20. Februar 2008

Tucson erster Tag: Eigene Gesetze

Das Gesicht von Tiger Woods sah schon länger nicht mehr so gequält aus wie in dem Moment, als er sich hinstellte auf dem 14. Grün und einen sieben Meter langen Putt auf den Weg schickte. Der Ball landete zum Birdie im Loch. Woods grimmassierte etwas entspannter, denn er lag danach nur noch mit 2 Down zurück und besaß mit vier restlichen Löchern auf der Uhr noch eine gewisse Chance. An der 15 schabte er den Rückstand weiter ab. Und lag drei Bahnen vor dem Ziel nur noch mit einem Loch zurück. Auf dem 16. Grün rollte der Ball erneut über eine lange Distanz zum Birdie und kullerte in die Plastiktasse. Ausgleich. Die 17 und 18 wurden somit zu einem Nerven-Match mit Playoff-Gefühl. Was macht Tiger? Er verwandelt zum Eagle und gewinnt die 17. Seine Körpersprache sagt alles. Er brüllt. Er macht die Faust. Er geht wie mit gestärkter Bügelfalte in der Hose vom Grün und zum letzten Abschlag. Die 18 geht remis aus, und das reicht.

Was soll man sagen? Lochwettspiel ist so wie der Pokal im Fußball - eine Angelegenheit mit ganz eigenen Gesetzen. Patzen sollte man möglichst nicht. Aber auch das ist kein Garant. Man denke an Martin Kaymer, der heute bei seinem Turnier-Debüt in den USA keinen einzigen Bogey spielte und trotzdem verlor. Gegen einen Amerikaner, der schlechter Englisch spricht als er. Aber mit Reden gewinnt man keinen Blumentopf (oder was auch immer das Ding ist, das der Sieger am Sonntag im Gallery Golf Club außerhalb von Tucson mit nach Hause nimmt).

Ein Turnier ohne Tiger Woods ist schon schlimm. Aber eines ohne Martin Kaymer ist fast noch schlimmer. Wir haben uns nach seiner Runde ausführlich unterhalten. Bis das Gespräch und seine (und meine) Gedanken in ein journalistisches Gefäß fließen - in der Zeitschrift Capital - wird noch etwas Zeit vergehen.

P.S. Der neue Energiedrink von Gatorade schmeckt, als ob man irgendwelche Insekten mit hinein gekocht hat.
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