-Wide Receiver angesetzt hatte, der den Ball in Empfang nehmen sollte, aber nie auch nur eine Chance hatte, ihn zu fangen. So etwas schaffen die blitzenden Defensivreihen de AFC nicht, weil ihnen dann hedes Mal notgedrungen im Rückraum die Leute fehlen. Die einzige Frage, die bleibt? Spielt Dallas so gut, weil Parcells weg ist? Oder war die Mannschaft schon im letzten Jahr so gut und der neue Trainer Wade Phillips lässt sie einfach gewähren?

Blackout der seltsamen Art: Dallas gegen Green Bay fast nirgendwo im TV zu sehen

Die NFL macht es manchmal richtig spannend: Heute abend findet ein nicht uninterssantes Spiel zwischen den Dallas Cowboys und den Green Bay Packers statt, den beiden besten Mannschaften in der National Conference. Der Donnerstagstermin ist eine Anomalie, um das Match über NFL Network in die Welt hinauszupusten. Denn nicht nur erwirtschaftet die Liga die stärksten Fernsehlizenzen der Welt, in dem sie mit drei unterschiedlichen Network-Sendern paktiert. Sie hat auch noch einen eigenen Kabalkanal. Und der braucht auch Programm, damit ihn die Kabelnetzbetreiber ins Basisangebot packen - also dorthin, wo sich CNN und ESPN und Konsorten vorgearbeitet haben und enorm absahnen. Bislang kann man den Kanal natürlich auch schon beziehen, man muss ihn dann aber extra bestellen und natürlich mehr bezahlen. Echten Fans wird das nichts ausmachen. Geld verdienen kann man aber mit einer derartigen Geschäftslage nicht. Also nutzt die NFL den heutigen Donnerstag zu einer Kampagne der perfiden Art. Das Echo wird den Bossen gefallen. So sind die Leute in Wisconsin ziemlich sauer, dass man ihnen das Spiel nicht auf dem üblichen Weg serviert. In Dallas ist die Stimmung auch nicht gut. Die Kabelanbieter - Comcast, Time Warner und ein paar andere - sind keine Schwächlinge in diesem Streit. Und blöd sind sie auch nicht. Man darf davon ausgehen, dass sie keinen Sinn darin sehen, ihre Ressourcen mit etwas zu verplempern, das bestenfalls sieben Monate im Jahr wirklich Publikum hat.

Die Cowboys sind Favorit bei den Buchmachern, was uns zu einer weiteren Kuriosität der Woche bringt (und wir reden nicht über das sagenhafte Schlammspiel in Pittsburgh, das mit 3:0 ausging): Die bislang sieglosen Miami Dolphins sind leichter Favorit in der Begegnung am Sonntag gegen die New York Jets. Wollen wir das wiederholen, damit es auch alle glauben? Es gibt noch ein schlechteres Team in der NFL? Offensichtlich.

"Die größten NBA-Diebe"

Dies ist mal eine Liste, die weit weniger willkürlich ist als die meisten anderen und die auch noch ein paar nützliche Informationen enthält. Der Blog Epic Carnival hat sie mit der Überschrift versehen: "Die dreizehn größten NBA-Diebe". Ein paar der Namen werden Lesern bereits geläufig sein (Stephon Marbury, Erick Dampier, Shaquille O'Neal, Ben Wallace, Michael Finley) andere sind den Fachleuten vermutlich ein Begriff. Nur zur Erklärung: Was die Burschen tun, ist nicht verboten. Sie erhalten einfach nur viel zu viel Geld für eine allenfalls mediokre Leistung. Man könnte sie also auch Nichtsnutze nennen.

28. November 2007

Der Klingelbeutel: Hundefutter im Stadion

Ruud Gullit ist seit ein paar Tagen bei den Los Angeles Galaxy im Einsatz. Der neue Trainer von David Beckhams Team kommt auf diese Weise in den Genuss einer kleinen Weltreise. Die Mannschaft ist auf einer bestens bezahlten Tournee und produzierte soeben in Sydney eine mittelschwere Sensation. Nicht auf dem Rasen des Olympiastadions, wo man gegen den Sydney FC mit 3:5 verlor. Aber auf den Rängen. Mehr als 80.000 Zuschauer waren gekommen um, sich das Gastspiel anzuschauen.

Dass Footballspieler gefährlich leben, muss man keinem sagen. In Miami wurde gerade mit Sean Taylor ein Profi der Washington Redskins unter noch immer nicht geklärten Umständen angeschossen - in seinem eigenen Haus - und starb später an den Folgen. In derselben Stadt, in der vor einem Jahr ein prominenter Collegespieler ermordet wurde. Aber bislang konnte davon davon ausgehen, dass die Gefahr nur außerhalb des Stadions lauerte. Seit der Geschichte mit Michael Vick scheint das nicht mehr der Fall zu sein. Jetzt attackieren sogar die Polizeihunde (via Deadspin):

Die vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit zwischen der Bundesliga und Major League Soccer hat bislang so gut wie keine Resultate gezeigt. Das soll sich jetzt ändern. Ein bis zwei Mannschaften aus Deutschland sollen in Zukunft Trainingslager in den USA beziehen. Und im All-Star-Spiel soll nach Gastauftritten von Celtic Glasgow und Chelsea ein noch nicht benannter Vertreter der Bundesliga antreten.

Marbury gegen Garnett: Das Prickeln vor dem Spiel

Stephon Marbury und Kevin Garnett haben schon oft gegeneinander gespielt, seitdem sich der eine aus Minneapolis verabschiedete und der andere bei den Timberwolves das Unmögliche probierte: die Mannschaft zu einem Meisterschaftsanwärter zu machen. Aber selten war eine Begegnung so interessant wie die heute abend. Marbury und die Knicks gegen Garnett und die Celtics. Der eine, der Beweis dafür, dass die Mannschaftssportart Basketball nicht floriert, wenn einer dabei ist, der ausschließlich seinen eigenen Stiefel spielt. Der andere endlich auf dem Weg Richtung Titel. Man muss über Marbury nicht mehr viele Worte verlieren. Der ist auf diesen Seiten schon mehrfach hinreichend präsentiert worden. Und auch über Garnett, den besten und effektivsten Spieler der NBA, braucht man nicht viel zu sagen. Nur soviel: Wo Marbury weg geht, werden die Mannschaften besser, wo er hingeht werden sie schlechter. Und er ist ein egozentrischer Neidhammel erster Güte. Die Boston Celtics (mit KG) sind das beste Team der Saison. Die New York Times hat die Beziehung (oder besser: Nicht-Beziehung) der beiden in einer ausführlichen Geschichte nachgezeichnet. Es lohnt sich die zu lesen.

Quatchi, Sumi und Miga - zum Abschuss frei gegeben

Logos und Maskottchen gehören zu den schwarzen Löchern des kommerziellen Sportbetriebs. Alles was nach Tradition riecht wie der blöde Geisbock des 1. FC Köln (der riecht sicher auch noch nach Ziege) steht unter Narrenschutz. Alles, was neu daher kommt, wird erst einmal flachgemäht. Die Diskussion um das Logo für die Olympischen Spiele in London war der bisherige Höhepunkt einer Geschmacksdebatte, die von einem Populismus beherrscht wird, der weder Originalität noch Attraktivität honoriert. Kaum ein berühmtes Markenzeichen auf dieser Welt hätte solche Debatten überstanden - nicht Coca-Cola, nicht Nike, nicht der Mercedes-Stern. Nun also die Maskottchen der Olympischen Winterspiele in Vancouver, die im Jahr 2010 über die Bühne gehen werden. Die Leute haben sich wirklich Mühe gemacht, drei Figuren zu entwickeln, deren Existenz sich irgendwie begründen lässt: ein Holzfäller, ein Buschpilot und ein Indianer beim Schnitzen eines Totempfahls. April, April. Hier ist die wahre Geschichte, so unglaublich sie klingen mag.

27. November 2007

Gatorade-Erfinder gestorben

Es gäbe heute einen sehr guten Anlass, die Geschichte von der Erfindung eines berühmten Sportdrinks zu erzählen. Denn soeben erreicht uns die Nachricht, dass der Schöpfer der Erfrischungsbrause namens Gatorade gestorben ist. Aber die meisten Nachrufe enthalten das Wesentliche, also sparen wir uns das. Dr. Robert Cate wurde 80 Jahre alt, was für die Qualität seiner Kreation spricht. (Wir erinnern uns: der Mann, der das Joggen erfand, um dem Herztod zu entgehen, starb vergleichsweise jung an Jahren - am Herztod). Gatorade hat nicht nur Cate und seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Universität Florida viel gebracht, von deren Spitznamen (Gators) sich der Produktname ableitet, es hat die Sportkultur bereichert. Kaum eine Werbeaussage hat je die Verbindung von Sport und Starkult so gut in einen Slogan gepackt wie "Be like Mike". Sie glorifizerte den Basketballer Michael Jordan auf eine fast schon religiöse Weise. Zum Beispiel so:

Zum Glück gab es auch Kreative, die so etwas gekonnt auf die Schippe genommen haben:

Gatorade steht aber noch für etwas anderes: für die eiskalte Dusche, die man Trainern nach dem Gewinn eines Titels über den Kopf kippt.
Erfunden wurde das nach Recherchen von Frank Deford vor etwa 20 Jahren von einem Footballprofi der New York Giants, der sich auf diese Weise bei seinem damaligen Trainer Bill Parcells für die herbe Behandlung im Laufe der Saison bedanken wollte. Wobei man Deford recht geben muss. Die einst so spontan wirkende
Aktion ist zu einem albernen Ritual verkommen. Man muss annehmen, dass Gatorade für die Ausschüttung bezahlt. Denn meistens sind ndie Fernsehkameras da, um den Augenblick und das Gesicht des Coaches einzufangen.

Während die eiskalte Ladung in den Nacken gesundheitsschädlich sein kann, wirkt das Getränk, über die richtigen Kanäle inhaliert, kleine Wunder. Manche schwören darauf als Kampftrunk gegen den Kater am Morgen. Manche halten es für ein Mittel gegen Kopfschmerzen und gegen Nierensteine. All das kann von dieser Warte aus nicht bestätigt werden. Wenn man nicht säuft und nicht raucht und einigermaßen schläft, kommt man wohl auch ohne aus. Ach ja. Und beim Sport tut's auch Wasser.

26. November 2007

Mehr schlecht als Recht: Die Attacke gegen die Hartplatzhelden

Jeden Tag testet irgendjemand auf der Welt mit Hilfe eines Anwalts eine neue Theorie. Wenn das nicht gleich klappt, wird auch gerne ein Gericht bemüht. Manchmal führt das Ansinnen sogar zu einem guten Ende. Das wünscht man sich in diesen Tagen auch bei den Hartplatzhelden, wo man sich gegen den Zugriff einer selbsternannten Rechtsautorität wehrt, die nichts anderes im Sinn hat, als eine innovative Idee zu Fall zu bringen, die vor allem von einem lebt: von sehr viel Enthusiasmus.

Wer die Angelegenheit nur aus der Perspektive dieser Geschichte kennt, mag sich zwar gut informiert fühlen und versteht vermutlich vor allem die Logik des Württembergischen Fußballverbandes in Stuttgart. Der bemüht sich darum, nicht von ihnen autorisierte oder lizensierte Videobilder von Spielen aus den unteren Spielklassen im Verbandsbereich aus dem Internet herauszuhalten. Die Berufsfunktionäre (gewählt und bezahlt von Leuten, die als Delegierte das Vereinsleben ganz unten repräsentieren) fühlen sich offensichtlich mächtig genug, um es auf einen Rechtsstreit anzulegen, um diesen Anspruch durchzusetzen. Man fragt sich unweigerlich, ob das womöglich nur ein erster Torpedoschuss ist, angeschoben von den vom Leben gezeichneten Honoratioren beim Dachverband in Frankfurt, die sich selbst nicht so gerne unbeliebt machen wollten und für den Präzedenzfall lieber ein paar Freiwillige vorgeschickt haben.

Als praktizierender Alltagsjurist ohne Examen und ohne Kanzleierfahrung hat man es schwer, die Rechtsrelevanz der Zivilklage nachzuvollziehen. Und ohne Lektüre der entscheidenden Papiere lässt sich nur mutmaßen, auf welch dünnem Eis der Verband daherkommt. Ein Blick in die Satzung zeigt allerdings einiges: Es handelt sich um einen eingetragenen Verein, nicht um ein Unternehmen. Dessen eigentlicher Zweck ist "die Förderung des Sports, insbesondere des Fußballsports". Nach außen vertritt er die Interessen von Vereinen und deren Mitglieder aus dem Verbandsgebiet qua Satzung nur gegenüber einer Instanz - gegenüber den Behörden. Mit anderen Worten: das Streben dieses Vereins ist ausdrücklich als gemeinnützig angelegt. So will er denn auch "die Allgemeinheit selbstlos... fördern". Man muss angesichts dieser Klage allerdings annehmen: Die Allgemeinheit fördert man in Stuttgart wohl nur ganz allgemein, konkret fördert man erst mal nur sich selbst.

So hat sich der WFV einen Satzungsparagraphen gegeben, in dem er sich das Recht zuerkennt, "für Fernseh- und Hörfunkübertragungen von Verbands- und Freundschaftsspielen ... Vergütungen ... für die Vereine treuhänderisch zu vereinnahmen und an diese zu verteilen" und diesen Denkansatz auf "die Rechte bezüglich aller anderen Bild- und Tonträger gegenwärtiger und künftiger technischer Einrichtungen jeder Art und in jeder Programm- und Verwertungsform – insbesondere über Internet und andere Online-Dienste" ausgeweitet.

Klingt nach viel. Ist es aber nicht. Ich bin mir ziemlich sicher: Die Satzung eines Vereins kann allenfalls die Rechtsverhältnisse der betreffenden Mitglieder untereinander regeln ("treuhänderisch vereinnahmen und...verteilen"). Einen rechtlichen Anspruch gegenüber Nichtmitgliedern können die dort hingeschriebenen Sätze nicht erzeugen. Solche Wahnvorstellungen entstehen zwar immer wieder und sind nicht strafbar. Aber das ändert nichts an der Realität. Und die besteht daraus: Tatsächlich steht in der Satzung kein Wort davon, ob der Verband überhaupt derartige Rechte jemals erwerben wird oder sie durch irgendeinen internen Vorgang bereits besitzt. Wie kann er verwerten, was er nicht hat? Aber das ist noch nicht alles: Kann ein Verein wie dieser aufgrund seiner Rechtsstellung und Rolle solche Rechte überhaupt besitzen oder verstößt er damit gegen die Grundidee des steuerbefreiten Gemeinnützigkeitsgedanken, weil er ja plötzlich wirtschaftlich tätig wird? Wenn ja, gibt es überhaupt Vereinbarungen zwischen den Sonntagskickern auf den Hartplätzen im Südwesten und dem Verband über die Verwertung von Persönlichkeitsrechten und mit den Vereinen über die Verwertung von Markenzeichenrechten?

Ich vermute mal: nein in allen Punkten. Warum? Sonst hätten sich die Rechtsanwälte des WFV sicher nicht gedacht, sie werfen lieber mit einer anderen Keule und basteln sich eine Theorie (siehe oben), die ihren Rechtsanspruch aus dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) ableitet. Man ignoriert also die Kernfrage (Darf der Verband überhaupt Rechte verhökern? Hat er sie überhaupt?) und konstruiert einfach mal eine Wettbewerbssituation, in der die Hartplatzhelden dem WFV angeblich eine Ware beziehungsweise eine Dienstleistung streitig machen, die ihm angeblich gehört. Vielleicht haben sie Paragraph 8, Absatz 4 des UWG überlesen:
"Die Geltendmachung der in Absatz 1 bezeichneten Ansprüche ist unzulässig, wenn sie unter Berücksichtigung der gesamten Umstände missbräuchlich ist, insbesondere wenn sie vorwiegend dazu dient, gegen den Zuwiderhandelnden einen Anspruch auf Ersatz von Aufwendungen oder Kosten der Rechtsverfolgung entstehen zu lassen."
Eines ist klar: Der Grat ist schmal, auf dem ein Projekt wie Hartplatzhelden in Deutschland operiert. Und er wird nur breiter, wenn dieser schnöde Versuch von Funktionären, ihre Arbeit klammheimlich umzufunktionieren - von Gemeinnutz zu Eigennutz - auch politisch gestoppt wird. So steht in der Satzung des WFV jene interessante Bestimmung in Paragraph 4:
"Der Verband darf keine anderen als die in § 3 der Satzung bezeichneten Zwecke verfolgen."
Tatsächlich stellt die Attacke gegen die Hartplatzhelden nichts anderes dar als ein Verstoß gegen diesen Paragraph 4. Denn von Vermarktung, Verwertung, Geld verdienen und Inkasso ist in Paragraph 3 mit keinem Wort die Rede. Vermutlich aus gutem Grund. Sonst wäre das mit der Steuerbefreiung und dem Gemeinnützigkeitsstatus schnell zu Ende. Vielleicht sollte sich das Finanzamt mal mit den Machenschaften in Stuttgart beschäftigen.

Nachtrag: Inzwischen gibt es ein Reihe von Berichten und Stimmen zum Thema:
SpOn
stern.de
Nachspiel
Bolzplatz

Wenn bei Agent Zero etwas kaputt geht, dann gleich richtig

Wer schon immer mal wissen wollte, wie ein Mann, der sein Leben von innen nach außen gedreht hat, mit der Trennung von seiner Freundin fertig wird, sollte sich mal den Blog von Gilbert Arenas anschauen. Nur wenig Gesülze. Nur wenig Herzschmerz und dies und das. Einfach nur eine - fast- sachliche Abarbeitung einer Krise. Jetzt fehlt eigentlich nur der Standpunkt der Gegenseite (und die Erinnerung an diese Äußerung über Sex mit Halle Berry).

Bei Arenas läuft's nicht gut dieser Tage. Agent Zero, zwischendurch wegen seines Humors und seiner Präsenz auf dem Spielfeld eine Art Jim Knopf der NBA (neben David Stern, der Lukas, den Lokomotivführer gibt) fällt nach einem erneuten Eingriff am Knie auf jeden Fall drei Monate aus. Es gibt Kommunikationsprobleme mit dem Club in Sachen Vertragsverlängerung. Und eine unglaublich schreckliche Ansammlung an neuen adidas-Werbespots, die zeigen, wie man einen verwundeten Krieger mit Hang zum Clown NICHT veräppeln sollte.

Wieviel besser geht da Nike mit Steve Nash um. Der darf zeigen, wie er mit dem Fußball umgeht. Die meisten Bilder wurden im Sommer in New York gedreht, als Nash auch sein Interview für die große Geschichte in der New York Times gab.

Wie spielt man gegen Devin Hester?

Football der amerikanischen Provinienz wirkt oft wie das Treiben in Pamplona. Ein paar Stiere, die blind durch die Gegend laufen. Eine Schar von Verrückten, die herausfinden wollen, ob sie reaktionschnell genug sind, um nicht totgetrampelt zu werden. Und eine Faszination aus dem Blickwinkel der Medien, die Leuten, die in ihren weichen Sesseln die Kanäle abzappen diese Mischung aus Neugier und Kopfschütteln besorgen, die beim Kampf um die Quote so wichtig ist.

Wie jede Metapher ist auch diese schief. Denn Football bietet doch noch etwas mehr: zum Beispiel Diskussionsstoff zur Taktik und Strategie einzelner Teams. Beispiel gefällig? Selten gab es eine derartige Debatte wie die um die Frage: Wohin kickt man den Ball, wenn ein gewisser Devin Hester auf der anderen Seite steht? Seit Sonntagabend sagen fast alle Kommentatoren übereinstimmend: Bloß nicht Richtung Hester. Denn der mutmaßlich beste Punt- und Kick-Returner aller Zeiten hat am Sonntagabend mit Macht zugeschlagen und im Alleingang gleich zwei Touchdowns erzielt. Keine Frage: Seine zwölf Punkte (und die beiden aus den Point-After-Versuchen) waren der entscheidende Grund dafür, dass die Chicago Bears überhaupt die Verlängerung erreichen konnte, in der sie die eindeutig besseren Denver Broncos mit einem Field Goal abfertigten.

Hesters Laufstärke und seine Reflexe sind nur schwer einzuzäunen. Im letzten Super Bowl hatte er nach 14 Sekunden seine Mannschaft in Führung gebracht. Wer das Match gewann, wissen wir: Die Indianapolis Colts. Und zwar verdient. Mit anderen Worten: Dass Hester eine Gefahr darstellt, ist unbestritten. Aber er spielt bei einem Team, dass nur selten die Früchte seiner Arbeit erntet. Mit noch ganz anderen Worten: Wer eine Phobie vor Hester entwickelt, hat ohnehin gegen Chicago nichts zu bestellen. Dazu kommt: Hester verliert gerne den Ball. Und das tat er auch gegen die Broncos. Allerdings scheint eine Ansicht dieses Puzzles eher abwegig. Es gibt Leute, die sich auf die statistische Dimension der Hester-Sprints eingeschossen haben und aus dem eher dürftigen Datenmaterial zu der Schlussfolgerung kommen, dass man ruhig in seine Richtung kicken soll. Im Schnitt holt Hester nur fünf Yards an Field Position heraus. Wer anfängt, ihn bewusst zu vermeiden, macht sich hingegen das Leben schwer. Es gibt keine Kicker, die das Ei zielsicher genug und kurz vor der gegnerischen Endzone ins Aus befördern können. Das Spiel mag ja Football heißen. Aber das heißt nicht, dass die Leute, die vor allem mit ihrem Fuß arbeiten, einen Mann wie Hester ausschalten können.

25. November 2007

Keiner sieht den freien Mann

Das Spiel zwischen den New York Knicks und den Chicago Bulls am Samstag war nicht zum Anschauen. Während man in Manhattan darauf wartet, dass entweder Isiah Thomas endlich gefeuert wird oder Stephon Marbury abgegeben (oder beides) - immer nach dem Motto: je lauter das Theater, desto lieber - muss man sich in Chicago fragen, wieso eine ziemlich eingespielte Mannschaft nicht besser kombiniert und harmoniert. Man muss sich fragen: Was macht Coach Scott Skiles im Training mit seinen Leuten? Probiert er jeden Tag irgendetwas Neues aus, was dann im Match gegen einigermaßen motivierte Gegner nicht funktioniert? Oder sieht er etwas, was wir nicht sehen? Grotesk, wie oft und unbelehrbar einzelne Spieler am Ende vieler Spielzüge die Übersicht verlieren und den freien Mann nicht sehen, sondern im Alleingang auf den Korb zusteuern (und ihn nicht treffen). Vielleicht wollen die Bulls aber auch einfach nur den Herrn Hollinger blamieren, die vor der Saison das Team zum besten in der Eastern Conference hochschrieb und, ohne auch nur mit der Wimper zu zu zucken, eine Niederlagenprojektion von 27 anbot. Die Bulls stehen nur Zeit bei 2:9, haben also nach elf Begegnungen schon ein Drittel dessen eingefahren, was ihnen Hollinger zugetraut hatte.

Den gleichen Stand haben übrigens auch die Houston Rockets erreicht: Hollinger kalkulierte eine Saisonbilanz von 61:21. Der Zwischenstand derzeit: 7:7 (also bei den Niederlagen ebenfalls ein Drittel).

Zurück zu den Bulls: Es kann nicht an Luol Deng alleine liegen, dass die Mannschaft derartig aus den Fugen geraten ist. Der saß am Samstag mit Rückenproblemen auf der Bank. Und es kann auch nicht an den Diskussionen rund um Kobe Bryant und einen möglichen Tausch mit den Los Angeles Lakers liegen, der lange Zeit die Diskussionen beherrschte und dann verstummte. Damals konnte man noch behaupten: Ein Trade würde die Chemie eines guten jungen Teams belasten. Angesichts der gegenwärtigen Schieflage, kann man eigentlich nur eines sagen: ein Bryant-Trade wäre mehr als eine Hilfe. Er wäre eine Offenbarung.

Gedopten Profis aus dem Ausland droht eine Extra-Sperre: der Rauswurf aus den USA

Man hat sich daran gewöhnt, dass ein erheblicher Teil der Profis in den amerikanischen Ligen aus anderen Ländern kommt. Den größten Anteil der Gastarbeiter beherbergt traditionell die National Hockey League, in der einst die Kanadier dominierten und nun Spieler aus Europa. Die NBA hat zuletzt ganz erheblich Verstärkung aus Übersee getankt, und im Baseball kommt das Reservoir neuer Kräfte hauptsächlich aus dem Süden, der Karibik und den Ländern, die sie einrahmen. Insbesondere im Baseball gibt es regelrechte Pipelines für Talente, die aus Zentren etwa in der Dominikanischen Republik über die Rookie Leagues in Arizona und Florida hinauf in die besser bezahlten Leistungskategorien führen. Das dauert meistens Jahre und führt dazu, dazu sich in Ausländer in diesem Mischmasch-Land der Einwanderer aus aller Herren Länder irgendwann so vorkommt, als gehöre er dazu.

Dabei fehlt nicht viel, um zu begreifen, dass man als Mensch mit einem speziellen Visum oder auch einer Greencard ruckzuck aus den USA ausgesperrt werden kann. Wer zum Beispiel straffällig wird, landet ganz rasch wieder in seiner Heimat. Mehr als 12 Millionen illegalen Einwanderern in diesem Land scheint das offensichtlich nichts auszumachen. Die sind ohnehin abgetaucht, arbeiten mit gefälschten Papieren und Führerscheinen und überleben - irgendwie - im Schatten einer Lohndrückerwelt, die man in den Vereinigten Staaten auf eine fadenscheinige Weise akzeptiert hat, weil man dadurch im großen Stil Gewerkschaften aushöhlen und das Aufkommen neuer Wehrhaftigkeit unterlaufen konnte.

Aber das ist keine Option für einen Baseballprofi aus dem dem Ausland, der in dem riesigen Dopingskandal auffällig wird, der dieser Tage vom ehemaligen Senator George Mitchell untersucht wird. Das Problem besteht nicht mal darin, dass der Report öffentlich Namen von Spielern nennen könnte, die als Anabolika-Verbraucher auffällig geworden sind. Das kitzlige Detail besteht im Wesen eines Visums- oder Greencard-Antrags: Wer hierbei Dinge gefragt wird, die irgendwann mal rechtsrelevant sein könnten und sie aus Angst vor Konsequenzen dazu unwahr Stellung bezieht und später als Lügner geoutet wird, kann daraufhin auf Lebzeiten aus den USA ausgesperrt werden. Nicht weil er verbotenerweise ohne Rezept verschreibungspflichtige Medikamente genommen hat, sondern weil er die Einwanderungsbehörden betuppen wollte.

Eine derartige Strafe geht weit über das hinaus, was eine Liga oder ein Verband tun kann. Denn deren einem Berufsverbot gleichkommenden Sperren sind befristet und halten jemanden nicht davon ab, in der Zwischenzeit in einem anderen Metier Geld zu verdienen. Sie sind auch härter als die kurzen Gefängnisstrafen, die Athleten wie amerikanische Marion Jones und Barry Bonds gewärtigen. Denn hier wurden Strafermittler angelogen, die versucht haben, einen ganzen Sumpf trocken zu legen. Ein Baseballspieler, der nie wieder legal in die USA einreisen kann, darf einpacken. Oder muss versuchen, sich in Japan zu verdingen. Dem einzigen Land, wo man in der Sportart einigermaßen bezahlt wird.

Während die Geschichte in der New York Times zum Thema so tut, als sei das alles hauptsächlich das Problem von Mitchell, darf man sicher als jemand, der als Gast in den USA verweilt und lange auf seine Aufenthaltserlaubnis warten musste, folgendes sagen: Wer denkt, er, brauche sich nicht an die Gesetze dieses Landes zu halten, sollte sich hinterher nicht wundern, wenn er rausgeworfen wird. Und wer ein bisschen schlauer geworden ist, sollte vielleicht die Finger von Drogen lassen. Ist das Schwert der Einwanderungsbehörden endlich eine Abschreeckungsmaßnahme, die wirkt?

23. November 2007

Wenn ein paar hundert Millionen den Blick aufs Wesentliche versperren

Manchmal scheint es, als als seien in den USA immer nur schwarze Sportler in die Schwierigkeiten des Lebens verwickelt: in Mord, sexuelle Nötigung, Tierquälerei, Meineid, Scheckbetrug, Doping, Scheidungsfälle. Das scheint nur so. Wahrscheinlich haben die weißen Sportler einfach nur die besseren PR-Berater. Es sei denn, sie heißen Greg Norman und sind extrem sauer. Norman war einst der beste Golfer der Welt und vor Tiger Woods auch der größte Absahner. Sein Vermögen belief sich irgendwann nach Schätzung der New York Post auf 500 Millionen Dollar. Der Australier (Spitzname: White Shark), war einer der ersten, der den Marktwert eines eingeführten Sportlernamens weltweit in außerordentlich profitable Projekte umsetzte: die Golfbekleidungslinie, der Golfplatzbau und zuletzt auch noch das Weingeschäft. Dabei muss ihm irgendwann die Eingebung gekommen sein, dass das alles mit einer anderen Frau an seiner Seite viel hübscher laufen würde. Und so wurde aus der außerehelichen Geschichte mit der einstigen Weltklassetennisspielerin Chris Evert ein riesiger Störfall. Frau Norman sah sich genötigt, im Rahmen der Scheidung soviel an finanzieller Entschädigung zu erbitten, bis ihr fast die Hälfte überschrieben wurde. Das Societyspiel in Südflorida muss ergötzlich gewesen sein. Denn die Anwälte von Laura (Mädchenname: Andrassy) hatten keine Bange, Chris Evert in den Zeugenstand zu bitten, um die schmutzige Wäsche etwas genauer zu inspizieren. Nachdem die Scheidung offiziell im September bereits verkündet wurde, laufen jetzt noch ein paar Scharmützel.

Wenn nicht alles täuscht, stellt die Norman-Scheidung die bisherigen Rekordwerte (Neil Diamond und Michael Jordan) für Promi-Zwist in den Schatten.
Blick zurück: Sergio Garcia als Schwiegersohn

21. November 2007

Der Über-Bobble

Morgen ist Thanksgiving, was in den USA folgendes bedeutet: Wer eine Familie hat, kommt mit seinen Verwandten zusammen und isst Truthahn. Wem das zu langweilig ist, der geht Einkaufen oder ins Kino. Oder er schaltet den Fernsehapparat ein und schaut NFL. Thanksgiving bedeutet allerdings auch: Das Rennen um das Beschaffen von Weihnachstageschenken hat begonnen. Und so darf es nicht verwundern, dass sich unser aller liebster Clubbesitzer, der ehrenwerte Mark Cuban in Fragen von gewaltiger Geschenkeeuphorie zu Wort meldet. Vorweg gesagt: Wer das Geld hat und sich für diesen Kram interessiert, gehört verwarnt oder für Wochen auf eine einsame Insel verbannt. Aber wer wissen will, um was es geht, möge sich auf was gefasst machen:

Die Above the Rim Collection der Dallas Mavericks. Was kann man in dem Katalog bestellen? Einen Ford Mustang mit einem Mavericks-Logo für 90.000 Dollar. Eine Puppe mit Wackelkopf (bobblehead), die Dirk Nowitzki nachgebildet ist - in Lebensgröße für 20.000 Dollar, genannt der Über-Bobble. Ein dreitägiger Ausflug mit Devin Harris auf die Bahamas mit Golf und Ringelpiez mit dem Flieger der Mavericks (300.000 Dollar). Mann kann für 20.000 Dollar einen Tag lang exklusiv die Managementwelt des Clubs kennenlernen. Frauen können sich für 20.000 Dollar für einen Tag in die Cheerleader-Staffel einkaufen (via With Leather)

20. November 2007

Der Stipendiat unterwegs: Wie man sein Taschengeld nicht aufbessert

College-Footballspieler in den USA sind zwischen 19 und 23 Jahren alt und also volljährig. Das heißt nicht, dass sie wissen, wie die Welt funktioniert. Dass ihnen jemand ein Stipendium im Wert von 20.000 Dollar pro Jahr zubilligt, weil sie als Linemen oder als Cornerback ins System passen, halten sie für normal. Dass sie auf der anderen Seite neben dem eigentlichen Studium und dem Training keine Zeit habem, ihr Taschengeld aufzubessern, für schwierig. Angesichts solcher Verhältnisse kommen dann schon mal ein paar von ihnen auf die Idee, sich bei Auswärtsspielen selbst zu bedienen. Nach dem Motto: Wenn das Hotel die Radiowecker und Kissen nicht festgenagelt hat, darf man davon ausgehen, dass sie im Übernachtungspreis enthalten sind und deshalb mitgenommen werden dürfen. Ein Gag oder prank, wie man das in den USA nennt? Das muss man ausschließen, wenn die gleichen 20 Leute sich gleich in mehreren Städten und Hotels so verhalten. Die Leitung der Sportabteilung der Universität Mississippi (Ole' Miss) in Oxford hat die betroffenen Burschen trotzdem nicht gleich von der Hochschule geworfen. Das seien alles gute Jungs, die einfach falsche Entscheidungen getroffen haben, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme. Die haben dann auch für die Ware bezahlt, als die Rechnungen der Hotels eintrafen. Jetzt können sie die Sachen weiterverhökern - ohne schlechtes Gewissen.

19. November 2007

Von einem anderen Planeten

Während der Stern von Herrn Starbury in den USA langsam, aber sicher sinkt und dabei auch noch die Karriere von Knicks-Manager und Trainer Isiah Thomas mit nach unten ziehen dürfte, hat die Bekleidungsfirma Steve & Barry's, die vor einem Jahr die Starbury-Schuhe auf den Markt brachte, einen neuen Aushängesportler gefunden. Es handelt sich um Venus Williams und die neue Serie EleVen. Wir nehmen mal an, dass dieses etwas bemühte Wortspiel um die Zahl 11 und den Vornamen der Tennisspielerin in Zukunft noch besser erklärt wird als so: "Das ist die Hausnummer von unserer ersten Adresse in Kalifornien. Und es ist, wie ich zu leben versuche. Als 11, besser als eine 10, besser als die Besten." (Anmerkung: Die Zehner-Skala ist eine alte amerikanische Sitte ähnlich der deutschen Zeugnisnoten. Wer den Film dazu sehen will, sollte sich den Namen Bo Derek merken. Und sollte sich nicht wundern, dass die Dame schon Perlen im Haar hatte, ehe Venus Williams einen Tennisschläger halten konnte.)

Wie die Amerikanerin in den neuen Billigklamotten aussieht, kann sich jeder selber ausmalen oder die Webseite dazu anklicken. Wie sie allerdings zusammen mit ihrem Golfer-Freund Hank Kuehne aussieht, nur schwer. Es gibt Fotos von den beiden zusammen. Und ein paar Geschichten - wie etwa hier.

Der Klingelbeutel: Meineid, Deineid, Seineid

Nachdem die Staatsanwaltschaft von San Francisco Anklage gegen den Baseballprofi Barry Bonds wegen Meineid erhoben hat, lohnt es sich, den Scheinwerfer auf den Ermittler zu richten, der seit mehreren Jahren den BALCO-Fall auf allen Haupt- und Nebengeleisen vorangetrieben hat. Da wir das bereits im Jahre 2004 in der FAZ getan haben, fällt es etwas schwer, das alles noch mal zu wiederholen. Also hier dann ein Blick auf die aktuelle Geschichte in der New York Times. Sie bringt ein seltendes Foto von jenem Strafverfolger, der Marion Jones und Victor Conte und vielen anderen unerbittlich nachgesetzt hat.

Hinreichend bekannt unter Leuten, die den amerikanischen Sport verfolgen: Der Fluch, den jemand vefällt, wenn er auf dem Titel der Zeitschrift Sports Illustrated aufgetaucht ist. Und der Madden Curse, der etwas mit dem populären Football-Videospiel zu tun hat. Jetzt neu: Die geschäftsschädigende Wirkung der anspruchsvollen Zeitschrift The New Yorker, die neulich den mächtigen Baseball-Agenten Scott Boras in einem wirklich lebenswerten Porträt ausleuchtete. Der Autor hatte Zeit und Zugang. Nun feuerte der Pitcher Kenny Rogers Boras und beschloss, Vertragsserhandlungen alleine zu führen. Und auch sein prominentester Mandant - Alex Rodriguez oder auch A-Rod genannt - marschiert auf eigenen Wegen.

Das war kein gutes Wochenende für Boston: die Fußballer von New England Revolution haben die Meisterschaft verpasst. Und die bislang ungeschlagenen Celtics aus der NBA mussten die erste Niederlage hinnehmen. Angesichts der vorausgegangenen Erfolgsserien (noch intakt: der streak der Patriots in der NFL) und der Meisterschaft der Boston Red Sox werden plötzlich junge Republikaner ganz hibbelig. Einer glaubt: Präsidentschaftskandidat Mitt Romney (war bisher Gouverneur in Massachusetts, davor Chef des Organisationskomitees der Olympischen Spiele von Salt Lake City) habe demnach ebenfalls die besten Karten, um die Vorwahlen zu gewinnen, die im Januar beginnen. Kann schon sein. Der bislang populärste Konkurrent in seiner Partei, der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani, hat noch sehr viele Probleme vor sich. Und dass der angebliche lebenslange Yankees-Fan neulich erklärte, er halte den Red Sox bei der World Series die Daumen, hat seine Populariät auch nicht befördert. Dafür wurde er als eindeutiger Opportunist geoutet.

Nicht mal Zeit für Currywurst

Es gab da letzte Woche ein Treffen, an dem ich auch gerne teilgenommen hätte. Auch wenn es schwer geworden wäre, von Berlin aus und einem vollen Programm mit vielen Terminen einen Abstecher zu machen. Ich habe nicht mal Leodator anrufen können, um mit ihm zusammen die beste Currywurst der Stadt zu inhalieren. Keine Zeit. Schon gar nicht, wenn man die wenige freie auch noch im Verkehr verdaddelt, weil man denkt: Berlin, das schaffe ich auch ohne Stadtplan.

Die Bloggerei hat natürlich erst recht gelitten. Wie schon auf mehreren Deutschlandreisen zuvor. Zwischen Tür und Angel und immer auf dem Sprung - das haut nicht hin. Und wenn man mal Zeit hat, weil man von jemandem versetzt wurde und man ganz entspannt in einem Café an der Schönhauser Allee sitzt und auf ihn wartet, dann ist das Lesen der Berliner Zeitung keine schlechte Alternative. So war ich hinterher trotzdem ganz zufrieden. Vor allem mit den Gesprächen, deretwegen ich nach Berlin gereist bin (alles Projekte, über die hier nicht weiter gesprochen wird, solange sie nicht einen gewissen Reifegrad erreicht haben). Und mit einem Fund im Buchladen auf dem Flughafen Tegel: eine Ulrike-Meinhof-Biographie. Leider ist (wie ich bereits auf dem Rückflug auf den ersten knapp hundert Seiten feststellen konnte) die Autorin Jutta Ditfurth eine vergleichsweise staksige Schreiberin, deren Eloquenz im Fernsehen oder in Interviews wie diesem im Stern vielversprechender wirkt, als sich das dann auf den vielen Seiten in einem dicken Buch materialisiert. Vielleicht gibt es von dieser Stelle aus noch irgendwann eine abschließende Bewertung.

14. November 2007

Timberlake für Golfer

Aus Kindern werden Leute. Aus Boy-Band-Sängern werden Golfturnier-Gastgeber. Selbst wenn das keiner Logik folgt und Justin Timberlake aufgrund seiner Rolle in der Entblößung von Janet Jacksons Brust beim Super Bowl eigentlich eine persona non grata sein sollte. Aber das ganze wird in Las Vegas (Spitzname: Sin City) spielen, wo man ohnehin ein anderes Verhältnis zu Erotik und Ethik hat und zu Showstars erst recht. Timberlake ist, rein golferisch gesehen, keine schlechte Wahl. Der Sänger hat sich im Laufe der Zeit auf Handicap 6 heruntergespielt. PR-mäßig passt er auch: Er hat vier Grammys gewonnen und gehört zu den berühmtesten Musikern in den USA. Das Turnier findet vom 16. bis 19. Oktober 2008 statt.

Aus diesem Anlass dürfen wir hier an den letzten Erfolg von Timberlake erinnern: ein Song im Rahmen der Comedy-Sendung Saturday Night Live (wurde inzwischen vom Host gelöscht).

Ein Sack tätowierte Idiotie

Es war einmal ein Basketballspieler, den fanden eigentlich alle ganz toll. Er fand sich selbst am allermeisten toll und ließ das auch immer wieder jeden wissen. Aus irgendeinem komischen Grund lief es dann aber nicht wie im Märchen, wo nur böse Schwiegermütter, herrische Könige (und Väter attraktiver Prinzessinnen) und ein paar Geisteskranke ausrasten. Sondern es lief wie in einer Comedy-Show, denn der Basketballspieler erweckte permanent den Eindruck, er und nur er müsse auf dem Platz und außerhalb die Points und die Pointen im Alleingang produzieren.

Über Stephon Marbury haben wir im Laufe der letzten Monate zum Beispiel hier und hier und hier berichtet. Den sportlichen Werdegang, eine Art Abstiegskontinuum, haben wir bereits in der Zeit davor, im Januar 2006, in der FAZ, dokumentiert. Was soll man dem noch hinzufügen? Dass dieser Sack extrem verspielte, tätowierte Idiotie jetzt endlich auch auch den Verantwortlichen der New York Knicks auf den Keks geht? Das muss man wohl - der Vollständigkeit halber - tatsächlich berichten. Mit einer gewissen Schadenfreude allerdings. Andere Blogs haben sich bereits hier und hier mit dem aktuellen Fall beschäftigt. Ein Fall von Arbeitsverweigerung. Aber was darin etwas zu kurz kam, ist die offensichtliche Frivolität des Mannes: "Ich weiß so viel über Isiah", sagte er der New York Daily News in einer Anspielung an den Prozess von neulich und drohte auszupacken. "Ihr habt keine Ahnung, was ich weiß."

In einer solchen Atmosphäre wird alles hochgespült: die schmutzige Wäsche und sogar der Verdacht, dass Thomas und Marbury auf dem Flug der Mannschaft nach Phoenix vor zwei Tagen ein Handgemenge hatten (von einem Teamsprecher inzwischen dementiert). Was kommt als nächstes? Ein Tausch mit einem anderen Team? Wer braucht Stephon Marbury?

13. November 2007

Der Klingelbeutel: Zanardi handgetrieben immer noch schnell

Nach etwas mehr als einer Woche ist ein Bericht über den Ritt von Alex Zanardi beim New York Marathon aufgetaucht. Nachdem wir seine Teilnahme angekündigt hatten, soll der Hinweis auf sein recht erfolgreiches Rennen nicht fehlen.

Es kostet 300 Dollar Strafe, wenn man auf die Autohupe drückt und die Polizei findet, das sei nicht nötig gewesen. Warum sollte man dann nicht 1000 Dollar für das Füttern von Tauben bezahlen? Ausgemacht ist noch gar nichts. Aber wenn sich die Idee tatsächlich durchsetzt, schicke ich dem Politiker minimum ein Dankschreiben. Tauben sind eine Pest in Manhattan. Und die Leute, die sie füttern, auch. Aus diesem Grund an dieser Stlele der alte Song von Georg Kreisler:


Die Red Sox haben die World Series gewonnnen, die New England Patriots sind mit 9:0 Siegen in die neue Saison gestartet. Die Celtics sind das einzige ungeschlagene Team in der NBA (5:0), New England Revolution steht im Finale der Fußballmeisterschaft. Wo kommt das ganze Gewicht her, das sich plötzlich in der Nortdostecke des Landes aufstaut? Es kann da keinen Zusammenhang geben, oder? Keine noch so fadenscheinige Theorie, die alles erklärt? Sonst würde doch Marco Sturm die Boston Bruins in eine siegreiche Schlacht nach der anderen führen? Aber das klappt beim besten Willen nicht. Stephen Hawkings bitte übernehmen.

12. November 2007

Übern Jordan

Wenn man einen riesigen Kuchen zu verteilen hat, dauert allein das Wetzen der Messer schon ziemlich lange, ehe es dann tatsächlich ans Schneiden geht. Die Scheidungssache Michael und Juanita Jordan ist die Mega-Torte schlechthin. Das zumindest glaubt man in England, wo die Times eine Schnittmenge von 168 Millionen Dollar ermittelt hat (Schnittmenge in einem übertragenen Sinn). Denn soviel wird auf jener Seite übrig bleiben, die die Gattin nach 20 Jahren Beziehung und Ehe erhält. Dazu das Sorgerecht für die drei gemeinsamen Kinder. Dass Jordan das Arrangement verschmerzen kann, darf man annehmen. Dass es ihm persönlich weh tut, allerdings auch. Der Mann ist berühmt dafür, es zu hassen, wenn er verliert. Dies ist sogar ein neuer Rekord. Die bislang teuerste Promi-Scheidung ging auf die Kappe von Neil Diamond (via Deuce of Davenport).

Jordans ältester Sohn Jeffrey geriet am Wochenende in die Schlagzeilen, nachdem er seinen ersten Einsatz bei einem College-Team hatte. Es ist zu wünschen dass der Junge demnächst nicht mehr länger von den US-Medien behelligt wird. Seiner Basketballqualitäten wegen. Die scheinen nicht halb so gut wie die seines Vaters. Mutter Juanita war im Publikum, hatte aber nichts zu sagen.
Blick zurück: Wir sprachen schon mal von "mehr als 150 Millionen Dollar"

11. November 2007

Laubbläser-Kakophonie jetzt ganz sportlich

Die Leute, die mit ihren Pusteapparaten zu dieser Jahreszeit durch die städtischen Parks und privaten Gärten marschieren, gehören zu den größten Nervensägen weit und breit. Kleine Zweitaktermotoren im Arm, die nichts anderes produzieren als Luft. Aber das kann man noch steigern: Wenn man gleich ganze Teams von Laubbläsern anheuert und ihnen einen kleinen Trainingsball mit Löchern aushändigt und ihnen sagt: Nun blast mal schön. Auf diese Idee ist man jetzt in Toronto verfallen und glaubt wirklich, dass sich auf diese Weise eine neue Mannschaftssportart kreieren lässt. Warum gibt man den Leuten nicht einfach Harken?

NHL: Nächstes Jahr in Stockholm und Prag?

Die neue NHL-Saison ist erst ein paar Wochen alt (und hat erstaunlicherweise in New York für ein leichtes Einschaltquotenplus gesorgt), da spekulieren die ersten bereits über die Auslandsabstecher Anfang der nächsten Spielzeit. Die Ottawa Senators in Stockholm gegen? Die New York Rangers in Prag gegen? Die Überlegungen sind simpel: In Ottawa ist Daniel Alfredsson, ein Schwede, der Kapitän. In New York Jaromir Jagr. Dazu kommen seine Landsleute Marty Straka, Marek Malik, Michal Rozsival und Petr Prucha. Der Madison Square Garden ist sozusagen die Außenstelle der tschechischen Nationalmannschaft (via Deadspin und Going Five Hole).

Bei den Rangers erlebt der österreichische Verteidiger Thomas Pöck übrigens seine zweite Durststrecke innerhalb von zwei Jahren. Nachdem er zu Saisonbeginn meistens nur herumsaß und zuschauen musste, steht er mittlerweile im Farm Team in Hartford auf dem Eis. Ob das wirklich besser ist? Sein Landsmann Thomas Vanek, der jeden Monat die Dollars mit der Schubkarre abtransportiert, leidet in aller Öffentlichkeit. In Buffalo erwartet man, dass er Tore schießt. Was tut er? Er steht viel zu oft auf dem Eis, wenn die Sabres Tore kassieren.
Blick zurück: Der Monster-Vertrag für Thomas Vanek

10. November 2007

Der Klingelbeutel: Für Brad ganz bestimmt federerleicht (aktualisiert)

Der Schweizer Tennismatador Roger Federer, der so aussieht, als ob er auf Jahre hinaus nicht mehr vom ersten Platz der Weltrangliste verschwinden wird, hat Hollywood im Visier. Nein, er will nicht selber vor die Kamera à la Elvis. Er malt sich aus, dass mal jemand sein Leben verfilmen könnte. Dann, ja, dann soll Brad Pitt ihn spielen. Der gleiche Pitt, der schon den österreichischen Nazi und Dalai-Lama-Lehrer Heinrich Harrer in Seven Years in Tibet gemimt hatte und der inzwischen 44 Jahre alt ist. Immerhin: Er hat auf der High School Tennis gespielt. Das Buch als Unterlage für einen Film gibt es allerdings bereits: René Stauffers Das Tennisgenie (siehe Randspalte).

Kann mal jemand da draußen, der in letzter Zeit in Spanien war, die wirre Welt dieses Pau-Gasol-Werbespots dechiffrieren? Hat die iberische Halbinsel den Anker eingeholt und schippert ins Nichts?

via Deadspin und AOL Fanhouse

Der Dollar ist nicht jedermanns Freund. Nicht mal, wenn er in dicken Bündeln daher kommt. Denn der Dollar fluktuiert. Im Moment zum Beispiel, da er gegen den Euro so anämisch aussieht wie noch nie, fühlen sich die europäischen Profis in den USA geknickt. Sie werden in Dollar bezahlt, aber wollen einen Teil des Geldes in Euro ausgeben/anlegen. Der Umtausch bringt derzeit vielen einen Verlust. Dann wiederum gibt es die kanadischen Eishockey-Clubs in der NHL. Die dürften sich insgeheim die Hände reiben. Denn die bezahlen aus Paritätsgründen ihre Spieler genauso wie die Teams in den USA in US-Dollar. Das war früher jahrelang eine zusätzliche Strafe für Clubs, die ohnehin schon wirtschaftlich zu kämpfen hatten. Warum? Wegen des Umrechnungskurses zwischen kanadischem und amerikanischem Dollar, der bedeutete, dass die Mannschaften im Norden tief in die Taschen greifen mussten. Neuerdings steht der kanadische Dollar so gut, dass man hoch im Norden ganz anders kalkulieren kann.

Der Absturz des Wechselkurses signalisiert, dass es mit der lange so hoch eingestuften Wirtschaftskraft der Vereinigten Staaten nicht mehr groß bestellt ist. Man darf wohl aus diesem Anlass dann noch einmal an dieses Buch erinnern: Weltmacht USA - ein Nachruf vom Franzosen Emmanuel Todd. Bei Amazon.de sollte man ein bisschen weiterlesen. So gibt es unter anderem diesen erhellenden Kommentar:

"Die Grundthese dieser Studie ist, daß die USA dabei sind, ihren Status als 'letzte verbliebene Supermacht' zu verlieren, weil sie die dafür erforderlichen militärischen, wirtschaftlichen und ideologischen Qualitäten nicht mehr aufbringen können....Die gegenwärtigen USA werden als 'räuberischer Staat' definiert, der selbst massive Industrie- und Außenhandelsdefizite aufweist, aber die Finanzen und Produkte aller anderen Staaten quasi wie ein Schwarzes Loch aufsaugt und seinen Reichtum im eigenen Land zu Lasten der Minderheiten und unteren Schichten ungerecht an eine superreiche antidemokratische Oberschicht umverteilt.

Aufgrund eingehender Analyse verschiedenerlei Daten und Vergleiche mit historischen Weltreichen gelangt Todd zu der Überzeugung, daß sich die Vereinigten Staaten innerhalb der nächsten Jahrzehnte zu einer Regionalmacht zurückbilden werden, während die EU im Bunde mit einem wiedererstarkten, aber zur Gutmütigkeit bekehrten Rußland gemeinsam mit Japan künftig das Weltgeschehen bestimmen wird."

Nachtrag: Das neue Video von Jay-Z macht Leute in den USA seltsam nervös. Er benutzt einen Stapel 500er Euros als Stilmittel. Sicher: Früher hätte man dafür Dollarscheine genommen. Aber wer mehr in solche Ideen hineinliest, als vermutlich drin steckt, hat zuviel Zeit. Beim letzten Video war der Rapper in Monaco und gab Gas in europäischen Autos. Das hat auch niemanden gestört. Warum? Weil jedem Amerikaner klar ist, dass in den USA nur Fischkisten gebaut werden.

Listen mit Tücke: Die großartigsten Fußballer aller Zeiten

Die Listenseuche und die Ranking-Krankheit sind so ansteckend wie das Ebola-Virus, aber zum Glück nur halb so gefährlich. Neulich haben wir in England eine Trainer-Wertung aufgestöbert, bei der man sich nur am Kopf kratzen kann. Diesmal steigen wir mit einer neuen Tabelle noch etwas höher ein, hinauf in die Wolken zu den angeblich "100 großartigsten Fußballspielern aller Zeiten". Hier ein kleiner Appetithappen, der zwei Dinge andeutet: Brasilien, Brasilien und nochmal Brasilien, und wir haben alle Jürgen Kohler so was von unterschätzt. Endlich rückt das mal jemand gerade:

1. Pele (Brasilien)
2. Ronaldo (Brasilien)
3. Romario (Brasilien)

Die Deutschen:
7. Lothar Matthäus
8. Gerd Müller
9. Franz Beckenbauer
24. Jürgen Klinsmann
27. Karl-Heinz Rummenigge
38. Sepp Maier
48. Oliver Kahn
66. Jürgen Kohler
73. Rudi Völler
96. Michael Ballack

Namen die fehlen (oder um mit Udo Jürgens zu sprechen: Warum nur, warum?) Uwe Seeler, Fritz Walter, Helmut Rahn, Just Fontaine, Gyula Groscis, Nandor Hidegkuti, Bobby Moore, Stanley Matthews, Niels Liedholm, Gunnar Gren, Billy Bremner und so mancher mehr...

Hier gibt's die Liste komplett. Das sind die Leute, die dahinter stecken. Und so könnte eine Liste aussehen, die etwas taugt.

Zum Tod von Norman Mailer

Worüber denkt die Welt wohl heute lauter nach? Dass eine Assistentin von Linda Stein gestanden hat, dass sie ihre Arbeitgeberin im Affekt erschlagen hat? Dass Norman Mailer gestorben ist? Dass der Mann, der mal Chef der New Yorker Polizei war und beinahe der erste Chef der nach dem 11. September begründeten amerikanischen Mega-Sicherheitsbehörde mit dem komischen Namen Homeland Security geworden wäre, vermutlich ins Gefängnis muss? Oder über den Autoren-Streik in der Film- und Fernsehbranche, der das Land demnächst noch stärker bewegen wird, wenn man sich an den Wiederholungen leid gesehen hat und es aus der Produktionspipeline für die Kinos nur noch tröpfelt? Oder doch über die fallenden Aktienkurse, die eine gewisse Nervösität offenbaren, die man in den USA so gerne wegwischen würde?

Das ist kein Samstag nach dem Geschmack eines Sportbloggers, der sich gerne auf die anstehenden Ereignisse aus der NFL und der NBA einlassen möchte. Obwohl man beim Nachdenken über Mailer und seine gigantische Schreibleistung natürlich unweigerlich bei seinen Texten über das Boxen landet. Oder zumindest - für Eilige - bei einem Interview wie diesem, das vor ein paar Jahren entstand und mit einem kleinen Foto dekoriert wurde, das Mailer beim Sparring zeigt. Mailer hat nie wieder ein besseres Buch geschrieben als Die Nackten und die Toten (obwohl er viele geschrieben hat). Er war als Reporter und Essayist einfach stärker, klarer, massiver und sprach da eine so deutliche Sprache. Was sich unter anderem in seiner Einschätzung vom Boxen widerspiegelt:
"Es ist einer gegen einen. Boxen hat deshalb viel mit Schach und Football zu tun. Über einem Schachspiel zwischen zwei guten Spielern hängt die Erniedrigung des Verlierens. Diese Erniedrigung ist beim Boxen sogar noch größer...Es ist fast wie ein ganz bestimmter Mut des Blutes, der sehr tief sitzt. Das fasziniert uns am Boxen. Es ist die Seite am Boxen, die von Leuten nicht verstanden wird, die sagen: 'Ich hasse Boxen. Es ist so brutal.' Es ist das Ausmaß an Intelligenz und Disziplin und Zurückhaltung, das dabei mitspielt. Deshalb betrachte ich Boxen als gesellschaftliches Gut und nicht als gesellschaftliche Krankheit."
Blick zurück: Ein Mord, der einem nahe geht

9. November 2007

NBA: Hunderte von Millionen Chinesen können nicht irren

Wenn Dirk Nowitzki spielt und Premiere die Begegnung nachts überträgt, dann versammeln sich etwa 7500 Menschen in Deutschland vor ihren Fernsehapparaten. Wenn heute Yao Ming mit den Houston Rockets zum ersten Mal auf Yi Jianlian und die Milwaukee Bucks trifft, darf man mit folgenden Größenordnungen rechnen: Mit einem neuen Rekord von mehr als 220 Millionen Fernsehzuschauern, der seit dem ersten Match von Yao gegen Shaquille O'Neal bei dieser Marke steht. Yi's erster Auftritt in dieser Saison verfolgten rund 100 Millionen Chinesen. Warum nur so wenige? Weil zur gleichen Zeit ein Rockets-Spiel auf einem anderen Kanal ausgestrahlt wurde. Mehr über das Massenphänomen im Houston Chronicle. Anders als in den USA, wo das Spiel in Freitagabend in der Prime-Time läuft, muss man in China am Samstagvormittag die Zeit finden, die NBA-Partie zu verfolgen.

Dennis Rodman will Frauen-Trainer werden


Auf der nach oben offenen Gaga-Skala bringt Dennis Rodman noch jedesmal die Nadel in Bewegung, sobald er nur auftaucht und/oder sich äußert. Wie heute in einer Pressemitteilung seiner Entourage: Rodman will Trainer in der WNBA werden. Das ist nicht etwa bemerkenswert, weil der Mann ganz bestimmt im Laufe seiner Basketballkarriere weit weniger Wissen akkumuliert hat als die meisten seiner Nebenleute (zu denen bei den Detroit Pistons damals auch das Ekelpaket Bill Laimbeer gehörte, der heute in der Frauen-Liga coacht). Sondern weil er der unkommunikativste Basketballer aller Zeiten war. Der mochte weder zuhören noch reden. Der hat einfach wie blöd an seiner Fitness gearbeitet und sich ansonsten auf seine Rolle als Rebound-Spezialist versteift. Darin war er wirklich gut, weshalb ihm jeder seine Marotten nachgesehen hat. Besonders Michael Jordan, der in Chicago sehr froh über die Verstärkung war. Wie will einer, der, wenn er dann doch mal den Mund aufmacht, keinen geraden Satz sagen kann, eine Mannschaft betreuen? Durch Handauflegen?

Kobe vs. A-Rod: Die Abrechnung

Ich bin sicher, es gibt reichlich American-Arena-Leser, die sich sehr gut in den Katakomben des amerikanischen Sportalltags auskennen und die sich dann vermutlich auch für solche Analysen interessieren wie die von Jemele Hill auf Page 2. Genauso wie für die Replik eines Bloggers, der der Dame das ganze Gedankengebäude aus den Angeln nimmt. Mir gefallen solche Dispute - erstens - weil es so etwas in der Vor-Blog-Zeit gar nicht gab. Da bekam man als Autor allenfalls einen spitzfindigen Leserbrief und der lieferte meistens nur eine angehäufte Form von Ärger und Zorn nach dem Motto: Man habe keine Ahnung und schlimmer ging's wohl nicht. Das war geistig nicht sehr anregend. Zweitens produzieren sie erfrischende Gedanken. Ich bin noch immer ganz begeistert von diesem Spruch über Baseball im Kontext zweier moralphilosophischen Theorien, der von Ayn Rand und von Adam Smith:
"Baseball ist großartig, weil es die einzige Sportart ist, bei der sich jeder Spieler auf dem Platz völlig eigennützig verhalten kann und das tun, was ihren persönlichen Wert auf ein Maximum steigert, und das dann auch noch im Interesse der Mannschaft ist. Jede andere Sportart produziert eine Nullsumme, bei der jeder Schuss von einem Spieler einem Mannschaftskollegen die Chance auf seine Möglichkeit nimmt. Im Baseball gibt du mit einem Hit einem Mannschaftskollegen eine Chance...Wenn Ayn Rand und Adam Smith gefickt hätten, hätte sie einen Baseball zur Welt gebracht."
Womit wir bei dem dritten Aspekt sind: Andere Menschen - wie unsereins - können dann auch noch an diesen öffentlichen Streitgesprächen teilhaben und darüber schreiben.

Um was geht es? Eigentlich um nichts Geniales. Frau Hill hat die Verhaltensmuster und Persönlichkeitsmerkmale des Basketballers Kobe Bryant und des Baseballers Alex Rodriguez miteinander verglichen, die beide als ziemlich eitle Individuen gelten (und als Top-Typen in ihren Sportarten, was sich im Fall von Bryant übrigens leicht wiederlegen lässt). Und dabei kommt sie zu dem Schluss, dass Bryant der bessere Mensch sei, weil von seinen Anstrengungen und seinem Ehrgeiz seine Mannschaft - die Los Angeles Lakers - profitieren, während A-Rods Leistungen angeblich zeigen, dass Teams wie die Seattle Mariners, Texas Rangers und präsumptiv dann auch demnächst die New York Yankees ohne ihn besser dran sind.

Fire Jay Mariotti (benannt nach dem aufgeblähten Egomanen, der mehrfach die Woche in der Chicago Sun-Times schreibt und hin und wieder in ESPNs Around the Horn auftaucht), zersägt diese Behauptung auf eine bravouröse Weise (wenn auch nicht immer sehr gentlemanhaft geschrieben). Das schönste steht gleich am Anfang des Beitrags: Rodriguez verdient gar nicht mehr Geld als Bryant, wie immer angenommen wird, wenn man nur die Gehälter vergleicht. Bryant ist der Absahner von den beiden. Und so geht es munter weiter: mit Hinweisen darauf, dass Rodriguez nicht die Bälle pitcht, die dann von den Gegnern zu Home Runs verwertet werden. Und darauf dass A-Rod zwischendurch signalisiert hat, dass er unter bestimmten Umständen sogar auf einen Teil seines Honorars verzichten würde. Und dass die Lakers, seit Bryant Shaquille O'Neal weggebissen hat, rein gar nichts Bemerkenswertes auf die Beine gestellt haben.
Blick zurück: Ein anderer Fall von ESPN-Sense: Scoop Jackson

8. November 2007

Wir schreiben einen bin-Laden-Hüter

Wieviel Leute das wohl interessiert, wenn der Kicker der Denver Broncos einen Roman schreibt, in dem es darum geht, dass muslimische Terroristen einen Anschlag auf den Austragungsort eines Monday Night Football-Spiels der NFL planen? Jason Elam (siehe Kommentare) muss annehmen, dass seine Schwarte Kreise zieht, sonst hätte er wohl nicht folgendes von sich gegeben: “Falls Osama bin Laden das Buch in die Hand nimmt und liest, will ich, dass er sagt: 'Ja, deshalb tue ich was ich tue. So rechtfertige ich es, so sehe ich das, dass ist das, woran ich glaube."

Ich weiss, dass Football-Kicker (ähnlich wie Eishockey-Torleute) als ziemlich abgedrehte Sorte gelten. Aber das einer von ihnen denkt, der gute Osama liest seine Machwerke, übertrifft den Grad an Gaga noch gewaltig. Das Buch kommt erst im Januar heraus. Sein Co-Autor ist ein Pastor.

Pannendienst aus Übersee: Gullit wird Beckhams Trainer


Offensichtlich kam der soeben in New York entlassene ehemalige Nationaltrainer Bruce Arena für eine derartig feinfühlige Position nicht in Frage. Und andere Amerikaner gab es anscheinend nicht. Also hat Alexi Lalas von den Los Angeles Galaxy mal schnell in Europa herumtelefoniert und dort den Mann gefunden, der die Beckham-Bagage im nächsten Jahr auf Vordermann bringen soll. Er heißt Ruud Gullit und wartet seit zwei Jahren auf einen Trainerposten. Zeit, die er als Fernsehkommentator zugebracht hat. Seine Vita als Übungsleiter war nach Ansicht des Daily Telegraph in London bislang "nicht besonders erfolgreich". Dann kommt die zukünftige Aufgabe ja gerade richtig. Die Erwartungen an die Resultate in der nächsten Saison sind nicht besonders hoch. Ein Platz in den Playoffs wäre schon eine Leistung. Der Vertrag soll über drei Jahre gehen und den Gegenwert von etwa 10 Millionen Dollar wert sein. Die Zahl klingt sehr hoch. Übrigens war auch Jürgen Klinsmann für den Posten im Gespräch. Dass Gullit ihm vorgezogen wurde, mag man sich nicht vorstellen. Der Holländer war sicher eher so etwas wie zweite Wahl.

Das Bewegungstalent Kevin Costner

Auf eine gewisse Weise muss man dem Schauspieler Kevin Costner dankbar sein. Er hat Sportarten wie Golf und Baseball mit seinen Rollen in Tin Cup (1996) und vor allem in Bull Durham (1988) - dem besten Sportfilm aller Zeiten - eine Dimension gegeben, die der tägliche Medienrummel trotz aller Bemühungen (siehe die letzte Folge bei ESPN mit E:60), einfach nicht hinbekommt. Dass Costner das nicht alleine geschafft hat, sondern dabei von zwei Drehbüchern von Ron Shelton profitierte, sei am Rande erwähnt, nicht jedoch, um etwa seine Fertigkeiten zu schmälern. Denn Costner wurde in beiden Fällen nicht gedoubelt und erwies sich als ausgesprochenes Bewegungstalent.

So soll denn aufgrund solcher Leistungen hier nur rasch vermerkt werden, dass der Hollywood-Millionär heute in Tampa ist, um offiziell die neuen Trikots der ziemlich gräuslichen Tampa Bay Devil Rays vorzustellen. Gestern nutzte der 52jährige die Gelegenheit für ein bisschen Batting Practice. Der Mann kann nicht nur Sport. Er spielt auch Gitarre mit einer Band namens Modern West und will mit der bei der Gelegenheit in Tampa ein bisschen herumklampfen.

7. November 2007

Schöner Wohnen

Wir berichten selten genug über die Immobiliengeschäfte der Stars, obwohl das sicher viele Leute interessiert. Wegen Geld und Glamour und so. Aber da wir vor einer Weile den Versuch von Shaquille O'Neal erwähnt haben, seine Riesen-Villa in Miami loszuschlagen (wie sich später herausstellte, hatte das mit der Scheidung zu tun), soll dann auch diese Meldung zur Komplettierung nachgereicht werden: Alex Rodriguez, der Golden Boy des amerikanischen Sportgeschäfts, der soeben seinen Vertrag mit den New York Yankees sausen ließ (weil er sich ausmalt, dass er woanders noch mehr bekommt als 25 Millionen Dollar im Jahr) wird Shaq wohl den Palast von der Hand nehmen. Der Preis ist auf rund 25 Millionen Dollar gefallen. A-Rod hat bislang ein pied-à-terre in Miami, das nur halb so groß ist. Welche Gründe Kobe Bryant haben könnte, sich für das riesige Anwesen von Michael Jordan zu interessieren (Foto: siehe hier), das sich außerhalb von Chicago befindet, ist nicht klar. Es sei denn, er weiß etwas, was sonst noch niemand weiß: daß er demnächst für die Bulls spielt, die momentan so aussehen, als ob sie einen Weckruf gebrauchen könnten. Auch Jordan hat eine Scheidungssache laufen und braucht die Anlage nicht mehr.

Die Nachricht des Tages rund um Alex Rodriguez allerdings hat nichts mit schöner Wohnen zu tun, sondern mit Vertragsrecht. Die Yankees überlegen gerade, ob sie nicht einfach die Rechte an ihrem Third Baseman im Rahmen eines Schiedsgerichtsverfahrens (arbitration) beanspruchen sollen, was aufgrund des Tarifvertrags theoretisch möglich ist. Der Spieler wiederum kann das ablehnen. In einem solchen Fall aber bekämen die Yankees zwei Draftplätze von dem Team, das mit Rodriguez handelseinig wird. Es kann sogar theoretisch noch zu einer anderen Lösung kommen. Aber weil das alles wirklich viel zu hypothetisch und zu kompliziert ist, empfehlen wir unentwegten Baseballkundigen die Lektüre dieses Artikels in der New York Post.

Wenn Rummenigge den Stein der Weisen wirft, macht es platsch

Es kommt selten genug vor, dass man in den USA etwas halbwegs Kluges über den deutschen Fußball lesen kann. Weshalb dieser Artikel heute in der New York Times schon allein deshalb bemerkenswert ist, weil man dem Thema so viel Raum gegeben hat. Er ist auch deshalb bemerkenswert, weil der Autor keine übliche Bausch- und Bogen-Analyse abliefert, sondern sich um eine nuancierte Betrachtung der Frage kümmert, weshalb die Bundesliga nur auf Platz vier in Europa steht und mit Bayern München nur einen einzigen deutsche Club von internationaler Bedeutung produziert hat. Am Ende stellt sich aber heraus, dass Nicholas Kulish offensichtlich auch nur so weit schauen kann wie Karl-Heinz Rummenigge (das ist nicht sehr weit) und dessen Argumente unwidersprochen akzeptiert. Die da sind: Weil die deutschen Ligaverantwortlichen ausländische Großinvestoren verhindern und das Fernsehgeld zu gleichen Teilen unter den Clubs aufsplitten, werden "wir nie das Niveau erreichen, auf dem wir mal waren".

Man könnte dieses Argument aus jeder Richtung auseinanderfieseln, und zwar im Dunkeln und im Hellen. Aber leider wird das vom Times-Mann gar nicht erst versucht. Dabei könnte er anführen:
• das Beispiel der National Football League, das so konsequent wie niemand anderer das Fernsehgeld und einen Teil der Stadieneinnahmen brüderlich teilt und damit das Fundament für die wirtschaftlich erfolgreichste Sportorganisation der Welt geschaffen hat.
Er könnte entlarven:
• die Absurdität der Behauptung, dass die deutschen Clubs mal so wahnsinnig viel besser in Europa dastanden. Es war allenfalls eine Mannschaft, die nach dem Abbröckeln von Borussia Mönchengladbach und HSV in Europa etwas ausrichten konnte. Und das war der FC Bayern München. Und das lag daran, dass sie ihre Ressourcen - unter anderem ein riesiges vom Steuerzahler finanziertes Stadion - geschickt genug in sportliche Erfolge umgesetzt haben. Die Bundesliga hat sie darin nie zurückgehalten. Und tut es auch heute nicht. Woher kam denn wohl das Geld für den Masseneinkauf in diesem Jahr? Von einem Banküberfall?
Er könnte einwerfen, dass
• in anderen Ländern Clubs Millionenverluste erwirtschaftet haben, die weder durch Fernseheinnahmen noch durch Spielerverkäufe noch durch Fanartikel wieder eingespielt werden können. Und dass allein die Abhängigkeit von Unternehmern wie Leo Kirch schon zur Vorsicht mahnt. Es sei denn man verfolgt die Strategie: Nach mir die Sintflut.

Immerhin ist dem Autor aufgefallen, dass Geld alleine - ähnlich wie bei New York Yankees - keine Garantie für Erfolg ist. Das 0:0 "warf die Frage auf, ob bei all den Anstrengungen und dem investierten Geld, die Meisterschaft gewinnt". Warum stand das nicht am Anfang der Geschichte, sondern am Ende?

Nachhall aus Indianapolis: Das Getöse um den Krach in der Colt-Arena ebbt nicht ab

Das Match hielt wie so oft, wenn Dinge lange genug hochgehypt werden, nicht ganz die anspruchsvollen Erwartungen an zwei so gute Mannschaften wie die Indianapolis Colts und New England Patriots. Aber auch mehrere Tage nach dem Spiel vom Sonntag, das die Patriots mit 24:20 gewannen, hallt eine Sache immer noch nach. Oder ist es mehr so etwas wie ein Echo? Egal. Es ist auf jeden Fall ein Akustik-Phänomen und dreht sich um die Frage, ob die Betreiber des RCA Dome in Indianapolis die Geräuschkulisse künstlich hochkurbeln, wenn die Gegner den Ball haben und sich im Huddle über den nächsten Spielzug verständigen wollen. Auslöser war ein Zwischenfall, der es bis in die Liveübertragung schaffte und der so klang, als ob eine CD hängenbleibt. Das wurde von der NFL untersucht und vom übertragenden Sender erklärt. Angeblich eine technische Panne im Ü-Wagen. Oder so. Das Ganze wurde noch garniert von einem Dementi des Clubs, an dem offensichtlich vorher die Anwälte herumgedoktert hatten: Darin bestritten die Colts nicht etwa den Tatbestand selbst, sondern erklärten: "Wir gehen davon aus, dass dies die lächerlichen und unbegründeten Anschuldigungen beendet, die Colts würden künstlich auf irgendeine Weise den Lärm der Zuschauer verstärken."

Keines Weges, liebe Fohlen. Nicht nur tauchte jetzt bei SportsbyBrooks die Geschichte einer Beschwerde der Pittsburgh Steelers aus dem Jahr 2005 auf. Es fand sich ein Wachmann der Arena, der einem Fotografen aus Boston folgendes erklärte: "Ich weiß nicht, ob Sie das wissen, aber sie pumpen den Lärm durch die Lautsprecheranlage."

Den kleinen Zwischenfall, der das Problem auf den Tisch brachte, hat jemand als Video bei YouTube abgeliefert. Ein Tondokument für NFL-Afficionados.

Der Zeitgeist-Clown

Auf das Wort muss man erst mal kommen: urban journalism. Denn das macht wortwörtlich keinen Sinn. Jeder Lokalredakteur aus einer Großstadt praktiziert das. Aber das ist dem furchtbar unbegabten, aber trotzdem immer noch bestens bezahlten amerikanischen Schreiber Scoop Jackson bestimmt egal. Denn er setzt Wörter anders ein. Nicht als Ausdruck von Gedankenketten und Wissensformation, sondern als Codebegriffe, als Attitüdensprache.

Im Grunde ist der Erfolg von Scoop Jackson nicht zu begreifen. Weshalb sich ein gewisser Jason Whitlock bereits darüber öffentlich aufgeregt hat. Aber daraufhin verlor der seinen Job, weil er einen Kardinalfehler der Zunft begangen hat: Man kritisiert nicht einen Kollegen laut und vernehmlich, wenn man sein Honorar vom selben Arbeitgeber bezieht.

Jackson verdankt seinen Aufstieg einem Zeitgeist-Produkt (auf das er vermutlich anspielt, wenn er von urban journalism spricht). Es sind Lifestyle-Magazine, die jenes Publikum bedienen, das sich an der Schnittstelle von Streetball/Basketball/Hip-Hop/Ghetto-Schick/Musik-Video eingefunden hat. An diesen Magazinen und der Musik ist nichts weiter bemerkenswert, außer das in beiden Formaten immer so getan wird, als leiste man einen Kulturbeitrag. Beide bestärken sich gegenseitig in der Illusion, dass die Rapper die Könige der von Drogendealern in Schach gehaltenen Ghettos und als Poeten und Berichterstatter einer Lebenswirklichkeit zu betrachten sind, die dem Rest der Welt die Geschichten aus der totalen gesellschaftlichen Sackgasse serviert (die dann noch ein Schlupfloch offenbart: den Weg ins Gefängnis).

So wie es den Rappern bei ihrer Sprachartistik weniger ums Konkrete geht, sondern hauptsächlich um Entertainment und Plattenumsatz und um eine Starrolle, so ignorieren auch die sie begleitenden Schreiber aus dem Medienumfeld gerne die Kernaufgabe. Sie begreifen sich als kreative Cheerleader, die offensichtlich darauf hoffen, dass sie am Ende selber so etwas wie Stars werden. Vor allem dieser Szene ist es zu verdanken, dass Basketballspieler wie Allen Iverson und Stephon Marbury so populär sind, was in keinem Verhältnis zu ihrer Leistung auf dem Platz steht. Und dass sie sich in Interviews so artikulieren, als hätten ihnen jemand den größten Teil des Verstands herausgeschraubt.

Die Verwirrung ist Teil des Spiels um Popularität, Status und finanziellen Erfolg. Keiner der Multimillionäre (ob im Sport oder in der Musikszene) würde auch nur im Traum daran denken, etwas zu tun, was den unreflektierten mythischen Charakter seiner Entertainment-Persona in eine politisch relevante Bahn lenken könnte. Die Typen könnten tatsächlich Einfluss nehmen auf das Leben im Ghetto. Alles, was sie tun, ist Bojangling, wie Whitlock das nennt. Eine Anspielung an Bill Bojangles Robinson, ein schwarzer Filmschauspieler, der in der dreißiger und vierziger Jahren die Klischeerollen schlechthin spielte: der immer lächelnde, devote Schwarze, der zur Unterhaltung oder als Dienstbote des weißen Mannes existiert.

Keiner verkörpert das Prinzip in den amerikanischen Medien so wie Jackson, der inzwischen bei espn.com eine Kolumne hat - also eine beachtliche Plattform besitzt, mit Lesern, die aber längst nicht so leicht zu beeindrucken sind wie die Käufer von Blättern wie Slam! oder Vibe. "Scoop ist ein Clown. Und die Veröffentlichung seiner vorgetäuschten Ghetto-Pose ist eine Beleidigung schwarzer Intelligenz", meinte Whitlock in seinem legendären Interview mit dem Blog The Big Lead. Die meisten Leute halten sich allerdings gar nicht mehr damit auf, den Mann und seine Texte zu kritisieren. Nur manchmal bricht in jemandem etwas auf - wie hier. Und dann erinnern sich noch ein paar Leser an solche Sachen wie diese, als Jackson sich kreativ bei einem Blog bediente, ohne den auch nur zu erwähnen.

Und so kommen wir zum eigentlichen Auslöser dieses Beitrags - zu Jacksons neuester Arbeit: einem puren PR-Stück, in dem er den halbgottgleichen Michael Jordan, seine neuen bei Nike hergestellten Schuhe und vor allem sich selbst abfeiert. Das kommt davon, wenn man keine wirklichen Geschichten erlebt und deshalb nichts zu erzählen hat. Und wenn man keinen Sinn für eine kritische und selbstkritische Auseinandersetzung mit der Welt hat. Dann entstehen solche Kracher: The Jordan Experience.