16. August 2010

Spekulationen über Kaymers Freundin

Das Zitat des Tages kommt aus dem Mund von Allison Micheletti: "Er ist einfach die mental stärkste Person, die ich kenne. In jedem Bereich seines Lebens. Er beklagt sich nie und macht das, was er tun muss." Micheletti ist die blonde Frau, die jetzt plötzlich auf Fotos aus Kohler/Wisconsin auftaucht, weil das Bild mit ihr in der Umarmung mit Martin Kaymer so viel mehr menschelt als seine etwas steife Pose mit der Wannamaker Trophy.

Da die BILD-Zeitung noch nicht alle Daten über die Amerikanerin korrekt zusammengegoogelt hat: Micheletti ist 22, kommt aus Missouri und war ein sportliches Multi-Talent, spielte Fußball und Basketball, ehe eine Knieoperation sie in Richtung Golf schob. Durch die Sportart landete sie an der Furman University in South Carolina. BILD hat amerikanische Quellen abgeschrieben und eine Frau zur Freundin erklärt, die in New York an einem College in New York als "Marketing-Expertin" arbeitet. Wenn man die im Telefonverzeichnis von Wagner aufgelistete Alison Micheletti (Vorname mit einem "l") anruft, bestätigt sie einem gerne, dass sie nicht die Freundin von Kaymer ist. Dass sie nicht gestern in Wisconsin war. Und dass sie nicht mal weiß, wer die PGA Championship gewonnen hat. Ich war ganz offensichtlich der erste, der sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, sie zu fragen.

Mehr Bilder von der richtigen Micheletti finden sich auf amerikanischen Webseiten, die sich auf WAGs spezialisiert haben. Wer mag, kann ja hier vorbeischauen. Die Burschen haben die Lebensgefährtin übrigens schon zur Ehefrau hochgejazzt.

Der Algorithmen-Denker

KOHLER, WI - AUGUST 15: Martin Kaymer of Germany sits next to the Wanamaker Trophy while he is interviewed during a press conference after winning the 92nd PGA Championship on the Straits Course at Whistling Straits on August 15, 2010 in Kohler, Wisconsin. Martin Kaymer defeated Bubba Watson in a three-hole aggregate playoff. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)
Irgendwann kommt der Tag, an dem man still sich selber sagt: "Das habe ich kommen sehen." Natürlich wäre es schön, man hätte dann auch ein paar Zeugen *) aufzuweisen, die bestätigen können, dass man durchaus das Zeug zum Orakel besitzt. Aber tatsächlich liegt man mit seinen Prophezeihungen häufiger falsch als richtig. Sport ist unberechenbar. Unvorhersehbar. Und deshalb ist er faszinierend.

Golf ist an und für sich eher weniger faszinierend. Ein langsames, stilles Spiel. Etwas für Einzelgänger. Und etwas für Bewegungsästheten, die nachvollziehen können, was alles in einem Körper aufs Feinste koordiniert ablaufen muss, damit der Ball exakt dort landet, wo man ihn hinhebeln will.

Das kann man als Spieler auf zweierlei Weise probieren: Mit dem hero shot, bei dem man sein Können bis an die Grenze des Mutmaßlichen testet. Oder mit dem percentage play – die Nummer sicher sozusagen, bei dem man das Risiko möglichst ausschaltet und defensiv denkt.

In den meisten Augenblicken, wenn Martin Kaymer defensiv spielt, sieht man ihm das nicht an. Der Mann wirkt auf dem Platz zugeknöpft wie eine enge Hose. Aber die Algorhyithmen in seinem Gehirn arbeiten trotzdem weiter. Kaymer wäre wohl im Fußball nicht der Typ Torwart und nicht Ausputzer gewesen, sondern eher im vorderen Mittelfeld gelandet, wenn auch sorgfältig und vorsichtig auf den sicheren Pass bedacht. Aber Fußball hat er, obwohl als Jugendspieler richtig gut am Ball und auf dem Weg in den oberen Talentezirkel, dann lieber wieder aufgegeben. Zuviele Imponderabilien? Zuviele Verletzungsrisiken? Vielleicht. So richtig gründlich hat er das wohl nie überlegt. Es gab schließlich diese vielversprechende Alternative: Golf. Das Spiel für Self-Made-Men. Da bist du auf niemanden angewiesen.

Ich bin diesem Algorhyithmen-Denker vor zwei Jahren bei unserem ersten Gespräch ein wenig auf die Schliche gekommen, als ich ihn fragte, weshalb er sich in seinem ersten Jahr auf der European Tour keinen festen Caddie genommen hatte. Seine Antwort war das Gegenstück zu einem percentage play auf dem Platz: Er wollte tatsächlich lieber auf jeder Übungsrunde alleine den Wagen mit dem Bag über die Anlage ziehen und sich an jeder kritischen Stelle über die Besonderheiten von Grüns und Fairways Notizen machen, als sich darauf zu verlassen, dass sein Caddie alles aufschreibt und ihm im entscheidenden Moment als Information anbietet, damit er – Kaymer – abwägen kann, wie er den jeweiligen Schlag imaginiert und umsetzt. Er wollte nicht abhängig sein und nahm lieber den Mehraufwand in Kauf. Vergeblich würde dieser Aufwand nicht sein, dachte er. Er hatte den Plan, auch in den Jahren danach auf diesen, denselben Plätzen zu spielen. Jedes speicherbare Detail würde ihm irgendwann wieder zugute kommen. Er nahm sich für das Turnier dann immer einen lokalen Caddie. Einer, der den Platz kennt. Nicht einer, der Kaymer und seine Algorhyithmen kennt. Und einer, der nicht irgendwelche finanziellen Ansprüche stellen würde. Das war in manchen kippligen Situationen im Turnier von Nachteil. Aber Kaymer behauptete, ein ständiger Caddie hätte ihm nichts genützt. Nun gut. Inzwischen setzt er auf Craig Conolly (Kaymer: "Ein sehr sympathischer Kerl. Er ist Schotte. Es ist sehr lustig mit ihm auf dem Platz, und er hat sehr viel Erfahrung.")

Kaymer war – mit Conolly – am Sonntag schon früh sehr nahe am bislang größten Erfolg seiner Karriere, als er kurz vor Schluss der regulären vierten Runde der PGA Championship mit zwei Schlägen Vorsprung das Feld anführte. Aber er war danach auch wieder sehr weit weg. Selbst als er den schwierigen Fünf-Meter-Putt auf dem 18. Grün zum Par einlochte und damit den Gleichstand mit dem Amerikaner Bubba Watson erzielte, bedeutete das nicht mehr als eine hauchdünne Chance auf ein Stechen. Und dazu musste der zweite Amerikaner Dustin Johnson, der hinter ihm auf der 17 mit einem Birdie in Führung gegangen war, auf der 18 einen Fehler produzieren. Johnson produzierte tatsächlich sogar zwei (einer war sehr bizarr und führte zu zwei Strafschlägen und sorgte für den Absturz auf den fünften Platz).

Auch im Stechen gegen Watson schien Kaymer zunächst wieder weg vom Fenster. Denn Bubbas Birdie auf der 10, dem ersten Playoff-Loch, wirkte souverän. Sein Par im Vergleich dazu fast schon mühevoll. Man denkt dann: Der andere hat das Momentum. Der hat psychologisch die Oberhand. Der muss jetzt nur noch fehlerfrei weiterspielen und hat das Ding in der Tasche. Mal abgesehen davon, dass der junge Herr K. an der 17 mit einem kaltschnäuzigen Putt zum Birdie gleich zog: Die dritte Bahn im Stechen zeigte, wie er in richtig heiklen Augenblicken an die Aufgabe herangeht. Weil sein Gegner mit einem riskanten Annäherungsschlag den Ball im Bach vor dem Grün versenkte und sich so einen Strafschlag einfing, verzichtete der Rheinländer auf jede Showeinlage. Er spielte auf Supersondersicher und gewann – unspektakulär – mit einem Schlag Vorsprung.

Viel Euphorie konnte man ihm anschließend nicht anmerken. Was sicher an dem Prozess lag, der vorher in seinem Gehirn stattgefunden hatte. Der Mann lebt nicht von Endorphinen. Der lebt von... ja, von was eigentlich?

Er hat auf jeden Fall den richtigen Beruf gewählt (was man schon vor ein paar Jahren sicher sagen konnte, als auf der untersten Satelliten-Tour für junge Profis die Gleichaltrigen ziemlich alt aussehen ließ. Ich habe ihm damals bereits so etwas zugetraut wie diesen Erfolg von gestern. Genauso wie ich nach seinen ersten US Open in La Jolla gedacht habe, dass er auf einem langen, schweren Platz eher ein Major gewinnt als auf diesem aalglatten Putting-Parkett in Augusta.

Alles weitere wird sich zeigen: Platz 5 der Weltrangliste with a bullet. Ryder Cup im Oktober. Ich hatte bereits angenommen, dass er nach einem solchen Resultat auf die amerikanische PGA Tour wechselt. Wolfgang Scheffler in der FAZ zitiert ihn jetzt folgendermaßen: „Es war immer mein Ziel, Mitglied der PGA-Tour zu werden. Ich möchte mehr in Amerika spielen, weil ich weiß und fühle, dass mein Spiel besser wird, wenn ich in Amerika spiele. Ich will mehr in Florida spielen, weil ich mein Spiel auf Bermudagras verbessern will.“ Wir sehen uns also wieder. Spätestens im nächsten Jahr.

*) einstige Prophezeiungen zu Kaymer in American Arena:

"...der ... in zwei Jahren das Zeug haben wird, um sein erstes Major zu gewinnen..." (22. Juni 2008)

"Er gehört inzwischen zu den Topleuten der Branche. Und wenn man davon ausgeht, dass bei jemandem mit seinem Talent tatsächlich noch Luft nach oben ist, darf man gefahrlos Folgendes prophezeien: Dieser Typ wird sich demnächst in den Top Ten festsetzen und bei wichtigen Turnieren – den sogenannten Majors – mit einer Handvoll von Konkurrenten um die Pötte spielen..." (12. Juli 2009)

3. August 2010

Die Welt zu Gast in Akron

Tiger Woods ist in der Stadt. Die Stadt heißt Akron. LeBron James ist auch irgendwie in der Stadt. Oder besser in der Zeitung von der Stadt. Die Zeitung heißt Akron Beacon-Journal. Woods spielt im Firestone Country Club im Rahmen der World Golf Championship. Ein Termin, bei dem die Besten aus den USA und aus Europa in einem exklusiven Feld um sehr viel Geld spielen. Dass Woods in Akron ist, wäre nicht weiter bemerkenswert. Denn er spielt schrottig und hat das Plateau seiner Leistungsfähigkeit überschritten (was auch eine Altersfrage ist, denn jenseits der 35 wird es schon rein körperlich immer schwieriger, vier Tage lang mit dem Können der Nachwachsenden mitzuhalten). Aber Woods ist noch immer das meal ticket der Sportschreiber in Amerika. Wenn sie einen Dreh finden können, sich über ihn auszulassen, dann tun sie es. Warum? Nicht wegen der Sex-Affäre und ihren Folgen. Sondern, weil er an Platz eins der Weltrangliste steht. Weil man ihm zutraut, zum ersten Mal seit seiner Rückkehr wieder ein Turnier zu gewinnen. Und, ja, wenn ihm das gelänge, das wäre doch bemerkenswert, oder nicht? Akron wurde so zum Testfall ausgerufen. Schließlich hat er hier in der Vergangenheit immer dominiert. Wenn er diesmal nicht gewinnt, muss man ihn wohl endgültig zum Has-Been herunterstufen, oder nicht? So geht das seit Tagen in den Sportteilen, die auf diese Weise kostbaren Platz verschwenden, den sie ganz anderen Golf-Themen widmen könnten.

Da macht es LeBron schon besser. Er verzichtet darauf – ganz der Narziss, der er nun mal ist – den Sportteil zu behelligen. Er kauft gleich eine ganzseitige Anzeige in der Zeitung, um den Lesern zu versichern, dass sein Wechsel aus dem nahen Cleveland in das ferne Miami, nichts an seinen heimatlichen Gefühlen zu Akron ändern wird. Oder in den gedrechselten Worten von King James:

"An meine Familie, Freunde und Fans in Akron:
Ich habe mein gesamtes Leben in Akron verbracht und bin deshalb ein wirklich glücklicher Mensch. Hier habe ich gelernt, Basketball zu spielen und die Leute getroffen, die zu für mein ganzes Leben zu meinen Freunden und Mentoren wurden. Ihre Art, ihre Aufmunterung und ihre Unterstützung werden immer mit mir sein. Akron ist meine Heimat und der zentrale Brennpunkt [sic!] meines Lebens. Hier habe ich begonnen, und hierher werde ich immer wieder zurückkehren. Ihr könnt versichert sein, dass ich für diese Stadt auch weiterhin alles tun werde, was ich kann, was für meine Familie und mich so wichtig ist. Vielen Dank für die Liebe und die Unterstützung. Ihr bedeutet mir alles."

Vielleicht sollte man an dieser Stelle erwähnen, dass Akron zwar viel Gummi, aber keine guten Wortschmiede produziert hat (der beste war wohl dieser Mann, ein reputierlicher Redakteur der New York Times). Und auch die Sache mit dem Gummi hat nachgelassen. Die – heute japanische – Firma Bridgestone wäre vor ein paar Jahren fast aufgrund der mangelhaften Qualität ihrer Reifen pleite gegangen.

Das mit den Anzeigen scheint übrigens Schule zu machen (und ist eine nette Geste in Richtung eines darbenden Zweigs der Medienindustrie). Der Litauer Zydrunas Ilgauskas spendierte gestern dem Cleveland Plain-Dealer eine Seite ("Dear Cleveland...."). Darin bitter er die Fans der Cavaliers um Verständnis für seine Entscheidung, in Miami neben James um den Meisterschaftserfolg zu spielen, der ihm in Ohio nicht vergönnt war. Ilgauskas war im März von den Cavaliers an die Wizards abgegeben worden, und dann als Free Agent für ein paar Groschen wieder eingekauft worden. Er hat im Laufe seiner langen Karriere in Cleveland mehr als 100 Millionen Dollar brutto abgesahnt. In Miami spielt er für 2,8 Millionen.

2. August 2010

Männer von der schnellen Truppe brauchen nur 15 Sekunden

An einem Tag wie heute, an dem mal wieder die Aktienkurse an Wall Street deutlich nach oben gezuckt sind, herrscht unter den Leuten, die durch solche Bewegungen ihren Kontostand aufbessern, gewöhnlich ziemlich gute Laune. Die Wirtschaft in unseren New Yorker Breiten hängt nämlich noch immer leicht beduselt in den Seilen. Aber es gibt Zeichen, dass zumindest in der Medienindustrie mit ihren gebeutelten Tagszeitungsverlagen wieder Schwung in die Geschäftemacherei kommt. Der unwiderstehliche Rupert Murdoch (über dessen Ambitionen mit dem Wall Street Journal ich vor ein paar Tagen im Deutschlandfunk berichtet habe) interessiert sich für die Sickergrube namens Texas Rangers, wo der FC-Liverpool-Co-Eigentümer Tom Hicks, der auch in England nichts als Schulden produziert hat, das Geld anderer Leute verbrannt hat. Übrigens: Die Tage von Hicks am Mersey River scheinen gezählt. Nicht alle Schwätzer und Marodeure haben das Zeug, auf den Wellen des Kapitalismus zu reiten. Hicks wirkte schon länger wie ein Absturzkandidat.

Sagten wir reiten? Der New Yorker Sport-Blog Deadspin nimmt auf dem Parcours der sogenannten neuen Medien schon länger weder die Wörter "Sport" noch "Blog" wahnsinnig wichtig. Das hat unter anderem mit den Hauptpersonen zu tun. A. J. Daulerio, der Nachfolger von Will Leitch im Amt des Redaktionsleiters, ist ein lupenreiner Gossip-Voyeur – je schmuddeliger, desto lieber. Unter ihm wurden Interna aus dem Leben der Mitarbeiter der Mediengroßmacht ESPN zum ständigen Thema. Und so darf man sich nicht wundern, dass er heute 2000 Dollar für die Zusendung eines ganz bestimmten Fotos auslobte, das er gerne publizieren würde. Wohl wissend, dass die Veröffentlichung dieses Fotos den Traffic nach oben peitscht.

2000 Dollar Honorar sind in der Niedriglohn- und Selbstausbeutungswelt der Blogger eine stattliche Summe. Sie sind aber auch so etwas wie ein neue Marke. Der Preis für das nächste Foto von Belang wird vermutlich mehr kosten. Vielleicht sollte man kurz den Hintergrund zu diesem Vorgang ausleuchten, damit Menschen, die weder Deadspin verfolgen noch das außereheliche Sexualleben von berühmten katholischen College-Basketballtrainern, sich ein Bild machen können.

Hier also im Schweinsgalopp: Zur Zeit findet in Louisville/Kentucky ein Prozess statt, in dem eine 50-jährige Frau namens Karen Sypher auf der Anklagebank sitzt, weil die Staatsanwaltschaft den Eindruck gewonnen hat, sie habe versucht, den besagten Trainer Rick Pitino zu erpressen. Die Sache begann mit einem Quickie in einem Restaurant in Louisville im Jahr 2003, führte zu einer Abtreibung (keiner vermag zu sagen, wer tatsächlich der Vater war, Pitino erklärte im Zeugenstand en detail, dass er nach ganzen 15 Sekunden den Coitus abruptus praktiziert habe). Dann ging es weiter mit Syphers Hochzeit mit einem Assistenztrainer von Pitino, mit einer Scheidung, mit weiteren Affären, dem besagten Prozess gegen die gesichts- und wohl auch brustkosmetisch stark behandelte Frau, und in diesem Prozess kam es Beschreibung weiterer sexueller Handlungen. Das von Deadspin gesuchte Foto zeigt angeblich Sypher beim Fellatieren ihres Scheidungsanwalts, dem sie anschließend die Rechnung schuldig blieb. Auch der Anwalt hat inzwischen ausgesagt und die Fotos penibel beschrieben. Ach, ja, und nicht zu vergessen: Sypher hat sechs Jahre nach dem Quickie den Vorgang als Vergewaltigung bezeichnet. Ein massiver Vorwurf. Bei den Berichten über das Geschehen im Gerichtssaal ist übrigens der Blog kentuckysportsradio.com nicht zu schlagen. Dessen Berichterstattung stellt den Versuch, klassischer Medien in den Schatten, ihren Lesern die bizarren Abläufe zu erklären. Und sie ist allemal besser als die aufwiegelenden Juxereien von Deadspin, die nicht eine Spur leisten, um aufzuhellen, was die bürgerlichen Schichten von Louisville miteinander und gegeneinander treiben, wenn ihnen das Leben zu langweilig wird, sie Geld brauchen und wenn sie so tun, als sei Collegesport eine der unschuldigsten Abteilungen des Sportkommerzes.

Klingt alles ein bisschen klebrig und unübersichtlich. Zumal die Frage im Raum steht: Wieso ist Rick Pitino eigentlich immer noch der Trainer der Universität Louisville und damit in einer Position, in der er ständig mit einiger Autorität jungen Spielern den Hang riskanten Leben und zu Verstößen gegen gesellschaftliche Normen ausreden muss? Aber die Normen verschieben sich ganz langsam. Hochbezahlte Heuchler müssen nicht länger um ihre Jobs fürchten, wenn sie nur die richtige Miene zum schlechten Spiel machen.

Weshalb auch junge Basketballprofis, die allzu früh das College verlassen und sich vom ersten Geld einen schnellen Schlitten aus Untertürkheim kaufen, mit Bewährung davon kommen, wenn sie die Autobahn unsicher machen und dabei die doppelte der erlaubten Geschwindigkeit fahren. Immerhin kam für die Gosspip-Voyeure ein hübsches Video dabei heraus. Geschossen wurde es vor ein paar Wochen aus der Kanzel des Polizei-Hubschraubers, der Tyreke Evans von den Sacramento Kings verfolgt und auch noch die Festnahme aufnimmt (ein Motorrad-Polizist mit gezogener Waffe). Wer ist Tyreke Evans? Der Rookie des Jahres in der NBA und theoretisch ein guter Kandidat für das Team der Amerikaner bei der WM in der Türkei, die ohne einen einzigen Olympia-Teilnehmer antreten. Evans darf zu Hause bleiben.


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Blick zurück: Pitino im Zwielicht