28. April 2009

Wie die Schimpansen am Lostopf

Ja, sischer, dat. Es gab vor ein paar Tagen eine Draft in der NFL. Und mächtig war die Meute jener, die vorher, während und nachhher nichts anderes unternommen haben, um ihren Senf dazu zu tun. Und das Resultat von all diesen Bemühungen? Die angeblichen Experten erzielen Trefferquoten eines Schimpansen, der einfach in den Topf gegriffen hätte. Im nächsten Jahr wird das niemanden dieser sogenannten Experten davon abhalten, das gleiche Spiel zu spielen. Das Karussell muss sich drehen. Und natürlich wird sich bis dahin zeigen, dass auch viele Clubs mit ihren Entscheidungen daneben lagen. Aber das ist etwas anderes. Die müssen für ihre Fehler wenigstens sportlich büßen. Die sogenannten Experten (vor alem die im Fernsehen) hingegen müssen für gar nichts büßen. Ein ähnliches Phänomen haben wir in der Berichterstattung vom Finanzmarkt erlebt und zwar vor allem bei der Arbeit des Senders CNBC. Die hätten doch vorher schon mal berichten können, dass an Wall Street der GAU bevorsteht. Aber dazu waren sie nicht in der Lage. Wurden die Leute nach Hause geschickt? Nur ein bisschen von Jon Stewart zur Rechenschaft gezogen und lächerlich gemacht. Das war alles.
The Daily Show With Jon StewartM - Th 11p / 10c
CNBC Financial Advice
thedailyshow.com
Daily Show
Full Episodes
Economic CrisisPolitical Humor

27. April 2009

Eine gute halbe Stunde

Den meisten werden die Namen dieser Zeitungen und deren Webseiten nicht viel sagen. Selbst wenn man in den USA lebt, hat man als Durchschnittsmedienverbraucher nie den ganzen Markt im Blick. Trotzdem sollte man vielleicht man diese Nachricht durchflöhen. Es ist eine Aufstellung der 30 Top-News-Seiten in den Vereinigten Staaten und eine Auflistung einer zentralen Verhaltensweise ihrer Leser: Wieviel Zeit verbringen die täglich bei diesen Infoangeboten? Dabei lässt sich feststellen, dass das Interesse der Leute fast überall zurückgegangen ist. Was vermutlich mit dem Wahlkampf im Jahr 2008 zu tun hat, der Millionen von Menschen absorbiert hat und auch die Einschaltquoten im Kabelnewsfernsehen nach oben trieb. Trotzdem bleibt eine faszinierende Zahl: Rund 30 Minuten verbringt der Nutzer der New York Times jeden Tag auf deren Seiten. Das heißt, das die Leute hier nicht nur schnelle Infos abgreifen, sondern sich einlesen. Das heißt aber auch, dass das Unternehmen Wege finden wird, sich für diese Dienstleistung anständig honorieren zu lassen. Was aber aus den 4-Minuten-Eiern wird, die sich ebenfalls auf der Liste befinden? Die müssen sich vermutlich mehr anstrengen (via The Big Lead)

26. April 2009

Gut gepanzert

Die Dallas Mavericks haben sich durch ihren Sprung auf den sechsten Platz in den letzten Tagen der Tabellenrunde einen hübschen Gegner für die erste Playoff-Runde gezogen: die San Antonio Spurs, die den Weg allen Irdischen gehen. Schwerkraft inklusive. Der alt gewordenen Mannschaft fehlt gegen die gut eingestellen Mavericks der letzte Tick Tempo und der letzte Tick Energie. Nowitzkis Team steht mit einem Zwischenstand von 3:1 zum ersten Mal seit drei Jahren mit einem Bein in der zweiten Runde. Basketball wird übrigens immer härter. Das sieht man schon daran, dass die New York Times heute berichtet, dass Spieler unter dem Trikot spezielles Dämpfungsmaterial tragen, damit sie den Körperkontakt besser wegstecken können. Die Liga hat die Auflage ausgegeben, dass man diese Unterwäsche nicht sehen kann. Adidas ist der Hersteller.

22. April 2009

Karriereweg: Blogger

Nachdem die Bloggerei jahrelang von den Kollegen in den etablierten Medien als irrelevant heruntergespielt wurde und in dem einen oder anderen Fall sogar die Zahlen über den Leserzuspruch falsch und viel zu niedrig angegeben wurden, spürt man jetzt den Umkehrtrend. Bloggen wird von Leuten in den Elfenbeintürmen zum lukrativem Berufsbild ausgerufen. Und natürlich entspricht auch das nicht der Realität. Der Mangel an Präzision in der Bewertung der Entwcklung betrifft noch nicht mal die Tatsache, dass der Blogosphäre gerne neue Informationsdienstleister zugeordnet werden, die lupenrein betrachtet dort gar nicht hingehören. So wie etwa die außerordentlich populäre Huffington Post, wo man sich an den Nachrichtenfluss der klassischen Produzenten anhängt, oder wie Talking Points Memo, wo scharfsinniger News-Journalismus mit vielen eigenen Recherchen angeboten wird und man den Aktualitätsanspruch von Nachrichtenagenturen mit dem Schreibstil und dem Themenesprit der Politmagazine kombiniert. Es geht auch diesmal wieder um Zahlen. Genauer: um die Einkommenssituation. Wieder haben sie nichts mit der Wirklichkeit zu tun, wie innerhalb kurzer Zeit gleich an mehreren Stellen als Reaktion auf diesen Artikel im Wall Street Journal angemerkt wurde. Es scheint so, als ob die Systematik des Denkens bei Themen, die etwas schwieriger zu recherchieren sind, nicht weiter reicht als irgendwelche Kennziffern aufzutreiben und von ihnen gewagte Schlussfolgerungen abzuleiten.

21. April 2009

Zwischen Dementi und Demens

Mark Cuban ist nicht wie der Pauker im Spielmannszug, der hinten mitmarschiert und seinen Kollegen einfach nur stramm das Tempo signalisiert. Er ist auch der Tambourmajor und manchmal spielt er dazu noch eine schrille Flöte. Das klingt eigentlich nie gut, sondern immer nur nach Aufmerksamkeit heischend. Und es läuft mittlerweile auf unterschiedlichen Medienkanälen ab. Natürlich auch auf Twitter.

Das hat einen Blogger in Phoenix (von Bright Side of the Sun), der sich naturgemäß für den Status von Shaquille O'Neal interessiert und die Spekulationen über seinen eventuellen Wechsel nach Dallas, an seine Fähigkeiten als Ermittler in seiner Militärzeit erinnert. Und so hat er sich mit Emails an einen Bloggerkollegen in Texas gewannt und am Ende auch an Mark Cuban. Nur um festzustellen, dass Cuban selbst einfache Fragen, bei denen er in die Enge geraten könnte, rhetorisch geschickt nicht beantwortet (via Deadspin). In einem Interview mit spox hat Cuban zumindest eine Frage deutlich und klar beantwortet: Ja, es stimmt, er interessiert sich nicht mehr für den Kauf der Chicago Cubs. Allerdings ist die Begründung nachgerade unverständlich: "Dann kam aber die Wirtschaftskrise und plötzlich sah eine vernünftige Business-Entscheidung gar nicht mehr so vernünftig aus. Da habe ich mein Angebot zurückgezogen." Denn was soll die aktuelle Wirtschaftskrise mit einer langfristig gedachten Entscheidung über die Anschaffung eines populären Sportteams zu tun haben? Clubs wie die Cubs verdienen Geld. Auch in schlechten Zeiten. Und würde die Mannschaft es jemals wieder bis in die World Series schaffen und sie vielleicht sogar gewinnen, wären die finanziellen Eckdaten noch besser. Es kann aber sein, dass Meister Cuban mal wieder nur etwas ummänteln wollte und sich nicht klar ausdrücken. Sollte er das Projekt mit geliehenem Geld und mit Partnern finanzieren wollen, die im Moment auf dem Papier viel weniger wert sind als noch vor einem Jahr, hat er natürlich ein Problem.

Zum gegenwärtigen Stand der Entwicklung rund um die Cubs lohnt sich die Lektüre dieser Reuters-Meldung von vor ein paar Tagen. 900 Millionen Dollar wurde als Preis für das Team plus Wrigley Field und einen 25prozentigen Anteil an einem Sportfernsehkanal ausgehandelt, der viele Spiele der Mannschaft überträgt. Ob der Verkauf stattfindet, hängt davon ab, ob die anderen Clubeigentümer von Major League Baseball mehrheitlich dafür sind. Und der Konkursverwalter des gegenwärtigen Besitzers, des Tribune-Medienkonzerns, hat noch ein Wort mitzureden. Vielleicht denkt er ja, man hätte für das Paket weit mehr Geld herausholen können.

20. April 2009

Wenn die Musik in Charleston spielt...

Dies ist einer dieser seltenen Tage, an denen man sich fragt: Warum weißt du eigentlich nie vorher, was passiert? Es wäre doch so hilfreich. Dann wärest du rechtzeitig nach Charleston in South Carolina geflogen, um dort ein gut besetztes Tennisturnier der Frauen zu verfolgen. Und dann hättest du die Gelegenheit gehabt, ausführlich mit Sabine Lisicki zu reden. Und sicher auch mit ihren Eltern, die am Sonntag dabei waren, als die 19jährige ihren ersten großen Erfolg eintütete. Vermutlich hätten das andere auch gerne kommen sehen. Zumindest in Deutschland, wo man seit Jahren auf einen Spieler wartet, der das Zeug hat, sich bei Grand Slams wenigstens bis in die Halbfinale zu spielen. Aber wer das voraussehen will, muss den jungen Talenten auf ihren Reisen zu fernen Spielstätten folgen. Das Tennisgeschäft von heute ist mehr denn je ein nervöses Unterwegssein, das, wäre da nicht der Computer, der jedoch Woche die Weltrangliste neu ausspuckt, überhaupt keinen Sinn ergäbe.

Lisicki, das Mädchen mit dem Monster-Aufschlag, hat zumindest nunmehr jenen Teil des Geschäfts mit Bravur gemeistert, der solche Fragen regelt wie: Wer qualifiziert sich direkt für ein Teilnehmerfeld bei einem Grand-Slam-Turnier? Wer geht wem in den ersten Runden dank der Setzliste aus dem Weg? Sie kletterte im WTA-Computer von Platz 63 auf 43. Wer mehr über die Stimmung in Charleston wissen will, sollte übrigens diesen Artikel lesen. Wer mehr über die Grundlagen des Spiels von Sabine Lisicki wissen will, sollte sich vielleicht ein ganzes Traktat besorgen: Die Dissertation des Vaters Richard, eines promovierten Sportwissenschaftlers, der damals das Thema "Powertennis mit Präzision" abhandelte.

19. April 2009

Was an den anderen Baustellen los ist

Ein paar Hinweise zu Beiträgen in anderen Medien:

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des amerikanischen Sportinvestors Tom Hicks, der in Liverpool und Dallas engagiert ist (Deutschlandfunk mp3-Stream)

Der Erfolg der Dallas Mavericks im ersten Playoff-Match gegen die San Antonio Spurs offenbart eine überraschende Erkenntnis: Das Team hat das Zeug zu gewinnen, wenn Nowitzki auf der Bank sitzt (Online-Version des Artikels aus der Montagausgabe der FAZ).

Die Porträts der fünf besten NBA-Profis aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung als zehnteilige Klickstrecke.

18. April 2009

Auf dem College gewesen. Nicht viel gelernt

Eines der herberen Schimpfworte in einer ernsthaften Diskussion mit einem feinfühligen Amerikaner lautet, man sei "condescending". Das lässt sich ganz gut mit "herablassend" übersetzen. Was nach meinem Gefühl etwas schwerer wiegt als "arrogant". Natürlich ist das mit der condescension eine Frage des Blickwinkels. Als dummer Mensch lässt man sich nicht gerne von seinem Gegenüber in einem Gespräch sagen, dass der eigene Mangel an Bildung das Niveau der Auseinandersetzung nach unten zieht. Der Vorwurf der Herablassung hat hauptsächlich die Funktion, dem besser argumentierenden Gegenüber nicht recht geben zu wollen. Die klassische Formulierung, mit der solche Debatten zu Ende gehen, lautet: "Everybody is entitled to his opinion". Ja, auch der Dumme darf eine Meinung haben.

Unter dieser Überschrift lässt sich dann besser ertragen, was ein – studierter – Footballspieler aus den USA zur Zeit über seine Erfahrungen in Österreich zum Besten gibt. Nein. Er kann die Sprache der Einheimischen nicht. Nein. Das stört ihn nicht. Nein. Er kennt die Gebräuche in der örtlichen Sauna nicht. Aber das reicht, um sich darüber lustig zu machen. Nein. Er versteht nicht die Feinheiten einer politischen Kultur, in der auch ein amerikanischer Politiker wie Barack Obama eine Symbolfigur werden kann. Aber das macht nichts. Denn die Leser seines Blogs und die von Deadspin (wo man nicht mal den Namen der fraglichen österreichischen Stadt richtig schreiben kann) werden das einfach nur lustig finden.

Frage: Was ist eigentlich schlimmer – die Herablassung der Dummen? Oder die der Intelligenten?

17. April 2009

Die bessere Quelle?

Der Dank geht vorab schon mal an ESPN. Als jemand, der dauernd irgendwelche Fakten, Daten und Namen nachschlagen muss und sich in der Eile der Zeit oft bei Wikipedia rückversichert, bleibt da immer ein dumpfes Gefühl. Das wird demnächst weniger dumpf sein, wenn der Worldwide Leader of Sports die neue Datenbank an den Start gebracht hat. Da werden Archivare am Werk sein und nicht Amateure.

Drei wie Pech und Schwefel

Die Bee Gees, Derek Jeter, Tiger Woods und Roger Federer in einem Werbevideo für die Rasierermarke Gillette. Die drei Sportler tragen die gleichen Klamotten und sehen allesamt in ihnen ziemlich daneben aus. Der Gag sind die Plateauschuhe des Schweizers. Muss man nicht gesehen haben. Ist aber nach ein paar Sekunden auch schon wieder vorbei. Besondere Erwähnung: die Landschaft und die U-Bahn zu Beginn des Spots. Szenen aus New York, die man als New Yorker natürlich gerne sieht. Übrigens in der Sonntagsausgabe der Schweizer Zeitung Südostschweiz kann man ein paar Gedanken und Infos für New-York-Reisende finden. Für den Falles, das sich jemand dafür interessiert...

Helio schrammt am Knast vorbei

Der brasilianische Automobilrennfahrer Helio Castroneves wurde gestern in Miami von schwerwiegenden Steuerbetrugsvorwürfen freigesprochen. Er und seine Schwester, die ihn als Manager berät, sowie sein Anwalt standen vor Gericht und mussten im Falle einer Verurteilung mit mehrjährigen Freiheitsstrafen rechnen. Das Finanzamt und die Staatsanwaltschaft hatten Castroneves und seinen Berater vorgeworfen, einen Dreh gefunden zu haben, wie sie einen erheblichen Teil des Honorars, das der ehemalige Indy-500-Sieger auf den Rennpisten in den USA verdient, mit Hilfe einer speziellen Zwischenfirma über die Niederlande widerrechtlich an der amerikanischen Steuer vorbeilavieren. Die Fernsehbilder zeigen einen Mann auf den Stufen des Gerichts, der seien Tränen der Erleichterung freien Lauf ließ. Knast ist offensichtlich nicht halb so attraktiv wie das lebensgefährliche Risiko auf dem Speedway.

Good bye, Tyler

Wir verabschieden uns von Tyler Hamilton, der angesichts des ihm drohenden Strafmaßes wegen eines zweiten Dopingvergehens seine Karriere als Berufsradfahrer beendet. Diesmal hat er gar nicht solche hanebüchenen Geschichten wie einen damals im Mutterleib neben ihm verstorbenen Zwilling als Ursache für den Befund angegeben. Der verbotene Stoff DHEA befand sich in einem Präparat, das man in den USA ohne Rezept im Laden kaufen kann. Immerhin schönte er seine Geschichte noch etwas in Richtung Mitleidserheischung. Er bezeichnete das Produkt als Anti-Depressivum. Wikipedia weiß genug über die Substanz, um diesen vermeintlichen Wirkmechanismus zu erklären und zeigt gleichzeitig auf, dass man beim IOC solche Einschätzungen nicht weiter wichtig nimmt. DHEA ist ein Prohormon und verboten.

Blick zurück: Die Sache mit dem Zwilling

16. April 2009

Spielplanungsplanspiele für Fortgeschrittene

Wenn Religion und Sport einander über den Weg laufen, kommt es bisweilen zu seltsamen Meinungsverschiedenheiten. Die Beschwerde des anglikanischen Geistlichen haben wir noch in Erinnerung. Diese Meldung gehört in das gleiche Eingangskörbchen: Diesmal geht es um die jüdischen Fans eines New Yorker NFL-Clubs und die Frage: Wann spielt eine Mannschaft und vor allem auch wo, wenn es Feiertage gibt, an denen der gläubige Mensch sein Haus nicht verlassen darf.

Madden macht Schluss

Eine Ära der Livesportberichterstattung in den USA geht zu Ende. Mit 73 Jahren will Football-Fachmann John Maden das Mikrofon aus der Hand legen und sich zur Ruhe setzen. Der groß gewachsene, voluminöse Herr mit der tiefen voluminösen Stimme und einem Sinn für eine sachliche Beschreibung des Geschehens war einst im Gespann mit Pat Summerall unterwegs gewesen und war mit ihm zusammen zu Fox gewechselt, als Murdoch erstmals Geld für NFL-Rechte ausgab und mit einem Kompetenz-Problem kämpfte. Als Summerall, ein ehemaliger NFL-Kicker und später reiner Play-by-Play-Spezialist, aufhörte, ging er zu Monday Night Football, wo er auf Al Michaels traf. Beide zusammen gingen zu NBC, als MNF zu ESPN wanderte und der Network-Sender das Sonntagabendspiel bekam. Maddens Name dürfte eine nachwachsenden Generation noch lange verfolgen. Das Videospiel, das Electronic Arts unter seinem Namen vermarktet, ist die Nummer eins in dem Marktsegment. Madden war einst als Profispieler Tackle und machte sich als NFL-Coach einen Namen, als er mit den Oakland Raiders 1976 den Super Bowl gewann. Seine Siegesquote kann man sich heute, in einer sehr viel ausgeglicheneren Liga, kaum noch vorstellen: 76,3 Prozent. Maddens Flugangst hielt ihn übrigens nicht davon ab, seine Jobs wahrzunehmen. Als Fernsehmann leistete er sich einen eigenen Bus, mit dem er kreuz und quer durch die USA von Termin zu Termin gondelte.

Maddens Stil, der sich als Werbebotschafter für Geld jedwedes Produkt anpries, bot sich für Paroedien an. Hier ein Sketch bei MadTV:

Die Sache mit dem Bus hat NBC in einem Werbespot hübsch verarbeitet: Jerome Bettis, einst bei den Pittsburgh Steelers, heute Fernsehkommentator und mit dem Spitznamen "The Bus" ausgestattet, soll Maddens Reisemobil fahren. Natürlich verfährt er sich.

Playoff-Zeit

Die Playoffs in der NBA und der NHL finden jedes Frühjahr parallel statt. Aber das heißt auch, dass sich am Anfang immer alles ballt. Auch auf diesem Schreibtisch. Gestern bei den New Jersey Devils ein Gespräch mit Dennis Seidenberg von den Carolina Hurricanes (dazu heute abend im Deutschlandfunk in "Sport aktuell" um 22.50 h etwas mehr). Heute morgen Telefonpressekonferenz mit Dirk Nowitzki. Zum Abschluss der Tabellenrunde am Anfang der Woche habe ich die Konstellation der Mavericks beleuchtet. Dallas konnte sich seitdem doch noch auf den sechsten Platz der Western Conference retten und damit die Chancen auf das Erreichen der zweiten Runde ganz erheblich verbessern. Die San Antonio Spurs (ohne den verletzten Manu Ginobili) sind schlagbar. In der nächsten Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wird es ein weiteres NBA-Thema geben. Um was genau es geht, wird noch nicht verraten.

14. April 2009

Der Klingelbeutel: Eine Handvoll Rice

• Isiah Thomas, einer der Hauptverantwortlichen für die katastrophale Bilanz der New York Knicks in den letzten Jahren (und die damit verbundene aufgeblähte Gehaltsliste) wurde schon vor einer Weile Zug um Zug aus dem Madison Square Garden hinausgefegt. Finanziell hatte er das Arbeiten nicht nötig. Aber Menschen wie ihm wird irgendwann langweilig. Und so hat er einen neuen Job angenommen. Er wird Trainer der Basketballmannschaft von Florida International University, vermutlich im Bereich Sport die ambitionierteste Universität, die wir in den USA zur Zeit haben.

• Sie war als Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten eine Fehlbesetzung. Als Außenministerin brachte sie nichts zustande. Nun zeigt sie in einem neuen Fach das Niveau ihrer Begabungen: Sie schreibt über Golf in Augusta und Tiger Woods. Condoleezza Rice heißt dieses Multitalent, dem nachgesagt wird, es habe Interesse daran, irgendwann NFL Commissioner zu werden. Übrigens: die Entscheidung am Sonntag beim Masters war wirklich sehenswert. Nicht nur weil Tiger Woods und Phil Mickelson die Nachbrenner anhatten und mit ganz erstaunlichen Leistungen den Männern an der Spitze ihren heißen Atem in die Kragen bliesen, sondern weil sie dann doch nicht zum Erfolg kamen und die drei Burschen vorne – Kenny Perry, Angel Cabrera und Chad Campbell – noch ein Stechen brauchten. Dabei entfalteten sie zwar nicht die hohe Kunst des Golfspiels. aber produzierten Spannung pur. Sieger Cabrera hatte mehr Glück als Verstand. Und die alten Herren vom Club zeigten, dass sie auf alles vorbereitet sind. Auch darauf, jemandem in ein grünes Sakko zu stecken, der – ohne Jacke – wie ein Preisboxer aussieht.

• Manchmal dauert es ein paar Jahre, bis sich die Kontrahenten darüber verständigt haben, wie sie ein Spiel beenden wollen, das dereinst mit einem Remis endete. Die Football-Mannschaften der beiden Lokalrivalen Easton (Pennsylvania) und Philipsburg (New Jersey) haben jetzt eine Lösung gefunden. Nach 16 Lenzen. Sie stellen auf beiden Seiten die gleichen, inzwischen etwas beleibteren Spieler auf und hoffen, dass es diesmal einen Sieger gibt.

ESPN: Die ersten Lokalseiten sind da

Nach der Ausdehnung in die Breite hat die Disney-Tochter ESPN die Buddelei in die Tiefe begonnen. Die erste lokale Newsseite im Internet ist da. Schauplatz Chicago. Woraus sich folgende Gedanken ableiten lassen: Es ist ein Experiment, das nicht unter dem Brennglas der New Yorker Medien stattfinden soll. Es bedient eine Stadt, in der die Printmedien ächzen. Die Chicago Tribune leidet unter dem schuldenbelasteten Aufkauf des Mutterkonzerns und ist nicht mal in der Lage, im gegenwärtigen wirtschaftlichen Klima einen Käufer mit tiefen Taschen für die Chicago Cubs zu finden. Die Sun-Times hat andere Sorgen. Stichwort: Conrad Black. Das Projekt zielt auf einen lokalen Markt ab, der groß genug ist und mit zahllosen Sportclubs gesegnet. Die Medienlandschaft hat obendrein traditionell sehr gute Schreiber hervorgebracht (Nein, nicht du, Jay Mariotti, und nicht du, Sam Smith). Prognose: In ein paar Monaten wird ESPN das Konzept hinreichend getestet und herausgefunden haben, wo die Werbeeinnahmen herkommen. Dann werden andere Märkte attackiert.

Die Vorgehensweise ist übrigens mehr als konsequent. Denn auch der national übers Fernsehen materiell bestens finanzierte Sport ist am Ende nichts anderes als eine regional verwurzelte Angelegenheit. Dort gibt es weniger Prestige zu holen, aber viele loyale Verbraucher (und die Anzeigenkundschaft, die sich ganz konkret an dieses Publikum wenden möchte).

Steuer aus dem Streuer

Wir nähern uns im Kalender dem 15. April, einem wichtigen Tag im amerikanischen Lebensgefüge. Spätestens zu diesem Termin muss der Bürger seine Einkommenssteuererklärungen auf die Post bringen. Ich sagte Erklärungen. Ja, Plural. Denn in den USA führt man Abgaben nicht nur ans Finanzamt der Bundesregierung (Internal Revenue Service) ab, sondern in den meisten Bundesstaaten auch noch an die separate Steuerbehörde daselbst. Und in New York kommt noch ein drittes Formular dazu. Natürlich könnte jeder seinen Papierkram auch schon vorher erledigt haben. Genauso wie man einen Antrag auf das spätere Einreichen der Unterlagen stellen kann. Aber die Möglichkeiten nutzen erstaunlich wenige. Was man an den elend langen Schlangen in den Postämtern sehen kann. Wie die Lemminge leiden sie alle stumm und schlurfen langsam Schritt für Schritt bis zum Schalter, wo ein berufsmäßig schlecht gelaunter Fachangestellter für den Verkauf von Briefmarken schon darauf wartet, einem die nicht besonders gute Laune zu verderben.

Aber wie man gerade lesen kann, ist das gar nichts gegen das Leid der Profisportler in den großen amerikanischen Ligen. Die reisen nicht nur viel, sondern müssen jenen Teil ihres Einkommens, das sie in anderen Städten (und damit auch in anderen Bundesstaaten beziehungsweise in einem anderen Land wie Kanada, wo man wiederum im Rahmen der Provinzstruktur zusätzliche Steuererhebungen betreibt) verdienen, getrennt deklarieren. Ja, die zwei bis drei Millionen Dollar brutto pro Jahr, die der typische Mannschaftssportler in den USA kassiert, unterliegen anteilig den Steuerbestimmungen jener Rechtsterritorien, in denen er bei Auswärtsspielen antritt. Der Witz daran geht so: Die dabei anfallenden Summen sind trotz der inzwischen beachtlichen Gehälter eher klein. Die Arbeit für die Steuerberater und die damit verbundenen Kosten für die Spieler sind hingegen eher groß. So nahm der Staat Kalifornien, in dem fünf Baseball-Clubs residieren, von den im Laufe der Saison angetretenen Spielern der anderen Teams, im letzten erfassten Jahr 102 Millionen Dollar reines Geld ein.
Natürlich ist das nur ein Bruchteil, denn Kalifornien hat drei NFL-Teams, drei NBA-Mannschaften und drei Eishockey-Clubs und für alle gelten die gleichen Bestimmungen (was dieser durchaus verdienstvolle Artikel in der Los Angeles Times leider ignoriert).

Man braucht ganz bestimmt kein Mitleid mit reichen Sportlern zu haben. Schon gar nicht an einem Tag, an dem man selbst in der Schlange steht, um seine eigenen Steuersachen abzuschicken (per Einschreiben und mit Rückantwortschein, alles andere wäre wie Lotto spielen). Aber die Absurdität des Ganzen geht einem ziemlich schnell auf. Dabei ist das Prinzip gar nicht so schlecht. Warum sollte man nicht dort Steuern bezahlen, wo man einen Teil seines Einkommens generiert? Aber daraus ist Bürokratie vom Feinsten geworden. Und von der mangelhaften Rechtslogik ganz zu schweigen. Die Gehälter beziehen die Spieler schließlich nicht von den gastgebenden Clubs, sondern von denen, bei denen sie unter Vertrag sind. Und die sitzen jeweils an einem einzigen Ort und nicht an 30.

11. April 2009

Nachtrag zur Madness

Nicht alle werden den Sportteil der FAZ lesen oder online auf faz.net verfolgen. Deshalb hier ein Hinweis auf eine Geschichte über College-Basketball, die mit etwas Verspätung hochgeladen wurde. Im Mittelpunkt: Connecticut-Cheftrainer Jim Calhoun und sein Auftritt neulich vor laufender Kamera in einer Pressekonferenz. Während davon bereits hier die Rede war, habe ich bei den Recherchen eine nette Pointe zu Calhouns Erklärung gefunden, wonach er "not a dime" (auf Deutsch: "nicht einen Cent") an die Staatskasse und die Steuerzahler abgeben wird. Die Studiengebühren für normale Studenten von UConn wurden in diesem Jahr um sechs Prozent erhöht.

Der Klingelbeutel: Auf dem Weg zur Zirkus-Show

• Man hatte eigentlich das Gefühl, dass die Konvergenz-Tendenz der Freizeitindustrie ihren Höhepunkt erreicht hatte, als Brauereien und Medienunternehmen Sportclubs in Nordamerika übernahmen. Das hochheilige Dreieck des Unterhaltungsprogramms in den Haushalten von Millionen ist damit abgedeckt: Sie sehen stundenlang Sport im Fernsehen, mit genug Bier in Reichweite. Umso verwirrender ist diese Nachricht: Die kanadische Popsängerin Celine Dion will zusammen mit mehreren Partnern den Mehrheitsanteil an den Montreal Canadiens erwerben, der seit kurzem zum Verkauf steht. Dion ist in diesen Breitengraden extrem berühmt, weil sie es geschafft hat, sich über die Hintertreppen der Musikindustrie an jene Songs heranzurobben, die in teuren und erfolgreichen Filmproduktionen ihr Publikum fanden (Stichworte: Titanic, Up Close and Personal, Sleepless in Seattle, Beauty and the Beast) und sich auf diesem Weg durch Duette mit berühmteren Leuten wie Barbra Streisand und Luciano Pavarotti nach oben zu hangeln. Eine außerordentlich ehrgeizige, blutleere Person, die sich mit sehr viel Fleiß, Geschick und einer bemerkenswerten Stimme als jüngste von 14 Geschwistern nach oben gearbeitet hat. Wer sich für die Frau interessiert, sollte sich mal die französischsprachigen Alben aus den neunziger Jahren gönnen (zum Beispiel diese Darbietung, im Kontrast aber dann auch noch ihr Siegeslied vom Eurovisions-Wettbewerb 1988 damals für die Schweiz). 2007 wurde ihr Privatvermögen von Forbes auf 250 Millionen Dollar geschätzt. Auch nicht schlecht: Die Celine Dion-Parodien, die mit wenigen Mitteln die aufgesetzte Gefühls-Masche der Frankokanadiern, ihren Sprechstil und ihren Akzent als einstudierten act entlarven.

• Martin Kaymers Bilanz beim Masters in diesem Jahr: zwei Schläge über der Cutlinie nach zwei Runden und erneut das Aus. Das Problem war die zweite Runde am Karfreitag. Die erste am Donnerstag hatte er Par gespielt.

• Eishockey auf dem Weg zur Zirkus-Show. Die vielen Penalty-Shootout-Entscheidungen in der NHL, bei denen die Torleute deutlich im Vorteil sind, machen einen neuen Typ von Vollstrecker erforderlich: einen Trickser, der den Goalie nach Strich und Faden ausfuchst. Von solchen Einlagen werden wir in Zukunft sicher noch mehr sehen. 


Hier noch eine Variante nicht aus der NHL.
 
• Man kann in der NBA selbst dann gut verdienen, wenn man nicht spielt oder so gut wie nicht spielt. Eine kleine Übersicht

• ...und dann war da noch die Nachricht, dass jetzt Cheerleader an der University of Oregon Stipendien wie bekommen können. So wie die Sportler, denen sie von der Seitenlinie aus zuwinken. Was soll man da sagen? Frohe Ostern?

9. April 2009

Vijays Wassershow

Tiger Woods ist wieder gesund und brandgefährlich. Greg Norman hat sich durch seine Platzierung bei den British Open im letzten Jahr ins Teilnehmerfeld gespielt und wird auf Schritt und Tritt von Journalisten an seine größte Fehlleistung erinnnert. Martin Kaymer ist zum zweiten Mal da und sollte diesmal den Cut schaffen. Und was macht Vijay Singh? Er zeigt auf der Trainingsrunde am 16. Loch, wie man den Ball mit einem Schlag ins Loch befördert: in dem man ihn im langen Teich vor dem Grün einmal auftitschen lässt. Ein Zuschauer hat die Szene festgehalten. Video ab:

Ja, wir reden vom Masters, dem ersten Major des Jahres. Es hat heute morgen in Augusta offziell begonnen. Dass Singh das dann noch mal probiert, darf man nicht erwarten.

Horror für Cujo

Wo es eine Statistik wie diese gibt, die einen – ungerne – daran erinnert, dass man im Eishockey in Nordamerika Torleuten die Siege ihrer Mannschaft persönlich zuschreibt, gibt es natürlich auch eine Statistik wie diese: In der werden die Niederlagen eines Teams dem Mann in die Schlittschuhe geschoben, der vor dem Stahlstangen-Halbkäfig steht. Es gibt auch da über eine neue Bestmarke zu schreiben. Der Name zu der Geschichte: Curtis Joseph, Spitzname Cujo (in Anspielung an einen Roman von Stephen King). Der hat es in seiner Karriere nur einmal bis in die zweite Runde der Playoffs geschafft. Sein Fehler? Sich von Mannschaften anheuern zu lassen, die schlecht waren. Joseph spielt zur Zeit in Toronto (zur Zeit ganz schlecht).

Wie nicht anders zu erwarten, kommt der klassische Sportjournalist angesichts einer solchen Faktenlage allerdings zu einer mitleidigen Feststellung: Solch eine Statistik sei dubious, wofür man im Deutschen das Wort "fragwürdig" benutzen würde. Ich bin sicher, man muss bei AP nicht lange suchen, um festzustellen, dass sie ein solches Wort im Zusammenhang mit der Sieges-Meldung nicht verwenden würden. Nein, in dieser Meldung geht man sogar noch einen Schritt weiter und extrapoliert aus dem Zahlenwerk jene absolut fragwürdige Bewertung: Martin Brodeur habe sein Tor "besser verteidigt als jeder andere in der Geschichte der NHL". Worauf wir noch warten, ist ein Neuschöpfung aus der Wortschmiede. Da Brodeur der "winningest" Torwart ist, wäre Joseph dann der "losingest"?

7. April 2009

Der Klingelbeutel: Obamas Wille geschehe


So sieht's aus in den USA: Der amtierende Präsident wird von ESPN vor dem K.O.-Turnier gefragt, wie es ausgeht, und er erklärt: North Carolina wird Meister. Gestern in Detroit wurde die Sache besiegelt. North Carolina gewann die NCAA Championship im Basketball. 89:72 bedeutet: ein ziemlich schnelles Spiel, in dem beiden Seiten im Angriff nicht lange fackelten. Gegner Michigan State hatte Sympathiepunkte, die nichts mit Basketball zu tun haben. Kein Bundesstaat leidet so sehr unter der akuten Krise und der wirtschaftlichen Abhängigkeit von der amerikanischen Autoindustrie. Die Arbeitslosigkeit liegt über 12 Prozent.

• Die Süddeutsche hat sich einem absoluten Minderheitenthema gewidmet: Sie berichtet über den Erfolg von Lacrosse in Deutschland. "Mehr und mehr etabliert" sagen sie, nachdem sie ganze 1600 Spieler ausgemacht haben. Gut zu wissen. Es gibt eine deutsche Nationalmannschaft. Und die war auch schon mal Europameister. Leider enthält der Bericht keinen Hinweis darauf, dass das Spiel in den USA und Kanada von zehntausenden von Mädchen gespielt wird (mit leicht modifzierten Regeln, denn die Sportart ist ruppig). Hier noch ein Link für Interessenten: Auch Lacrosse hat eine Hall of Fame. In Baltimore.

• Man durfte sich all die Jahre wundern, in denen immer mehr Sportveranstaltungen auf einen Tag in der Woche wanderten, den so manche christliche Konfession zum absolut freudlosesten von allen erklärt hatte, wo bleiben die Proteste? Sie waren einfach nur verstummt. Jetzt sind sie wieder da. Zumindest mit Blick auf den kommenden Sonntag, den österlichen. Und bezogen auf England und seine Traditionen, die da einst unverrückbar lautete: Sport? "Sonntags nie". Der nächste Erzbischof von Westminister, fast so etwas wie eine Eminenz, hat das Thema in die Öffentlichkeit getragen. Seiner Beschwerde an die Premier League liegt ein heftiges Argument zu Grunde. Die Liga würde die Gefühle ihrer Angestellten verletzen. Der Erzbischof ist Liverpool-Fan.

• Man kann das Thema Anabolika im Sport auch lustig sehen (wenn man zum Beispiel nicht über die medizinischen Folgen von Missbrauch nachdenkt). Und dann entwickelt man ein Online-Spiel wie dieses (via the Big Lead).

5. April 2009

Frauen im Sport: Eine andere Facette

Man wird von Frauen im Sport häufiger verblüfft als von den Männern. Die meisten Männer surfen Stromlinie, reden viel angelerntes Blech, wenn sie etwas gefragt werden, und wirken, sobald sie enormen Erfolg haben, als seien sie unansprechbar. Es sei denn, man redet mit ihnen über jenen Kram, den sie tagein tagaus inhalieren. Technik. Taktik. Training. Matchfacetten. Machofacetten.

Frauen sind anders. Keine Ahnung warum. Vielleicht liegt es nur daran, dass sie froh sind, wenn sie von den Medien überhaupt beachtet werden. Vielleicht haben sie einen anderen Sinn für Selbstdarstellung und Kommunikation. Vielleicht haben einige einfach einen unprogrammierten Blick auf Sport, weil sie wissen, dass sie schon bald in ihrem Leben etwas anderes machen werden. Was Ernsthaftes. Was Vernünftiges.

Also bürsten manche vorher einfach gegen den Strich. Wie eine gewisse Courtney Paris (Bild oben rechts auf dem SI-Cover), über die heute bei National Public Radio in der Weekend Edition die erstaunliche Nachricht vermeldet wurde: Sie habe angeboten, der Universität Oklahoma das gesamte Stipendium (vier Jahre, mehr als 60.000 Dollar) zurückzuzahlen, wenn die Mannschaft nicht NCAA-Meister wird. Sie meinte das ernst und nicht als Jux. Paris ist Tochter eines ehemaligen Football-Profis, der mit den San Francisco 49ers dreimal den Super Bowl gewann, kennt also den Sport auch aus einer anderen Warte. Oklahoma hat übrigens zwei Töchter von Bubba Paris in der Mannschaft. Die andere ist die Zwillingsschwester Ashley, die allerdings nicht ganz so talentiert und nicht ganz so couragiert auftritt. An beiden fällt noch etwas anderes auf: Sie haben nicht den Akzent so vieler schwarzer Amerikaner, sie klingen weiß, was unter vielen dunkelhäutigen US-Bürgern als Defätismus empfunden wird.

Einen Beitrag später hatte der Sender eine weitere Frau im Programm, die aus der Reihe tanzt: eine Mathematiklehrerin aus England, die sich innerhalb von vier Jahren von ihrem gegenwärtigen Trainingsstand und Können (geht gegen null) in die Nationalmannschaft der Briten im Modernen Fünfkampf bei den Olympischen Spielen 2012 in London vorarbeiten will. Wenn man das hört, denkt man unweigerlich: Ein besseres Statement zu der Frage – was soll diese Disziplin bei Olympia? – hat es noch nie gegeben. Wenn jemand in vier Jahren so gut reitet, fechtet, schießt, schwimmt und läuft, dass man ihn zu einem Event auf Weltniveau schickt, scheinen die Voraussetzungen nicht besonders hoch zu sein.

Aber das ist nicht die ungewöhnlichste Geschichte, die zuletzt aus dem Frauensport an die Öffentlichkeit drang. Der Preis geht an Elene Delle Donne, die obwohl während der Schulzeit alle Weichen gestellt waren und ein Stipendium der University of Connecticut zurückgab – im College-Basketball der Frauen seit Jahren tops – einfach ausgebrannt alles aufgab. Und das obwohl dank der WNBA und einiger Ligen in Europa die Sportart relativ lukrativ geworden ist. Sie machte nicht etwa eine Pause. Sie dachte gar nicht noch einmal nach. Nein, sie drehte sich auf der Hacke um und verzichtete. Sie spielt heute Volleyball. Und das sicher nicht, weil die Beach-Volleyballerinnen mehr Geld verdienen. Sie musste einfach von dem Zug abspringen, dessen Fahrt sie nicht mehr kontrollieren konnte und etwas Neues probieren. Hut ab vor so viel Konsequenz.

Teil zwei.

Auf ewig falsch

Ein paar wahre Worte aus der Feder eines Journalisten in Worcester/Massachusetts: Er versteht nicht, dass die populären amerikanischen Sportarten so heißen wie sie heißen. Wo doch die Namen der Spiele überhaupt nicht wiedergeben, um was es dabei geht. Baseball? Nur wer die Home Plate erreicht, kann punkten. Football? Wenn jemand dauernd den Ball in der Hand hat und nur selten kickt, wie kommt man dann auf einen solchen Ausdruck? Basketball? Mal abgesehen von den legendären Pfirsichkörben, die der Erfinder damals aufhängte, warum tauft man so etwas nicht korrekt um, wenn die Körbe doch Netze sind? Ja, warum nicht? Weil wir nicht in Preußen sind, wo man die Realität wahrscheinlich viel genauer beschreibt als in den USA, wo es sich mehr um eine gefühlte und gewünschte Realität handelt. Zu den Befindlichkeitsunterschieden passt ein hübscher Beitrag aus der New York Times von heute, den Nicholas Kulish geschrieben hat, der seinen Job als Deutschland-Korrespondent aus meiner Sicht übrigens hervorragend macht.

4. April 2009

Neues aus San Jose

Kleiner Hinweis in eigener Sache: In der FAZ erschien heute ein Bericht über den Krefelder Eishockey-Profi Christian Ehrhoff, der zusammen mit Marcel Goc bei den San Jose Sharks spielt. Die Sharks haben das beste Punktekonto in der Western Conference und stehen mal wieder vor einem Problem, das nur wenige Mannschaften kennen: Sie sind besser als die Konkurrenz, scheiden aber in den Playoffs bereits in der zweiten Runde aus. Zumindest ist ihnen das in den letzten drei Jahren immer wieder gelungen. Das hat einem sehr guten Trainer, Ron Wilson, nach der letzten Saison den Job gekostet. Der hat an seinem neuen Arbeitsplatz in Toronto noch nicht viel ausrichten können. Dafür wurde er erneut zum US-Nationaltrainer ernannt, der die Olympiaauswahl in Vancouver betreuen wird.

Im Rahmen der Recherchen zu Ehrhoff habe ich einen Dreiteiler auf YouTube gefunden, der nach Art einer Reality-TV-Produktion einen Ausschnitt aus dem Alltag des Verteidigers und seines Kollegen Goc (und dessen Frau) in Kalifornien zeigt. Auf einen Besuch im Haus der Familie Goc folgt ein Ausflug in einen bayrisch angehauchten Biergarten mit Franziskaner-Weißbier und Kalbshaxe. Und danach geht es zum Fußballspiel der MLS-Mannschaft San Jose Earthquakes, wo die beiden beim Umgang mit dem Ball zeigen, dass sie wahrscheinlich in vielen Sportarten etwas geworden wären. Nicht nur im Eishockey.

Das ist Teil eins:

Hier die Links zu Teil zwei und drei.

2. April 2009

Das extremste Golf-Loch der Welt


Weit ist der Weg nach Südafrika. Sonst müsste jeder Golfspieler mit Ambitionen mal schnell zum Legends Golf & Safari Resort in der Limpopo Provinz fliegen und mit dem Helikopter rauf zum 19. Loch. Schlichtweg verrückt, das Ding: Ein Par 3 mit einem Abschlag, der knapp 400 Meter Höhenunterschied über dem Grün liegt, das den Umrissen des afrikanischen Kontinents nachempfunden wurde. Das Video zeigt den zweifachen British-Open-Sieger Padraig Harrington und den Franzosen Raphael Jacquelin bei einem Test der Anlage. Das Video ist viral seit ein paar Tagen unterwegs und wurde jetzt hier groß in einen informativen Text eingebettet. Green Fee für eine Runde liegt demnach bei um die 200 US-Dollar. Und nun wieder zurück zum Alltag: Das Masters in Augusta findet in der kommenden Woche statt. Tiger Woods ist wieder fit und großer Favorit....

1. April 2009

Löffeltechnik

Ein Tor im entscheidenden Penaltyschießen in einem Freundschaftsspiel zwischen der Schweiz und Schweden amüsiert die Fachwelt. Eines, das sicher nicht deshalb zustande kam, weil der eidgenössische Goalie im entscheidenden Moment vom Gewicht der vielen aufgenähten Werbeschriften nach unten gezogen wird (obwohl: so viele Sponsoreninformationen auf einem einzigen Menschen können nicht gesund sein). Weder die NZZ noch der Blick hatten einen Mann vor Ort und übernahmen die Beschreibung der Szene von der Agentur: "Als einziger der sechs Schützen traf Linus Omark. Er bezwang den Schweizer Goalie Marco Bührer via Lattenunterkante." Wollte da jemand aus landsmannschaftlicher Treue etwas schön reden? Tatsächlich war der Torwart schlichtweg düpiert worden. Was andere Online-Medien in Helvetien auch zugaben. Omark werden wir wohl bald in der NHL sehen. Er wurde von den Edmonton Oilers gedraftet (via With Leather)

Tour d'horizon: Vom Boxweltmeister zum Sportswriter (über den Umweg Lolita)


Aus aktuellem Anlass ein Video über Jack Johnson, den ersten schwarzen Boxweltmeister im Schwergewicht (1908 bis 1915). Er saß ein Jahr im Gefängnis, weil er mit einer weißen Frau sexuelle Beziehungen hatte. Mit seiner eigenen Frau. Er wurde mit einem Jahr Gefängnis bestraft. Senator John McCain, der im November die Wahl um die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten gegen Barack Obama verloren hatte, kam auf die Idee, dass Johnson begnadigt werden soll, und will eine entsprechende Beschlussvorlage im Kongress einbringen. Das Projekt kommt ziemlich spät. Johnson starb 1946 im Alter von 68 Jahren.

Johnson war übrigens der erste Mensch, der wegen des Gesetzes (Mann Act, benannt nach dem Politiker, der es eingebracht hatte) verurteilt wurde. Die Erläuterungen zu diesem Gesetz auf der deutschen Wikipedia-Seite sind etwas knapp geraten (auch wenn die den interessanten Hinweis auf Chuck Berry und seine Verurteilung in den sechziger Jahren enthält). Ich empfehle zum besseren Verständnis der Thematik den englischsprachigen Eintrag. Er beschreibt die Erfahrungen von noch mehr, auch weißen Figuren wie Charlie Chaplin. Und er beschäftigt sich mit der Vermutung, dass Vladimir Nabokovs Roman Lolita möglicherweise auf einem echten Fall basiert, in dem ebenfalls der Mann Act eine Rolle spielte. Weltliteratur und das amerikanische Recht – was für eine Kombi...

An dieser Stelle möchte ich gerne abschweifen, weil mich die Recherchen zu Nabokov auf etwas gebracht haben, was mich ehrlich gesagt mehr fasziniert als ein weiterer klassischer Fall von Rassismus in den USA. Ich bin nämlich zu der Webseite des ehemaligen ZEIT-Redakteurs Dieter E. Zimmer gelangt, der sich intensiv mit dem Schriftsteller und noch akribischer mit Lolita beschäftigt hat. So bemüht er sich seit einigen Jahren darum, die fiktiven amerikanischen Orte in dem Roman (und davon gibt es sehr, sehr viele, weil die Figuren in der Geschichte enorm viel herumreisen) mit US-Echtorten abzugleichen. Das Angenehme an seiner Arbeit (und am Internet): Heute konnte ich zum ersten Mal sehen, dass auch Schauplätze darunter sind, die ich sehr gut kenne: das Interlaken Inn in Lakeville und die sehr ländlichen Litchfield Hills, in denen ich mich gewöhnlich am Wochenende aufhalte, um dem nervigen Dauergeräusch namens New York zu entkommen.

Die Gegend hat es nicht in viele Romane von Rang geschafft. Ich erinnere mich daran, wie Richard Ford den Landstrich im Sportreporter (Originaltitel: The Sportswriter) abgewatscht hat. Er verspottete unsere Gegend als "indecisive Judas country" und nur etwas für "second-rate editors and agents of textbook writers". Und so schickte er seine Hauptfigur, Richard Bascombe, bei seiner Haussuche aus Connecticut wieder weg und nach New Jersey. In einen Ort namens Haddam, der fiktiv ist, aber wohl die Universitätsstadt Princeton zum Vorbild hat.

Eine Kritikerin sah übrigens Grund, in ihrer Besprechung von Richard Fords drittem Buch seiner Bascombe-Trilogie (The Lay of the Land), Nabokov und Ford zueinander in Beziehung zu bringen. Ford und sein "dirty realism" schneiden nicht gut ab:
"Nabokov’s Humbert can drag Lolita up and down highways, into the beds of random hotel rooms, and his villainy is endlessly transfixing. Bascombe, on the other hand, is more like the windbag neighbor you dread running into at the curb while picking up your newspaper. Extending his own metaphor: Ford should’ve cracked the whip harder."

Ende der Tour d'horizon? Fast. Nur noch schnell zu Richard Ford, dessen Arbeit ich sehr schätze. Sein Großvater war Profiboxer. Und auch er hat in seiner Jugend geboxt. Als Journalist arbeitete er für das Magazin Inside Sports und widmete sich dem Schreiben von Romanen und Kurzgeschichten, als das Magazin zumachte und er nicht von Sports Illustrated angeworben wurde. Er fungierte später als Autor der Einleitung des Bildbands The Fight.

Zum neuen Quartal: Bulletin aus HH

Beste Nachricht des Tages? Nein, nicht dass Mario Gomez zumindest die Gegner dazu zwingt, Eigentore zu fabrizieren. Dies hier: dogfood (Kai Pahl) hat ein ausführliches Bulletin durchgegeben, das zum ersten Mal etwas genauer beschreibt, was ihn neulich so rasch ins Krankenhaus gebracht hat und weshalb das keine kleine Operation war. Wie schon vermutet: Statt mit dem unaufdringlichen laparoskopischen Besteckkasten wurde der Patient nach alter Sitte behandelt. 20 Zentimeter Schnitt, mein lieber Herr Gesangverein. Sich von einem solchen Eingriff wieder aufzurappeln, ist nicht einfach und braucht Zeit. Der Mann wird vermutlich sogar demnächst Sport treiben müssen. Den Blog dazu malen wir uns schon mal aus. Er könnte heißen: aag (allesaussergalle).

Der durchgeknallte Cop nimmt den Hut

Wenn AP es verbreitet, sollte es kein Aprilscherz sein: Der Polizist aus Texas, von dem hier in den letzten Tagen schon hier und hier die Rede war, hat gekündigt. Eine gute Lösung. Es sei denn, er dreht jetzt durch und lässt irgendein Gebäude mit Menschen drin in die Luft gehen.